Die Bibel Verstehen
Schwefel unter. Selbst die Fürbitte Abrahams kann die Menschen in Sodom nicht vor dem Feuer bewahren. Nur sein Neffe Lot wird gerettet. Die Zerstörung von Sodom scheint eine bedrohliche Botschaft zu sein. Doch sie will uns einladen, unser Leben an Gott auszurichten. Sonst geraten wir in das Feuer der eigenen Leidenschaften, die uns verzehren. Nicht Gott muss das Feuer vom Himmel werfen. Wir verbrennen uns selbst, wenn wir nicht in der Ordnung bleiben, die uns zugedacht ist und die es uns ermöglicht, unsere Würde als Menschen zu feiern.
Gott stellt den Abraham auf die Probe. Die Geschichte vom Opfer seines Sohnes Isaak erschreckt viele Menschen. Doch es ist eine archaische Geschichte, die durchaus auch unsere Seele anspricht. Denn wir haben in uns oft genug ein grausames Gottesbild. Wir meinen, diesen Gott nur dadurch zufriedenzustellen, dass wir uns und den Sohn oder die Tochter, die das Ursprüngliche und Unverfälschte in uns repräsentieren, auf dem Altar unseres Perfektionismus zum Opfer bringen. Es ist nicht Gott, der uns das Opfer befiehlt, sondern unser Bild von Gott. Doch Gott ist anders. Wir sollen nicht das Liebste opfern, sondern den Widder, den Erfolg, die Karriere, das, woran wir uns festklammern und was uns nicht loslässt. Der Widder hat sich im Gestrüpp verfangen. So verfangen wir unsim Gestrüpp unseres Lebens, wenn wir nur äußerlich auf Erfolg und Leistung aus sind. Es geht darum, Gott als Gott anzuerkennen. Das allein führt uns zum Leben.
Abraham ist das Urbild des Glaubens. Als Glaubende sind wir aufgerufen, immer wieder auszuziehen aus allem, was uns festhalten möchte, auszuziehen aus den Gefühlen der Vergangenheit und auszuziehen aus dem Sichtbaren, um uns auf den Weg zu Gott zu machen. Doch unser Glaube ist genauso angefochten wie der des Abraham. Unser Glaube hat uns nicht von unseren Fehlern und Schwächen befreit. So gehen wir mit Abraham unseren Weg und folgen dem Ruf, der an uns ergeht. Und wir hoffen, dass wir mit unseren Stärken und Schwächen für andere zum Segen werden.
D
er Herr sprach zu Abram: Ziehe fort aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich will dich zu einem großen Volk machen. Ich will dich segnen und deinen Namen groß machen; du sollst ein Segen sein. Ich werde segnen, die dich segnen, und die dich verwünschen, werde ich verfluchen! Durch dich sollen gesegnet sein alle Generationen der Erde.
GENESIS 12,1–3
3
JAKOB
Jakob ist der Stammvater Israels. Doch seine Geschichte erzählt uns die Bibel nicht nur, um Vergangenes zu berichten. In Jakob erkennen wir uns und unseren Reifungsweg wieder (Gen 25,19–33,11). Jakob ist der schlaue Mensch, der durch seine Intelligenz seinen Bruder Esau austrickst. Er kauft ihm sein Erstgeburtsrecht ab. Er macht seinen Bruder klein, um sich selbst groß zu machen. Er verdrängt den Bruder, um selbst im Mittelpunkt zu stehen. Und er erlistet sich den Segen seines Vaters. Doch dann bekommt er Angst. Sein Bruder verfolgt ihn und möchte ihn töten. Jakob und Esau – ein Bild für uns. Jeder trägt in sich einen Schattenbruder, eine Schattenschwester. Wer seinen Schatten überlisten möchte, der muss damit rechnen, dass ihn der Schatten überallhin verfolgt. Und so muss er voller Angst vor sich und seiner Wahrheit davonlaufen.
Doch Jakob geht in die Schule Gottes. Sein Schwiegervater Laban versucht, ihn zu betrügen. Aber am Ende ist Jakob schlauer. Er muss zwar 20 Jahre seines Lebens bei Laban verbringen. Doch zuletzt kann Jakob mit großem Reichtum nach Hause ziehen. Jetzt scheint er endgültig der Sieger zu sein. Aber nun wird ihm gemeldet, dass sein Bruder Esau ihm entgegenzieht. Da bekommt der schlaue und mutige Jakob Angst. Vor seinem Schatten kann er nicht davonlaufen. Ihm muss er sich stellen. Und das macht ihm Angst. Vor seinem Schatten ist niemand sicher, auch wenn er noch so sehr auf der Karriereleiter nach oben geht.
Jakob stellt sich seinem Schatten. Er bringt seine Frauen und Kinder und all seinen Besitz über die Furt des Jabbok und bleibt allein zurück. Da kämpft er mit seinem Schatten. Und in dem dunklen Mann begegnet ihm Gott selbst, der mit ihm ringt und ihn schließlich segnet. Jetzt wird Jakob verwandelt. Er bekommt einen neuen Namen. Nicht mehr Jakob (das heißt «Betrüger»), sondern Israel (das heißt «Gottesstreiter») soll er heißen. Weil er seinem Schatten begegnet ist und darin Gott erfahren hat, der ihn mit
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