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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Erde. »Aufhören!«, schrie Josua. Als sich der Wächter im Staub aufsetzte, schimmerten seine Augen wie Silbermonde in ihren Höhlen. Er war blind.
    Später, nachdem wir zwei Tage nicht gesprochen hatten, und Josua und ich dazu verbannt waren, hinter der Karawane zu reiten, weil sich die Wachen vor uns fürchteten, nahm ich einen Schluck aus meinem Wasserschlauch, dann reichte ich ihn Josua. Auch er nahm einen Schluck und gab ihn mir zurück.
    »Danke«, sagte Josua. Er lächelte, und ich wusste, dass er zurechtkommen würde.
    »He, Josua, tu mir einen Gefallen.«
    »Was?«
    »Erinnere mich daran, dich nicht zu erzürnen, okay?«

    Die Stadt Kabul erhob sich über fünf zerklüfteten Bergen, die Straßen waren terrassenartig angelegt und die Häuser zum Teil in die Berge hineingebaut. Nichts deutete in der Architektur auf römischen oder griechischen Einfluss hin. Im Gegenteil besaßen die größeren Gebäude Ziegeldächer, die an den Ecken hochgebogen waren, ein Baustil, den Josua und ich vor Ende unserer
    Reise in ganz Asien zu sehen bekamen. Die meisten Bewohner waren raue, drahtige Menschen, die wie Araber aussahen, wenn auch ohne die schimmernde Haut, die von olivenölreicher Ernährung herrührte. Ihre Gesichter wirkten hagerer, ausgezehrt vom kalten, trockenen Wind des Wüstenhochlands. Auf dem Markt sah man Händler und Kaufleute aus China und zahlreiche Männer, die wie Ahmad und seine Bogenschützen aussahen, ein Menschenschlag, der in den Augen der Chinesen schlicht barbarisch war.
    »Die Chinesen fürchten sich so sehr vor meinem Volk, dass sie eine Mauer errichtet haben, die hoch wie ein Palast ist, breit wie die breiteste Prachtstraße in Rom, und die sich zehnmal so weit erstreckt, wie das Auge sehen kann«, sagte Ahmad.
    »Mh-hm«, sagte ich und dachte: Du billiger, kleiner Aufschneider.
    Josua hatte seit dem Überfall nicht mehr mit Ahmad gesprochen, doch grinste er spöttisch über Ahmads Geschichte von der großen Mauer.
    »Wie dem auch sei«, sagte Ahmad. »Wir bleiben heute Nacht in einer Herberge. Morgen bringe ich euch zu Balthasar. Wenn wir uns früh auf den Weg machen, können wir gegen Mittag dort sein, dann seid ihr das Problem des Magiers, nicht mehr meins. Wir treffen uns vor der Tür, bei Sonnenaufgang.«
    An jenem Abend servierten uns der Wirt und seine Frau ein Mahl aus scharf gewürztem Lamm und Reis, mit einer Art Reisbier, das zwei Monate Wüstenstaub aus unserer Kehle spülte und den Kopf auf angenehme Art vernebelte. Um Geld zu sparen, zahlten wir für Pritschen unter dem weit geschwungenen Dachvorsprung der Herberge, und wenn es auch angenehm sein mochte, seit Monaten zum ersten Mal wieder ein Dach über dem Kopf zu haben, so fehlte beim Einschlafen der Anblick der Sterne. Lange lag ich wach, halb trunken. Josua schlief den Schlaf der Gerechten.
    Am nächsten Tag erwartete uns Ahmad vor der Herberge mit zweien seiner afrikanischen Wächter und zwei zusätzlichen Kamelen im Schlepptau. »Kommt schon. Es mag das Ende eurer Reise sein, aber für mich ist es nur ein Umweg«, sagte Ahmad. Er warf uns je einen Kanten Brot und einen Brocken Käse zu, wir sollten unser Frühstück unterwegs einnehmen.
    Wir ritten aus Kabul hinaus und in die Berge, bis wir in ein Labyrinth von Schluchten kamen, welches sich durch zerklüftete Berge hinzog. Sie sahen aus, als hätte Gott sie aus Lehm geformt und dann in der Sonne backen lassen, bis der Lehm von tiefgoldener Farbe war. Diese reflektierte das Licht wie einen Sprühregen, der Schatten fraß und dunkel zerstob. Gegen Mittag hatte ich keine Ahnung mehr, in welche Richtung wir reisten und hätte auch nicht schwören können, ob wir nicht immer wieder durch dieselben Schluchten kamen, doch schienen Ahmads schwarze Wächter den Weg zu kennen. Schließlich führten sie uns um eine Biegung zu einer steilen Felswand, siebzig Meter hoch, die sich von den anderen Wänden insofern unterschied, als dass Fenster und Balkone hineingeschlagen waren. Es war ein Palast, den man aus dem bloßen Stein gehauen hatte. An dessen Fuß stand eine eisenbeschlagene Tür, die aussah, als wären zwanzig Männer nötig, um sie zu bewegen.
    »Balthasars bescheidene Hütte«, sagte Ahmad, während er sein Kamel in die Knie zwang, damit er absteigen konnte.
    Josua stieß mich mit einem Reitstock. »He, hattest du das erwartet?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht etwas - ich weiß nicht - Kleineres.«
    »Könntest du den

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