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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Wonne.
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Lern du nur, Messias zu sein.« Sie gab ihm einen festen Kuss auf die Lippen. Er wandte sich, um von ihr freizukommen und war noch immer puterrot, als er sein Kamel erklomm.
    »Und du«, sagte sie zu mir, »du besuchst mich in Kabul, wenn ihr auf dem Rückweg nach Israel seid, sonst belege ich dich mit einem Fluch, den du nie wieder loswirst.« Sie streifte sich das kleine Ying-Yang-Fläschchen mit Gift und Gegengift über den Kopf und hängt es mir um. Jeder andere hätte diese Gabe sonderbar gefunden, aber ich war der Zauberlehrling, und mir schien es das passende Geschenk. Das schwarze Glasmesser schob sie unter meine Schärpe. »Egal, wie lange es dauert, komm wieder und besuch mich. Ich will dich auch nie wieder blau anmalen.«
    Ich versprach es ihr, und wir küssten uns, ich stieg auf mein Kamel und ritt mit Josua davon. Wieder gab ich mir alle Mühe, mich nicht nach der Frau umzusehen, die mir das Herz gestohlen hatte.
    Wir ritten mit großem Abstand hintereinander her, und beide dachten wir über unser vergangenes und zukünftiges Leben nach, wer wir gewesen waren und wer wir sein würden, und es dauerte gut zwei Stunden, bis ich Josua einholte und das Schweigen brach.
    Ich dachte daran, wie mich Wonne gelehrt hatte, Chinesisch zu schreiben und zu sprechen, Tränke und Gifte zu mischen, beim Spielen zu betrügen, an all die kleinen Tricks und wo und wie man eine Frau richtig berührt. Alles, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. »Sind alle Frauen stärker und besser als ich?«
    »Ja«, sagte er.
    Es dauerte einen ganzen Tag, bis wir wieder miteinander sprachen.

TEIL DREI

    Erbarmen

    Torah! Torah! Torah!
    SCHLACHTRUF DER KAMIKAZE-RABBIS

16
    Nach zwölf Tagen - wir folgten Balthasars detaillierter Karte - standen wir vor der Mauer.
    »Und«, sagte ich, »wie findest du die Mauer?«
    »Groß«, sagte Josua.
    »So groß nun auch wieder nicht.«
    Eine lange Schlange wartete darauf, durch das Riesentor zu gelangen, und ganze Horden von Beamten trieben von den durchreisenden Karawanenherren Zölle ein. Die Pförtnerhäuschen waren groß wie die Paläste des Herodes, und oben auf der Mauer ritten Soldaten, patrouillierten noch in weiter Ferne. Wir waren ein gutes Stück vom Tor entfernt, und die Schlange schien sich nicht von der Stelle zu bewegen.
    »Das dauert bestimmt den ganzen Tag«, sagte ich. »Wozu sollte man so ein Ding bauen? Wer eine solche Mauer errichten kann, müsste auch eine Armee aufstellen können, die groß genug wäre, jeden Angreifer abzuwehren.«
    »Lao-tse hat diese Mauer errichtet«, sagte Josua.
    »Der alte Meister, der das Tao verfasst hat? Kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Was bedeutet dem Tao mehr als alles andere?«
    »Erbarmen? Diese anderen beiden Juwelendinger?«
    »Nein, Untätigkeit. Besinnung. Ruhe. Bewahrung. Eine Mauer ist der Schutzwall eines Landes, dem Untätigkeit etwas bedeutet. Aber eine Mauer sperrt die Menschen eines Landes ebenso sehr ein, wie sie sie beschützt. Deshalb hat uns Balthasar hierher geschickt. Ich sollte den Irrtum des Tao erkennen. Man kann nicht frei sein, ohne tätig zu werden.«
    »Also hat er uns die ganze Zeit das Tao gelehrt, damit wir einsehen, dass es falsch ist.«
    »Nein, nicht falsch. Nicht alles. Das Erbarmen, die Demut und Mäßigung des Tao sind Qualitäten eines rechtschaffenen Menschen, nur nicht die Untätigkeit. Diese Menschen sind Sklaven der Untätigkeit.«
    »Du hast als Steinmetz gearbeitet, Josh«, sagte ich und nickte zur großen Mauer hinüber. »Meinst du, diese Mauer wäre durch Untätigkeit entstanden?«
    »Der Magier hat uns nicht das Handeln gelehrt, das gleichbedeutend mit Arbeit ist, sondern das Handeln, das Veränderung bewirkt. Deshalb haben wir zuerst Konfuzius studiert und alles, was mit der Ordnung unserer Väter zu tun hat, mit dem Gesetz, den Sitten und Gebräuchen. Konfuzius ist wie die Thora: Regeln, die man befolgen soll. Und Lao-tse ist noch konservativer, denn er sagt: Wer nichts tut, bricht auch keine Gesetze. Manchmal aber muss man mit der Tradition brechen, man muss handeln, man muss Speck essen. Das hat Balthasar mir beizubringen versucht.«
    »Ich habe es dir schon mal gesagt, Josh, und du weißt, wie gern ich Speck mag, aber ich glaube nicht, dass es für einen Messias reicht, auf Speck zu bauen.«
    »Wandel«, sagte Josua. »Ein Messias muss den Wandel bringen. Wandel entsteht durch Taten. Balthasar hat einmal zu mir gesagt: >So etwas wie einen konservativen

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