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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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rief, er solle es mit den jungen Pferden nur immer langsam angehen lassen, was Stallmeister wohl immer sagen, wenn sie einen warten lassen. Josua drehte sich zu der Hure um und berührte sanft ihre Stirn.
    »Geh hin und sündige nicht mehr«, sagte er auf Lateinisch.
    »Und wovon soll ich dann leben, Schlaumeier?«
    In diesem Moment warf der Stallmeister die Tür auf. Er war klein und o-beinig und trug einen langen Oberlippenbart, mit dem er wie ein vertrockneter Barsch aussah. »Was ist so wichtig, dass nicht auch meine Frau es regeln könnte?«
    »Eure Frau?«
    Die Hure fuhr mit ihrem Fingernagel über Josuas Nacken, als sie an ihm vorbei ins Haus ging. »Das wäre deine Chance gewesen«, sagte sie.
    »Frau, was treibst du eigentlich hier draußen?«, fragte der Stallmeister.
    Wonne sprang auf den Sims hinaus und zückte einen kurzen, schwarzen Dolch mit breiter Klinge aus den Falten ihres Gewandes. Die Enden der Strickleiter schwankten vor ihr, während das Monster herabstieg.
    »Nein, Wonne«, sagte ich und wollte sie wieder in die Höhle ziehen. »Du kannst ihm nichts anhaben.«
    »Sei dir da nicht so sicher.«
    Sie sah sich um und grinste mich an, dann fuhr sie mit dem Dolch zweimal über die dicken Seile, bis diese nur noch an ein paar Fasern hingen. Sie griff ein paar Sprossen höher und trennte die andere Seite der Leiter fast durch. Ich konnte kaum glauben, wie mühelos sie das Seil zerschnitt.
    Sie trat in den Gang zurück und hielt die Klinge so, dass sich darin das Licht der Sterne spiegelte. »Glas«, sagte sie, »aus einem Vulkan. Es ist tausendmal schärfer als die Schneide jeder Eisenklinge.« Sie steckte den Dolch weg und zog mich in den Gang zurück, gerade so weit, dass wir den Eingang und den Sims noch sehen konnten.
    Ich hörte, wie das Ungeheuer näher kam. Erst erschienen die Umrisse eines gewaltigen Krallenfußes im Eingang, dann die Umrisse der anderen Kralle. Wir hielten die Luft an, als das Monster zum präparierten Teil der Leiter kam. Ein ganzer, massiger Oberschenkel war zu sehen, und eine seiner Klauen suchte eben neuen Halt, als die Leiter riss. Plötzlich baumelte das ... Monster an einem einsamen Seil vor dem Eingang, es glotzte uns an, und der Zorn in seinen gelben Augen wich einen Moment lang leerem Staunen. Neugierig stellten sich die ledernen Fledermausohren auf, und der Dämon sagte: »Hm?« Dann riss das zweite Seil und er stürzte in die Tiefe.
    Wir liefen auf den Sims hinaus und blickten über die Kante. Es waren mindestens dreihundert Meter bis zum Grund des Tales. Im Dunkeln konnten wir nur ein Stück weit sehen, doch die Felswand war verdächtig monsterlos.
    »Nett«, sagte ich zu Wonne.
    »Wir müssen weg. Sofort.«
    »Du meinst, das hat ihm nicht den Rest gegeben?«
    »Hast du gehört, dass irgendwas da unten aufgeschlagen wäre?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich auch nicht«, sagte sie. »Wir sollten lieber verschwinden. Aber was ist, wenn er nicht ganz runtergefallen ist? Wenn er wieder raufklettern konnte?«
    »Es würde Stunden dauern. Komm schon, Wonne. Wir könnten meilenweit weg sein, bis er von der anderen Seite hier ist.«
    »Nein!« Sie riss mir die Füße unterm Leib weg, und ich landete rücklings auf dem Steinfußboden. Bis ich wieder auf den Beinen stand, war sie durch die vordere Kammer gelaufen und beugte sich auf dem Fenster. Als ich näher kam, hielt sie warnend einen Zeigefinger an die Lippen. »Er sitzt da unten und wartet.«
    Ich schob sie beiseite und sah hinunter. Ohne Zweifel ragte das Monstrum dort vor der Eisentür auf und würde das Türblatt mit den Klauen zu fassen bekommen, sobald wir die Riegel beiseite schoben.
    »Vielleicht kann er nicht rein«, flüsterte ich. »Er konnte auch die andere Tür nicht einreißen.«
    »Du hast den Sinn der vielen Symbole in der Eisenkammer nicht so ganz begriffen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es waren Symbole der Abwehr, um einen Djinn oder einen Dämon zu bannen. Das Haupttor hat so etwas nicht. Es kann ihn nicht aufhalten.«
    »Und wieso kommt er dann nicht rein?« »Wozu soll er uns jagen, wenn wir ihm entgegenkommen?«
    In diesem Moment blickte das Monstrum auf, und ich stieß mich rückwärts vom Fenster ab.
    »Ich glaube nicht, dass er mich gesehen hat«, flüsterte ich, dass es Spucke regnete.
    Da fing das Monster an zu pfeifen. Es war ein fröhliches Lied, unbeschwert, etwas, das man vor sich hinpfeift, wenn man den gebleichten Schädel seines letzten Opfers poliert. »Ich lauere auf nichts

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