Die Bibel - Wissen auf einen Blick
Besatzer ausgesprochen skeptisch, ja feindselig gegenüberstanden. Allerdings stimmen die historischen Tatsachen nicht mit den Aussagen des Matthäusevangeliums überein, in dem es heißt, Jesus sei zur Regierungszeit des Königs Herodes geboren, denn Herodes starb im Jahr 4 v. Chr. Einige Historiker mutmaßen daher, Quirinius, über dessen früheren Werdegang nur spärliche Informationen erhalten sind, könne während einer anderen Steuerschätzung, die im Jahr 8 v. Chr. stattfand, schon einmal Statthalter in Syrien gewesen sein.
Zensus in Rom
Von welcher Steuerschätzung auch immer Lukas spricht, es war keineswegs die erste und sie galt längst nicht für alle Bewohner der Provinz. Im römischen Reich waren Steuerschätzungen seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. üblich. Sie galten allerdings zunächst nur für Personen mit römischem Bürgerrecht, das die beiden Juden Joseph und Maria nicht besaßen. Solch umfassende Steuerschätzungen auch in den Provinzen hat tatsächlich erst Kaiser Augustus eingeführt, der von 31 v. Chr. bis 14 n. Chr. regierte. Das bedeutet also, dass die ersten Steuerschätzungen in Judäa um Jesu Geburt herum stattgefunden haben könnten.
Gott auf Seiten der Armen
Theologisch betrachtet hat die Steuerschätzung an sich keine tiefere Bedeutung. Sowohl Lukas als auch Matthäus ist es aber wichtig, dass Jesus in Bethlehem, der Stadt Davids, zur Welt gekommen sein soll. Matthäus erinnert an ein Wort des Propheten Micha, Bethlehem sei keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas, denn aus ihr werde ein Führer des Volkes Israel hervorgehen. In der kirchlichen Tradition haben vor allem die mit der Volkszählung verbundenen Umstände der Geburt eine große Bedeutung. Lukas schreibt, Maria habe ihr Kind in eine Krippe gelegt, da kein Platz in der Herberge gewesen sei. Damit wird von Anfang an unterstrichen, dass Gott bevorzugt zu den Armen und Ausgestoßenen kommt.
Das religiöse Thema ist auf Pieter Bruegels (um 1525–1569) „Volkszählung“ von 1566 erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Man sieht in dem Paar mit den Reittieren in der Mitte unten Maria und Joseph. Das Gemälde (Öl auf Holz) befindet sich heute im Musée Royaux des Beaux-Arts in Brüssel.
(c) twinbooks, München
Geburt im Stall
(Meister von Flémalle, Die Geburt Christi, um 1425)
Die meisten Kunstwerke, die vor dem 15. Jahrhundert entstanden, stammen von anonym gebliebenen Künstlern. Kunst war damals vor allem ein Handwerk, und die „Künstler“ sahen noch keine Notwendigkeit, ihre Arbeiten zu signieren. Deshalb ist es auch nicht sicher, wer „Die Geburt Christi“ aus der Abtei des kleinen belgischen Ortes Flémalle schuf. Möglicherweise ist der anonyme Meister von Flémalle identisch mit einem gewissen Robert Campin, der etwa von 1375 bis 1444 in Tournai lebte. Er war einer der ersten flämischen Maler, die Elemente wie etwa räumliche Tiefe aufgriffen.
Mehrere Quellen
Weihnachten ist in der Bibel lediglich eine Randnotiz. Markus und Johannes schweigen sich fast gänzlich darüber aus. Matthäus schreibt, dass Maria zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem ihren Sohn geboren und ihm den Namen Jesus gegeben habe. Lukas erzählt, Maria habe ihren Sohn in Windeln gewickelt und in eine Krippe legen müssen, weil in der Herberge kein Platz gewesen sei. Die Szene, die wir heute mit diesem Ereignis verbinden, wurde aus mehreren Quellen kombiniert. Da Lukas von einer Krippe spricht, geht man gemeinhin davon aus, Jesus sei in einem Stall geboren worden. Das apokryphe Evangelium des Pseudo-Matthäus aus dem 8. oder 9. Jahrhundert berichtet dagegen, Jesus sei in einer Höhle zur Welt gekommen. Doch Maria habe ihn nach drei Tagen in einen Stall gebracht und in eine Krippe gelegt, wo Ochse und Esel sich ehrfürchtig um ihn scharten. Damit sollte das Wort des Propheten Jesaja erfüllt werden, der geschrieben hatte: „Der Esel kennt seinen Besitzer und der Ochse die Krippe seines Herrn.“
Weihnachten im Wandel der Zeit
Die Engel, die auch der Meister von Flémalle in seinem Gemälde um die Krippe versammelt, stammen dagegen wiederum aus dem Lukasevangelium. Sie erscheinen dort allerdings nicht im Stall, sondern den Hirten auf dem Felde. Der traditionelle Stern von Bethlehem, den das Matthäusevangelium erwähnt, fehlt auf der nebenstehenden Darstellung freilich. Andererseits sind zwei Frauen mit weißen Hauben zu sehen, die man nicht von gängigen Krippendarstellungen kennt. Es handelt sich um zwei Hebammen, die
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