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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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und niemanden«, sagte das Monster viel lauter als nötig gewesen wäre, wenn es nur vor sich hingesprochen hätte.
    »Nein, das tu ich nicht. Ich mach hier nur kurz Pause. Ach ja, hier ist wohl keiner. Da mach ich mich dann besser auf den Weg.« Wieder fing es an zu pfeifen, und wir konnten hören, wie die Schritte und das Pfeifen immer leiser wurden. Schritte und Pfeifen entfernten sich nicht. Beides wurde lediglich leiser. Wonne und ich warfen einen Blick aus dem Fenster und sahen, wie das riesenhafte Ungetier mit großer Geste tat, als ginge es davon, und auch das Pfeifen verstummte.
    »Was denn?«, rief ich wütend hinunter. »Hast du etwa geglaubt, wir sehen nicht nach?«
    Das Monster zuckte mit den Schultern. »Es war einen Versuch wert. Ich dachte mir, dass ich es wohl kaum mit einem Genie zu tun habe, nachdem du die Tür aufgeschlossen hast.«
    »Was hat er gesagt? Was hat er gesagt?«, rief Wonne hinter mir.
    »Er hat gesagt, dass er dich nicht gerade für schlau hält.«
    »Sag ihm, dass ich im Gegensatz zu ihm nicht die ganzen Jahre im Dunkeln gehockt und an mir rumgespielt habe.«
    Ich rückte vom Fenster ab und sah Wonne an. »Glaubst du, er passt durch dieses Fenster?«
    Sie sah sich das Fenster an. »Ja.«
    »Dann werde ich es ihm nicht sagen. Es könnte ihn reizen.«
    Wonne stieß mich beiseite, stieg auf die Fensterbank, wandte sich um und sah mich an, hob ihren Rock und pinkelte rückwärts aus dem Fenster. Ihr Gleichgewichtssinn war erstaunlich. Dem Knurren weiter unten nach zu urteilen, war auch ihre Zielgenauigkeit nicht übel. Als sie fertig war, sprang sie herein. Ich sah aus dem Fenster auf das Monster hinab, das sich wie ein nasser Hund Harn aus den Ohren schüttelte.
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Verständigungsproblem. Ich wusste nicht, wie ich es übersetzen sollte.«
    Das Monster knurrte, und die Muskeln an seinen Schultern spannten sich unter den Schuppen, dann holte es zu einem Hieb aus, mit dem es seine Faust glatt durchs Eisen der Tür schlug.
    »Lauf«, sagte Wonne.
    »Wohin?«
    »Der Gang zum Kliff.«
    »Du hast die Leiter durchgeschnitten.«
    »Lauf einfach.«

    Der Morgen graute, als Josua und Balthasar in den Eingang der Schlucht ritten, der Festung entgegen.
    »Wie ist es jetzt?«, fragte Josua. »Spürt Ihr den Dämon?«
    Traurig schüttelte Balthasar den Kopf. »Wir kommen zu spät.« Er zeigte dorthin, wo einst die große, runde Tür gestanden hatte. Sie war nur noch ein Haufen verbogener Einzelteile, die an dem hingen, was von den schweren Angeln übrig war.
    »Was im Namen Satans habt Ihr nur getan?«, sagte Josua. Er sprang von seinem Pferd, rannte in die Festung und ließ den alten Mann zurück, der ihm folgte, so gut es ging.
    Der Lärm im engen Gang war unerträglich, so dass ich mir mit Wonnes Messer Stofffetzen aus meinem Ärmel schnitt und in die Ohren stopfte. Dann riss ich eines der Feuerhölzchen an, um nachzusehen, was das Monster trieb. Wonne und ich standen da, mit offenen Mündern und sahen, wie das Untier auf den Fels im Gang einschlug. Seine Schuppen verbrannten von der Reibung, doch wuchsen sie ebenso schnell wieder nach. Es war nicht weit gekommen, kaum zwei Meter in unsere Richtung, doch früher oder später hätte es den Gang genug erweitert und konnte uns herausziehen wie ein Dachs, der Termiten aus ihrem Bau gräbt. Mir wurde klar, wie die Festung ohne Werkzeugspuren errichtet worden war.
    »Ich springe, bevor mich dieses Vieh kriegt«, sagte ich zu Wonne.
    Sie sah über den Rand der Felswand in die endlose Finsternis hinab. »Tu das«, sagte sie. »Sag mir Bescheid, wie es war.«
    »Mach ich, aber vorher will ich beten.« Und das tat ich. Ich betete so inbrünstig, dass mir Schweißperlen auf die Stirn traten und über meine zusammengekniffenen Augen rannen. Ich betete so inbrünstig, dass ich selbst das unablässige Kreischen des Schuppenpanzers auf dem Stein übertönte. Einen Moment war ich sicher, Gott und ich wären allein. Wie üblich schwieg Gott, wenn ich mit ihm sprach, und plötzlich wurde mir bewusst, wie frustriert Josua gewesen sein musste, wenn er nach einem Weg gefragt hatte, dem er folgen konnte, und ihm stets nur ein Schweigen antwortete.
    Wonne und ich kauerten auf dem Sims über der Felswand, suchten irgendwo Halt, um uns vor dem Untier zu retten: oben, unten oder seitlich an der Felswand. Die Höhenangst war plötzlich minimal.
    Ich spürte den Wind von den Klauen des Untiers, die durch die schmale Öffnung nach uns griffen, als

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