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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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betrachteten.
    »Er ist zweihundertsechzig Jahre alt«, sagte Josua. »Nachdem Catch nicht mehr da ist, holt sein Alter auf.«
    Die Haut des Zauberers war aschfarben, und das Weiß in seinen Augen leuchtete gelb. Wonne saß am Boden und wiegte den Kopf des alten Mannes sanft auf ihrem Schoß.
    »Wo ist das Monster?«, fragte ich.
    »Wieder in der Hölle«, sagte Josua. »Hilf mir, Balthasar ins Bett zu bringen. Ich erkläre es dir später.«
    Wir trugen Balthasar in seine Schlafkammer, wo Wonne versuchte, ihm etwas Brühe einzuflößen, doch schlief er mit der Schale an den Lippen ein.
    »Kann man ihm helfen?«, fragte ich niemand Bestimmten.
    Wonne schüttelte den Kopf. »Er ist nicht krank. Er ist nur alt.«
    »Es steht geschrieben: >Ein jegliches hat seine Zeit<«, sagte Josua. »Ich kann den Lauf der Dinge nicht ändern. Balthasars Zeit ist nun gekommen.« Dann sah er Wonne an und hob die Augenbrauen. »Du hast den Dämon angepinkelt?«
    »Er hat keinen Grund, sich zu beklagen. Bevor ich hierher kam, kannte ich einen Mann in Hunan, der dafür gutes Geld bezahlt hat.«

    Zehn Tage blieb Balthasar noch unter uns, wobei er gegen Ende eher wie ein in altes Leder gewickeltes Skelett aussah, nicht wie ein Mensch. In seinen letzten Tagen flehte er Josua an, ihm seine Eitelkeit zu vergeben, und er rief uns immer und immer wieder an sein Lager, um uns dasselbe noch mal zu erzählen, da er vergaß, dass er es erst wenige Stunden zuvor getan hatte.
    »Ihr findet Kaspar im Tempel des Himmlischen Buddha, in den Bergen im Osten. In der Bibliothek gibt es eine Karte. Kaspar wird dich lehren. Er ist ein wahrlich weiser Mann, kein Scharlatan wie ich. Er wird dir helfen, der Mensch zu werden, der du sein musst, um das zu tun, was du tun musst, Josua. Und Biff, nun, vielleicht bist du am Ende doch gar nicht so schlimm. Es ist kalt dort. Kauft Felle auf dem Weg und tauscht die Kamele gegen die Wolligen mit zwei Höckern.«
    »Er deliriert«, sagte ich.
    Wonne sagte: »Nein, es gibt wirklich Wollkamele mit zwei Höckern.« »Oh, tut mir Leid.«
    »Josua«, rief Balthasar. »Denk vor allem an die drei Juwelen.«
    Dann schloss der alte Mann die Augen und atmete nicht mehr.
    »Ist er tot?«, fragte ich.
    Josua hielt ein Ohr ans Herz des Alten. »Er ist tot.«
    »Was war das mit den drei Juwelen?«
    »Die drei Juwelen des Tao: Erbarmen, Mäßigung und Demut. Balthasar sagte, Erbarmen fördere Mut, Mäßigung fördere Großzügigkeit und Demut fördere die Führungsqualitäten.«
    »Klingt wacklig«, sagte ich.
    »Erbarmen«, flüsterte Josua und nickte zu Wonne hinüber, die bei Balthasar saß und still und leise weinte.
    Ich legte ihr meinen Arm um die Schultern, und sie wandte sich um und schluchzte an meiner Brust. »Was soll ich jetzt tun? Balthasar ist tot. Alle meine Freundinnen sind tot. Und ihr zwei macht euch bald auf den Weg.«
    »Komm mit uns«, sagte Josua.
    »Äh, klar, komm mit uns.«

    Doch Wonne kam nicht mit. Sechs Monate blieben wir noch in der Festung, nachdem der Winter vergangen war, wagten wir uns in die hohen Berge im Osten. Ich wischte das Blut im Schlafgemach der Mädchen auf, während Wonne Josua dabei half, einige der alten Texte Balthasars zu übersetzen. Zu dritt nahmen wir unsere Mahlzeiten ein, und hin und wieder rollten Wonne und ich um der alten Zeiten willen über die Laken, aber es fühlte sich an, als sei kein Leben mehr in dieser Festung. Als es Zeit wurde, dass wir uns auf den Weg machten, erklärte uns Wonne ihren Entschluss.
    »Ich kann nicht mit euch Kaspar suchen. Frauen sind im Kloster nicht geduldet, und ich hab keine Lust, irgendwo im
    Nachbarkaff zu wohnen. Balthasar hat mir eine Menge Gold hinterlassen und die gesamte Bibliothek, was mir hier draußen in den Bergen nichts nützt. Ich werde nicht in diesem Grabmal bleiben, wenn mir nur die Geister meiner Freundinnen Gesellschaft leisten. Bald wird Ahmad kommen wie jeden Frühling, und ich werde mir von ihm helfen lassen, den Schatz und die Schriftrollen nach Kabul zu schaffen, wo ich mir ein großes Haus kaufe. Ich werde Diener anstellen und mir kleine Jungen bringen lassen, die ich verderben kann.«
    »Ich wünschte, ich hätte einen Plan«, sagte ich.
    »Ich auch«, sagte Josh.
    Zu dritt begingen wir Josuas achtzehnten Geburtstag mit den traditionellen chinesischen Speisen, dann packten Josua und ich die Kamele und machten uns für die Reise gen Osten bereit.
    »Bist du sicher, dass du zurechtkommst, bis Ahmad eintrifft?«, fragte Josua

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