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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Helden gibt es nicht.< Er war weise, dieser alte Mann.«
    Ich dachte an den alten Magier, während ich mir die Mauer ansah, wie sie sich über die Berge erstreckte, schließlich die Schlange der Reisenden vor uns. Eine kleine Stadt war am Eingang der Mauer entstanden, um den Bedürfnissen verspäteter Reisender auf der Seidenstraße zu entsprechen, und dort wimmelte es vor Händlern, die am Wegesrand Speisen und Getränke feilboten.
    »Scheiß drauf«, sagte ich. »Das dauert ja ewig. Wie lang kann sie schon sein? Gehen wir hinten rum.«
    Einen Monat später, als wir wieder beim selben Tor angekommen waren und in der Schlange standen, um durchgelassen zu werden, fragte Josua: »Und wie findest du die Mauer jetzt? Ich meine, nachdem wir so viel mehr davon gesehen haben?«
    »Ich finde sie protzig und penetrant«, sagte ich.
    »Falls sie noch keinen Namen dafür haben, solltest du genau das vorschlagen.«
    Und so begab es sich, dass die Mauer im Laufe der Jahrhunderte als die Protzige und Penetrante Chinesische Mauer bekannt wurde. Zumindest hoffe ich, dass es so gekommen ist. Auf meiner Vielfliegerkarte ist sie nicht eingezeichnet, weshalb ich meiner Sache nicht ganz sicher sein kann.

    Wir sahen den Berg, auf dem Kaspars Kloster lag, lange bevor wir ihn erreichten. Wie alle anderen Gipfel im Umland ragte er wie ein riesiger Zahn in den Himmel. Unterhalb des Berges lag ein von Weiden umgebenes Dorf. Dort machten wir Halt, um zu rasten und unsere Kamele zu tränken. Die Dorfbewohner kamen aus ihren Häusern, um uns zu begrüßen, und sie bestaunten unsere sonderbaren Augen und Josuas Lockenpracht, als wären wir Götter, die vom Himmel herabgestiegen waren (was in Josuas Fall wohl zutraf, aber das vergisst man schnell, wenn man jemanden ständig um sich hat). In einem chinesischen Dialekt - ganz ähnlich dem, den wir von Wonne gelernt hatten - überredete uns eine alte, zahnlose Frau, die Kamele im Dorf zu lassen. Sie zeigte uns den zerklüfteten Pfad, der sich den Berg hinaufschlängelte, und es war nicht zu übersehen, dass der Pfad sowohl zu schmal als auch zu steil war für unsere Tiere.
    Die Dorfbewohner bereiteten uns ein scharfes Fleischgericht und Schalen voll schaumig geschlagener Milch, die wir dazu trinken sollten. Ich zögerte und sah Josua an. Die Thora verbot uns, Fleisch und Milcherzeugnisse während derselben Mahlzeit zu uns zu nehmen.
    »Ich glaube, es ist ganz ähnlich wie mit dem Speck«, sagte Josua. »Ich habe wirklich nicht das Gefühl, als würde es dem Herrn etwas ausmachen, wenn wir unseren Yak mit einer Schale Milch herunterspülen.«
    »Yak?«
    »Das dürfte es wohl sein. Die alte Frau hat es mir erzählt.«
    »Also, Sünde oder nicht: Das esse ich nicht. Ich trink nur die Milch.«
    »Es ist Yak-Milch.«
    »Die trink ich nicht.«
    »Folge nur deiner inneren Stimme. Sie hat dir in der Vergangenheit gute Dienste geleistet, zum Beispiel als du, äh, beschlossen hast, dass wir die Mauer umrunden sollten.«
    »Weißt du«, sagte ich etwas müde, nachdem er die Sache mit der Mauer wieder aufs Tapet bringen musste, »ich habe nie gesagt, dass du den Sarkasmus benutzen darfst, wann immer dir danach zumute ist. Mir scheint, du missbrauchst meine Erfindung auf eine Art und Weise, für die sie nie gedacht war.«
    »Etwa gegen dich?«
    »Siehst du? Siehst du, was ich meine?«
    Früh am nächsten Morgen verließen wir das Dorf mit nur ein paar Reisbällchen, unseren Wasserschläuchen und dem bisschen Geld, das uns geblieben war. Wir ließen unsere drei Kamele in der Obhut der zahnlosen Alten zurück, die versprach, sie zu versorgen, bis wir wiederkämen. Sie würden mir fehlen. Es waren die famosen Doppelhöcker, die wir in Kabul erstanden hatten, und sie ritten sich bequem, aber entscheidender noch war, dass keines davon versucht hatte, mich zu beißen.
    »Du weißt, dass sie unsere Kamele essen werden, oder? Wir sind noch keine Stunde unterwegs, da dreht sich das erste am Spieß.«
    »Sie werden unsere Kamele schon nicht essen«, sagte Josua, der stets an das Gute im Menschen glaubte.
    »Sie wissen gar nicht, was Kamele sind. Für sie sind diese Tiere nur wandelnde Mahlzeiten. Sie werden sie essen. Ansonsten kriegen sie immer nur Yakfleisch.«
    »Du weißt nicht mal, was ein Yak ist.«
    »Weiß ich wohl«, sagte ich, aber die Luft wurde immer dünner, und ich war zu müde, um es zu beweisen.
    Die Sonne ging hinter den Bergen unter, als wir endlich zum Kloster kamen. Abgesehen von dem großen Holztor mit

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