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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sich. Seine Stärke, ihren körperlichen Reizen zu widerstehen, erstaunte mich mehr als alle wundersamen Dinge, die ich ihn im Lauf der Jahre hatte vollbringen sehen. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, jemanden von den Toten auferstehen zu lassen, aber einer schönen Frau zu widerstehen - dazu gehörte zweifelsohne mehr Mut, als ich aufzubringen imstande war.
    »Von jetzt an übernehme ich«, sagte ich zu Erbsenschote. Ich wollte nicht, dass sie noch weiter darin verwickelt wurde, für den Fall, dass es nicht gut ausging.
    »Wann?«, fragte Erbsenschote und meinte damit: Wann wollte ich versuchen, die Tür aufzuschließen?
    »Heute Nacht, wenn ihr alle im Land der Träume weilt.« Liebevoll kniff ich ihr in die Nase, und sie kicherte. So sah ich sie zum letzten Mal in einem Stück.

    Bei Nacht waren die Gänge der Festung vom sanften Licht des Mondes und der Sterne erhellt, welches durch die Fenster fiel. Stets trugen wir tönerne Öllampen bei uns, in deren Lichtschein die verschlungenen Biegungen der Gänge nur umso mehr nach Innereien eines riesengroßen Lebewesens aussahen, wenn die Dunkelheit das matte, gelbe Licht verschlang. Nach mehreren Jahren bei Balthasar fand ich mich in den Hauptgemächern der Festung auch gänzlich ohne Licht zurecht, und so zündete ich meine Lampe erst an, nachdem ich an der Kemenate der Mädchen vorbei war, blieb im perlenverhangenen Eingang stehen und lauschte ihrem sanften Schnarchen.
    Ein Stück dahinter zündete ich meine Lampe mit einem der Feuerhölzchen an, die ich unter Verwendung derselben Chemi- kalie erfunden hatte, die wir auch für das explosive Schwarzpulver brauchten. Das Feuerhölzchen knackte leise, als ich es über die Felswand riss, und ich hätte schwören können, dass ich hörte, wie es im Gang nachhallte. Auf dem Weg zur Eisentür roch ich brennenden Schwefel, sonderbarerweise verfolgte mich der Geruch des Feuerhölzchens. Dann sah ich, dass Wonne bei der Tür stand, mit einer Öllampe und den verkohlten Resten des Hölzchens, mit dem sie diese angezündet hatte.
    »Lass mich den Schlüssel sehen«, sagte sie.
    »Welchen Schlüssel?«
    »Sei nicht albern. Ich habe den Rest eurer Form in der Kammer der Elemente gefunden.«
    Ich zog den Schlüssel aus meinem Gürtel hervor und reichte ihn Wonne. Sie untersuchte ihn im Lichtschein, drehte ihn hin und her. »Den hat Erbsenschote gegossen«, sagte sie nüchtern.
    »Hat sie auch den Abdruck genommen?«
    Ich nickte.
    »Den Abdruck zu bekommen, muss das Schwierigste gewesen sein«, sagte Wonne. »Balthasar hütet diesen Schlüssel wie ein Löwe. Ich muss sie fragen, was sie getan hat, um ihn derart abzulenken. Wäre vielleicht gut zu wissen, hm? Für uns beide.« Sie lächelte verführerisch, dann wandte sie sich der Tür zu und schob die Messingplatte beiseite, mit der das Schlüsselloch verdeckt war. In dieser Sekunde fühlte ich mich, als hätte man mir einen gefrorenen Dolch übers Rückgrat gezogen.
    »Nein!« Ich packte ihre Hand. »Nicht!« Ich war von einer solchen Abscheu überwältigt, dass sich mir der Magen umdrehen wollte. »Wir dürfen es nicht.«
    Wieder lächelte Wonne und schob meine Hand beiseite. »Ich habe manch wundersames Ding gesehen, seit ich hierher gekommen bin, aber es war nie etwas dabei, was einem geschadet hätte. Du hast die Sache geplant, du musst doch genau so dringend wie ich wissen wollen, was hier drinnen ist.«
    Ich wollte sie aufhalten, ich habe sogar versucht, ihr den Schlüssel wegzunehmen. Doch sie kam mir zuvor, griff nach meinem linken Arm und drückte einen Punkt, bis meine ganze linke Seite taub geworden war.
    Sie schob den Drachenschlüssel ins Schloss und drehte ihn dreimal. Man hörte einen Mechanismus klicken, der feiner war als alles, was ich je zuvor gehört hatte, dann zog sie den Schlüssel heraus und legte die drei schweren Eisenriegel um. Als sie die Tür aufzog, ging ein Wind, als drängte etwas schnell an uns vorbei, und mein Licht erlosch.

    Josua hat mir später erzählt, was passiert ist. Den zeitlichen Ablauf habe ich mir nachträglich zusammengereimt. Als Wonne und ich die Tür zu jenem Raum öffneten, den sie »Haus des Schicksals« nannten, lagerten Josua und Balthasar in den öden Bergen des heutigen Afghanistan. Die Nacht war frisch, und die Sterne leuchteten kalt und blau, einsam und ewig. Sie hatten etwas Brot und Käse gegessen, sich dann nah ans Feuer gesetzt, um die letzte Flasche Wein zu teilen, Balthasars zweite an diesem Abend.
    »Habe

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