Die Bibel nach Biff
Wenn man einem Kamel eine dehydrierte Amphibie bis auf Ellbogenlänge in den Po schiebt, fühlt es sich provoziert, umso mehr noch, wenn diese Prozedur heimlich vonstatten geht, während es schläft. Kamele sind nicht leicht zu überlisten. Sie beißen.
»Das kann ich heilen«, sagte Josua mit Blick auf die gewaltigen Bissspuren an meiner Stirn. Wir folgten Ahmads Karawane die Seidenstraße entlang, die weder eine Straße, noch aus Seide war.
In Wahrheit war sie ein schmaler Pfad durch das unwirtliche, felsige Wüstenhochland, das heute Syrien heißt, hinunter in die unwirtliche, flache Wüste, die heute Irak heißt.
»Er sagte, sechzig Tage mit Kamelen. Heißt das nicht, dass wir reiten und nicht laufen sollten?«
»Dir fehlen deine Kamelfreunde, was?« Josh grinste dieses rotznasige Sohn-Gottes-Grinsen. Vielleicht war es auch ein ganz normales Grinsen.
»Ich bin nur müde. Ich war die halbe Nacht wach und hab mich an die Biester rangeschlichen.«
»Ich weiß«, sagte Josua. »Ich musste vor Sonnenaufgang hoch, um einen der Sättel zu reparieren, bevor es weiterging. Ahmads Werkzeug lässt einiges zu wünschen übrig.«
»Mach nur, spiel den Märtyrer, Josh, vergiss einfach, was ich die ganze Nacht getrieben habe. Ich sage nur, wir sollten reiten, statt zu laufen.«
»Das werden wir«, sagte Josh. »Nur jetzt noch nicht.«
Alle Männer in der Karawane ritten, wenn auch mehrere - wie auch Kanuni - auf Pferden. Die Kamele waren mit großen Bündeln eiserner Werkzeuge, Färbepulver und Sandelholz für den Orient beladen. In der ersten Hochlandoase, auf die wir stießen, tauschte Ahmad die Pferde gegen vier weitere Kamele, und Josua und ich durften reiten. Abends aßen wir bei den übrigen Männern, teilten mit ihnen gekochtes Getreide oder Brot mit Sesampaste, gelegentlich mal ein Stück Käse, mit Kichererbsen und Knoblauch zerstampft, hin und wieder Ziegenfleisch und manchmal den dunklen, heißen Trunk, den wir in Antiochia entdeckt hatten (vermischt mit Dattelzucker und auf meine Anregung hin mit aufgeschäumter Ziegenmilch und Zimt). Ahmad speiste allein in seinem Zelt, während wir anderen unter dem offenen Vordach aßen, das uns vor den heißesten Stunden des Tages schützen sollte. In der Wüste wird es von Stunde zu Stunde wärmer, und so ist es am späten Nachmittag am heißesten, kurz bevor der Sonnenuntergang die heißen Winde bringt, die noch den letzten Rest Feuchtigkeit von deiner Haut föhnen.
Keiner von Ahmads Leuten sprach Aramäisch oder Hebräisch, aber im Lateinischen und Griechischen waren sie bewandert genug, dass sie Josua und mich mit manchem ärgern konnten, wobei ihr Lieblingsthema selbstverständlich mein Job als Kamelentstopfer war. Die Männer stammten aus einem halben Dutzend verschiedener Länder, deren Namen wir zum Teil noch nie zuvor gehört hatten. Manche waren schwarz wie Äthiopier, mit hoher Stirn und langen, grazilen Gliedern, andere dagegen stämmig und o-beinig, mit kräftigen Schultern, hohen Wangenknochen und langen, dünnen Bärten wie Ahmad. Kein Einziger war dick oder schwach oder langsam. Antiochia lag noch keine Woche hinter uns, als wir merkten, dass nicht mehr als zwei Männer nötig waren, eine Karawane von Kamelen zu führen und zu versorgen, so dass es uns geradezu sprachlos machte, weshalb jemand, der so gewitzt war wie Ahmad, derart viele überflüssige Angestellte mitnehmen sollte.
»Banditen«, sagte Ahmad und rückte seinen Wanst zurecht, um eine bequemere Sitzhaltung auf dem Kamel einzunehmen.
»Ich brauchte nicht mehr als zwei Tölpel wie euch beide, wenn es nur darum ginge, die Tiere zu versorgen. Es sind Wachen. Was glaubt ihr, weshalb sie Bogen und Lanzen tragen?«
»Ja«, sagte ich und warf Josua einen düsteren Blick zu, »hast du denn die Lanzen nicht gesehen? Es sind Wachen. Ah, Ahmad, sollten Josh und ich nicht auch Lanzen haben? Ich meine, wenn wir ins Banditengebiet kommen?«
»Seit fünf Tagen folgen uns die Banditen schon«, sagte Ahmad.
»Wir brauchen keine Lanzen«, sagte Josua. »Ich will niemanden zu einer Sünde zwingen, indem er einen Diebstahl begeht. Wenn jemand etwas von mir haben will, muss er mich nur fragen, dann will ich es ihm geben.«
»Gib mir den Rest von unserem Geld«, sagte ich.
»Vergiss es«, sagte Josua.
»Aber eben hast du doch gesagt ...«
»Ja, dir aber nicht.«
In den meisten Nächten schliefen Josua und ich im Freien, draußen vor Ahmads Zelt, oder - wenn die Nacht besonders kalt war - zwischen den
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