Die Bibel - Wissen auf einen Blick
minimalistische Versionen des Themas, in denen sich Maria und der Engel in kahler Architektur gegenüberstehen. Dieses um 1430 entstandene Bild ist dagegen eines der komplexesten und war ursprünglich Teil eines Altaraufsatzes, der ein Marienleben zeigte.
Zwei Verkündigungen
Von der Begegnung zwischen Maria und dem Engel Gabriel wird nur im Lukasevangelium berichtet. Sein Evangelium beginnt mit dem Auftritt des Engels und der Verkündigung einer Geburt. Doch zunächst handelt es sich nicht um Jesus. Der fromme, aber kinderlose Priester Zacharias erhält die Weissagung, dass seine Frau Elisabeth trotz ihres hohen Alters noch einen Sohn gebären wird: Johannes den Täufer. Im Vergleich zu der Ausführlichkeit, mit der Lukas Zacharias beschreibt, wird Maria nur sehr knapp vorgestellt. Als Elisabeth im sechsten Monat schwanger ist, so schreibt Lukas, wird der Engel Gabriel nach Nazareth zu ihrer Verwandten gesandt, einer Jungfrau namens Maria.
Die Botschaft des Engels
Gabriel tritt bei Maria ein und begrüßt sie mit den Worten: „Sei gegrüßt, Begnadete, der Herr ist mir dir“. Sie werde einen Sohn gebären, den sie Jesus nennen solle. Er werde groß sein und „Sohn des Höchsten“ genannt werden. Gott werde ihm den Thron Davids geben und er werde ewig über das Haus Jakob herrschen. Maria erkundigt sich, wie das geschehen solle, worauf Gabriel ihr erklärt, der Heilige Geist werde über sie kommen und die Kraft des Höchsten sie erleuchten. In der Kunst wurde das Geschehen wie bei Fra Angelico meist mit einem goldenen Strahl angedeutet oder der Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Maria erwidert auf die Eröffnung des Engels: „Siehe, ich bin die Magd des Herren, mir geschehe nach deinem Wort“. Mit ihrem Gehorsam wird sie in der christlichen Kirche als positives Gegenstück zur Urmutter Eva gesehen. Aus diesem Grund integrierte Fra Angelico auch die Vertreibung aus dem Paradies in sein Verkündigungsbild. Die Botschaft: Maria macht es mit ihrer Zustimmung zur Geburt Christi möglich, dass Jesus die Menschheit von der Erbsünde befreit, sodass diese am Ende der Zeiten wieder ins Paradies zurückkehren kann.
Das Ave Maria
„Sei gegrüßt, Maria“ heißt auf Lateinisch „Ave Maria“. So kam das berühmteste Mariengebet der Kirche zu seinem Namen. Es beginnt mit dem leicht abgewandelten Gruß des Engels „Sei gegrüßt Maria, voll der Gnade“. Der nächste Teil „Gebenedeit bist du unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes“ stammt auch aus dem Lukasevangelium.
Zu welcher Zeit das Gebet entstanden ist, weiß man nicht. Man datiert die Entstehung mit einiger Wahrscheinlichkeit auf das 11. Jahrhundert. Bei einem Rosenkranz werden 50 Ave Maria gebetet, was eine meditative Wirkung haben soll.
Fra Angelico (1387–1455) hat diese Verkündigung um 1430 als zentrales Bild (Öl auf Holz) eines Altaraufsatzes für die Kirche San Domenico in Fiesole gemalt. Heute befindet sich das Bild im Museo del Prado in Madrid. Unter der Szene der Verkündigung Mariä hat er noch weitere Szenen aus dem Marienleben dargestellt.
(c) Interfoto München
Pflichtbesuch in Bethlehem
(Pieter Bruegel der Ältere, Volkszählung, 1566)
Der Maler Pieter Bruegel der Ältere hatte zwar nicht gerade eine Vorliebe für religiöse Themen, doch griff er immer wieder auf sie als Inspirationenquelle für die von ihm bevorzugte Landschaftsdarstellung zurück.
Quirinius lässt das Volk zählen
„In jenen Tagen geschah es, dass ein Befehl erging, von Kaiser Augustus …“ beginnt die Weihnachtgeschichte des Evangelisten Lukas. Alle Welt sollte sich in Steuerlisten eintragen lassen, heißt es. Es ist die wohl berühmteste Volkszählung der Welt und laut Lukas auch die erste. Sie habe stattgefunden, als Quirinius Statthalter von Syrien war. Damals habe sich auch Joseph aus Nazareth mit seiner schwangeren Verlobten Maria auf den Weg nach Bethlehem begeben, weil er aus dem Geschlecht Davids stammte, das dort seine Ursprünge hatte, und sich deshalb an jenem Ort in die Listen eintragen lassen musste. Die historischen Quellen untermauern den Wahrheitsgehalt der Weihnachtsgeschichte. Publius Sulpicius Quirinius (etwa 45 v. Chr. – 21 n. Chr.), der Statthalter von Syrien, ist historisch belegt. Er übte sein Amt ungefähr im Zeitraum 3 bis 12 n. Chr. aus und ließ im Jahre 6 n. Chr. eine Steuerschätzung in seiner Provinz durchführen. Diese brachte einige Unruhen mit sich, da viele Juden diesem Verwaltungsakt der römischen
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