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Die Bibel nach Biff

Die Bibel nach Biff

Titel: Die Bibel nach Biff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Ein lustig' Liedchen auf den Lippen, im Herzen keine Klage, Hätt' ich doch nur auch einen Pimmel.

    Als ich oben erwähntes Opus komponierte, wurde mir plötzlich bewusst, dass Raziel zwar wie ein männliches Wesen aussehen mochte, ich aber keine Ahnung hatte, ob Engel eigentlich irgendwie geschlechtlich waren. Schließlich war Raziel der einzige, den ich je gesehen hatte. Ich sprang von meinem Stuhl auf und sprach ihn während der nachmittäglichen Zeichentrickstunde darauf an.
    »Raziel, bist du eigentlich gut bestückt?«
    »Bestückt?«
    »Hast du einen Pimmel, ein Gemächt, einen Johannes, einen Schwanz ... hast du einen?«
    »Nein«, sagte der Engel, verwundert, dass ich ihn danach fragte. »Was soll ich damit?«
    »Sex haben. Habt ihr Engel keinen Sex?«
    »Na ja, schon, aber so was benutzen wir nicht.«
    »Es gibt also weibliche und männliche Engel?«
    »Ja.«
    »Und du hast Sex mit weiblichen Engeln.«
    »Hab ich.«
    »Und womit hast du Sex?«
    »Mit weiblichen Engeln. Hab ich doch eben gesagt.«
    »Nein, habt ihr Geschlechtsorgane?«
    »Ja.«
    »Zeigst du ihn mir?«
    »Ich hab ihn nicht dabei.«
    »Oh.« Ich merkte, dass es ein paar Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die ich lieber nicht wissen wollte.

    Der zweistöckige Bau des Klosters war aus grobem Stein gemauert, wobei kein Stein so groß war, dass er nicht von einem Einzelnen bewegt werden konnte. Die Rückseite des Gebäudes ragte in den Berg hinein. Es schien, als habe man es unter einen bestehenden Überhang in den Fels gebaut, so dass es kaum den Elementen ausgesetzt war. Es gab nur ein steiles Vordach aus Terrakottaziegeln, offenbar um zu verhindern, dass sich darauf Schnee sammelte.
    Ein kleiner, haarloser Mönch in safrangelber Robe führte uns über den äußeren, gepflasterten Hof durch einen schmucklosen Gang ins Kloster. Drinnen war der Boden aus Stein, und mochte er auch noch so sauber sein, so war er doch ebenso grob wie das Pflaster auf dem Hof. Die wenigen Fenster wirkten eher wie Schießscharten hoch oben in der Mauer, und sobald die Eingangstür geschlossen war, drang kaum noch Licht herein. Dick hing Weihrauch in der Luft, und alles war von einem summenden Chor männlicher Stimme erfüllt, der von überall und nirgends zu kommen schien, so dass es mir vorkam, als vibrierten meine Rippen und Kniescheiben innerlich. Die Sprache, in der sie sangen, verstand ich nicht, aber die Botschaft war klar: Diese Männer beschworen etwas, das über diese Welt hinausging.
    Der Mönch führte uns eine schmale Treppe hinauf in einen langen, engen Korridor, gesäumt von offenen Eingängen, die mir nur bis zu den Hüften reichten. Im Vorübergehen sah ich, dass es sich dabei um die Mönchszellen handeln musste, die gerade groß genug waren, um einen liegenden Menschen zu beherbergen. Am Boden lag eine gewebte Matte, und in jeder Zelle gab es eine zusammengerollte Wolldecke. Es fand sich weder irgendein Hinweis auf persönlichen Besitz noch darauf, wo solcher zu verstauen wäre. Es gab keine Türen, die man hätte schließen können, um ungestört zu sein. Kurz, ich war unter ganz ähnlichen Umständen aufgewachsen, was es allerdings nicht besser machte. Fünf komfortable Jahre in Balthasars Festung hatten mich verdorben. Ich sehnte mich nach einem weichen Bett und einem halben Dutzend chinesischer Konkubinen, die mich fütterten und meinen Leib mit Duftölen einrieben. (Na ja, wie gesagt, ich war verwöhnt.)
    Schließlich führte uns der Mönch in eine große, offene Kammer mit hoher, steinerner Decke, und ich merkte, dass wir uns nicht mehr in einem von Menschenhand geschaffenen Bau befanden, sondern in einer geräumigen Höhle. Am hinteren Ende der Höhle stand die steinerne Statue eines Mannes im Schneidersitz. Sie hatte die Augen geschlossen und bildete mit Daumen und Zeigefingern geschlossene Kreise. Im rötlich gelben Licht der Kerzen - mit der Weihrauchwolke um den kahlen Kopf - schien die Statue zu beten. Der Mönch, unser Führer, verschwand im Dunkel an der Seite der Höhle, und Josua und ich näherten uns der Statue vorsichtig, indem wir über den unbehauenen Boden der Höhle schlichen.
    (Lange schon hatten wir unsere Überraschung und Wut, was Götzenbilder anging, abgelegt. Die Welt und die Kunst, die wir auf unseren Reisen gesehen hatten, trugen dazu bei, selbst dieses ernste Gebot zu verwässern. »Speck«, sagte Josua, als ich ihn danach fragte.)
    Dieser große Raum entpuppte sich als Quell des Singsangs, den wir hörten, seit wir

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