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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Balthasars dunkler Bass hinter dem Dämon ertönte. Das Monstrum füllte die gesamte Öffnung aus, es wandte sich um, und sein peitschender Schwanz schnitt uns fast die Haut auf. Wonne zückte das Glasmesser aus ihrem Gewand und hieb auf den Schwanz ein.
    »Balthasar wird dich schon zähmen, du Sohn einer Scheiße fressenden Echse!«, schrie Wonne.
    Da kam etwas durch die Öffnung geschossen, und wir duckten uns, als es dem Grund der Schlucht entgegenstürzte, wobei es wie ein Falke im Sturzflug kreischte.
    »Was war das?« Wonne versuchte, in die Unendlichkeit zu blinzeln, um nachzusehen, was das Monster da geworfen hatte.
    »Das war Balthasar«, sagte ich.
    »Uups«, sagte Wonne.
    Josua riss an dem großen Schwanz, und mit wütendem Grollen wirbelte der Dämon herum.
    »Wie heißt du, Dämon?«, sagte Josua.
    »Du lebst ohnehin nicht lange genug, dass du den Namen aussprechen könntest«, knurrte der Dämon. Er hob eine Klaue, um zuzuschlagen.
    Josua riss an seinem Schwanz, und der Dämon erstarrte. »Nein. Du irrst. Wie heißt du?«
    »Ich bin Catch«, sagte der Dämon und ließ seinen Arm sinken, gab sich geschlagen. »Ich kenne dich. Du bist das Kind, hab ich Recht? Früher haben sie von dir gesprochen, in alten Zeiten.«
    »Zeit für dich, nach Hause zu gehen«, sagte Josua.
    »Kann ich nicht vorher noch die beiden da draußen auf dem Sims fressen?«
    »Nein. Satan erwartet dich.«
    »Die sind echt nervig. Sie hat mich angepisst.«
    »Nein.«
    »Ich würde dir eine Gefälligkeit erweisen.«
    »Du willst ihnen doch nichts antun, oder?«
    Der Dämon legte seine Ohren an und neigte seinen mächtigen Kopf. »Nein, ich will ihnen nichts tun.«
    »Du bist nicht mehr böse.«
    Das Monster schüttelte den Kopf. Es warf sich vor Josua auf den Boden und hielt seine Klauen vor die Augen.
    »Na, aber ICH bin noch böse!«, schrie Balthasar. Josua wandte sich um und sah den alten Mann, blut- und dreckverschmiert, die Kleider in Fetzen. Er war geheilt, Minuten nach dem Sturz, sah aber nach dem Flug nicht besser aus als vorher.
    »Ihr habt diesen Sturz überlebt?«
    »Ich habe es dir doch gesagt: Solange der Dämon auf Erden weilt, bin ich unsterblich. Bisher hat er mich nie verletzen können.«
    »Er wird es nicht wieder tun.«
    »Hast du Gewalt über ihn? Ich nicht.«
    Josua drehte sich um und legte dem Dämon seine Hand auf den Kopf. »Diese böse Kreatur hat einst Gottes Angesicht gesehen. Dieses Monstrum hat einst dem Himmel gedient, besaß Schönheit, lebte in Anmut, wandelte im Licht. Jetzt ist es ein Werkzeug des Leids. Es ist grässlich anzuschauen und krank in seinem Wesen.«
    »He, ganz vorsichtig«, sagte der Dämon.
    »Ich wollte nur sagen, dass man ihn für das, was er ist, nicht verantwortlich machen kann. Er hat nie besessen, was du und alle anderen Menschen haben. Er hat nie einen freien Willen gehabt.«
    »Das ist so traurig«, sagte der Dämon.
    »Einen Moment will ich dich kosten lassen, was du nie gekannt hast, Catch. Einen Moment will ich dir freien Willen gewähren.«
    Der Dämon schluchzte. Josua nahm seine Hand vom Kopf des Ungeheuers, dann ließ er dessen Schwanz los und trat aus dem engen Gang auf den Korridor der Festung.
    Balthasar stand neben ihm und wartete darauf, dass der Dämon aus dem Gang kam.
    »Bist du wirklich in der Lage, ihm seinen freien Willen zu lassen?«
    »Wir werden es sehen, oder?«
    Catch knurrte aus dem Gang hervor und stand auf. Große, zähflüssige Tränen rollten über seine Schuppenwangen und über seinen Unterkiefer und tropften auf den Steinfußboden, wo sie wie Säure brutzelten. »Danke«, knurrte er.
    »Freier Wille«, sagte Balthasar. »Wie fühlst du dich damit?«
    Der Dämon sammelte den alten Mann wie eine Lumpenpuppe auf und klemmte ihn sich unter den Arm. »Ich fühle mich, als sollte ich dich gleich noch mal über das Scheißkliff werfen.«
    »Nein«, sagte Josua. Er sprang vor und berührte den Dämon an der Brust. In diesem Augenblick gab es einen Knall, und das Vakuum, wo eben noch der Dämon gestanden hatte, füllte sich. Balthasar fiel zu Boden und stöhnte.
    »Na, das mit dem freien Willen war wohl keine so gute Idee«, sagte Balthasar.
    »Tut mir Leid. Mein Mitleid hat mich mitgerissen.«
    »Mir ist überhaupt nicht gut«, sagte der Magier. Er setzte sich auf den Boden und gab einen langen, trockenen, heiseren Atemzug von sich.

    Wonne und ich traten aus dem Gang und fanden Josua über Balthasar gebeugt, der sichtlich alterte, während wir ihn

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