Die Bibel - Wissen auf einen Blick
1504)
Maria, die Mutter Jesu, war das Lieblingsmotiv des berühmten italienischen Renaissance-Malers Raffael Santi. Er hat sie in den unterschiedlichsten Varianten gemalt. Zu seinen frühen Meisterwerken gehört die „Vermählung Marias“ für die Kirche San Franceso in dem umbrischen Städtchen Città di Castello. Raffael war damals Lehrling des Malers Pietro Vanucci, genannt Perugino. Kein Wunder also, dass Maria vor einer ganz ähnlichen Kulisse vermählt wird, wie sie auf Peruginos „Schlüsselübergabe an Petrus“ in der Sixtinischen Kapelle zu sehen ist. Gemeinsam ist beiden Szenen auch, dass sie nicht Gegenstand der biblischen Überlieferung sind.
Informationsbedarf wird gedeckt
In der Bibel ist überhaupt wenig über Maria zu erfahren. Matthäus und Lukas erwähnen, dass sie mit einem Zimmermann namens Joseph verlobt war, bevor der Engel Gabriel zu ihr kam. Als sie dann schwanger wurde, so Matthäus, habe Joseph zuerst die Verlobung lösen wollen, Maria auf Geheiß eines Engels aber schließlich doch geheiratet. Ob sie eine glückliche Ehe führten und was für Menschen Jesu Eltern eigentlich waren, interessierte die Evangelisten nicht. Ihnen ging es vor allem darum, den Heilsplan Gottes darzustellen. Umso begieriger war man in späterer Zeit, mehr über jene Frau zu erfahren, die Gottes Sohn zur Welt gebracht haben soll. In vielen der „apokryphen“ Evangelien, die von der Kirche offiziell nicht anerkannt werden, geht es bevorzugt um Maria. Die wichtigste Quelle, auf die sich Künstler wie Raffael beriefen, ist das Proto-Evangelium des Jakobus, das wohl in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts entstand.
Anna
Ein beliebtes Motiv in der Kunst ist die so genannte „Anna selbdritt“, das heißt Anna in Begleitung von zwei weiteren Personen, die immer ihre Tochter Maria und ihr Enkel Jesus sind. In der Bibel dagegen kommen weder Anna noch Joachim vor. Trotzdem ist Anna zu einer äußerst beliebten Heiligen geworden. Vor allem im 15. und 16. Jahrhundert war der Kult um Jesu angebliche Großmutter sehr populär. Einer Legende nach soll sie dreimal verheiratet gewesen sein und drei Töchter namens Maria gehabt haben: die Mutter Jesu, die Mutter seiner Jünger Jakobus des Älteren, und Johannes (auch Maria Salome genannt) und die Jakobus’ des Jüngeren und des Judas Taddäus (Maria Cleophas).
Das Mädchen im Tempel
Jakobus, oder wie immer der Verfasser dieser Schrift wirklich hieß, beginnt mit der Geburt Mariens. Ihre Eltern Joachim und Anna sind fromme, aber kinderlose Leute – ein Zustand, der von ihrer Umgebung als Strafe Gottes interpretiert wird. Beide beten verzweifelt um Nachwuchs und weihen ihn dem Tempel. Als Maria dann geboren wird, wird von Anfang an großes Aufheben um sie gemacht. Anna baut ihr ein Heiligtum in ihrem Schlafgemach, damit sie mit nichts Unreinem in Berührung kommt und Joachim lädt zu ihrem ersten Geburtstag das ganze Volk Israel ein. Als Maria drei Jahre alt ist, wird sie in einer feierlichen Prozession in den Tempel gebracht. Dort wächst sie als das schönste, tugendhafteste und gehorsamste Mädchen heran, wird von allen geliebt und von einem Engel gespeist. Als sie aber zwölf Jahre alt ist, suchen die Priester für sie einen Mann, damit sie mit ihrer Monatsblutung nicht den Tempel verunreinigt. Sie rufen alle rechtschaffenen Witwer zusammen und wählen Joseph, auf dessen Stab sich eine Taube niedersetzt. Der will eigentlich gar nicht heiraten, doch die Priester weisen darauf hin, wie Menschen gestraft wurden, die sich Gottes Wille widersetzen. Joseph heiratet also Maria und schwört, sie niemals anzurühren.
Raffaels (1483–1520) „Die Vermählung der Maria“ von 1504 (Öl auf Holz), die heute in der Pinacoteca di Brera in Mailand zu sehen ist, ist deutlich von Perugino (um 1445–1523) beeinflusst. Dieser wiederum war ein Schüler von Piero della Francesca (1420–1492), der als Erster die Probleme der perspektivischen Darstellung in der Malerei löste.
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Gabriel bei Maria
(Fra Angelico, Verkündigung, um 1430)
Der Dominikanermönch Fra Giovanni aus dem Kloster in Fiesole bei Florenz wurde wegen seiner frommen, zart gemalten Bilder auch „Angelico“, der „Engelsgleiche“ genannt. Papst Johannes Paul II. hat ihn 1982 seliggesprochen und zum Patron aller christlichen Künstler ernannt. Maria war sein Lieblingsmotiv, und die Verkündigung durch den Engel Gabriel hat er häufig gemalt. Es existieren sehr nüchterne, geradezu
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