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Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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Kinder Israel seufzen und schreien über ihre Arbeit und das Geschrei zum Himmel dringt. Da erinnert Gott sich an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob und sieht Mose.
    Durch ihn kann er handeln. In einem brennenden Dornbusch offenbart er sich Mose. Er wolle sein Volk herausführen aus Ägypten in ein Land, in dem Milch und Honig fließen, erzählt er ihm. Und er, Mose, soll daher zu seinem Volk gehen, ihm von dem göttlichen Plan berichten und mit seinem Bruder Aaron das Volk anführen.
     
    Wir wissen nicht, wie wir uns das Geschehnis vorstellen sollen, was wir zu sehen bekämen, wenn Fernsehkameras dabei gewesen wären. Vielleicht gar nichts. Es ist gut möglich, dass sich alles nur in Moses Kopf abgespielt hat. Aber das, was sich dann später ereignete, die wirkliche Flucht der Israeliten aus Ägypten, war keine Kopfgeburt mehr. Das hätte man filmen können.
    Mose ist willig, berichtet die Bibel, aber er hat keine Ahnung,wie er Gottes Auftrag erfüllen soll. Ihm ist alles Mögliche beigebracht worden am Königshof, aber nicht, wie man gegen den Pharao aufbegehrt. Macht aber nichts, denn etwas Wichtiges, für das Ziel unbedingt Notwendiges und in Ägypten offenbar noch nie Dagewesenes ist jetzt da: die kollektive Weigerung von Sklaven, ihre Versklavung als unabänderliches Schicksal einfach hinzunehmen.
    Was fehlt, ist ein Plan, wie man sein Schicksal wendet. Gott hat zwar gesagt, er wolle sein Volk aus Ägypten führen, aber noch glaubt nicht einmal Mose richtig daran, hält das eher für eine utopische Vorstellung, denn er weiß: Niemals wird der Pharao so viele Arbeitskräfte einfach aus seinem Land ziehen lassen. Was Mose sich im günstigsten Fall vorstellen kann, ist eine Linderung der Sklaverei, eine Reform.
    Und genau da setzt er an. Mose geht zum Pharao und bittet, mit seinem Volk drei Tage in der Wüste ein Fest zu Ehren seines Gottes halten zu dürfen. Drei Tage nur, dann werde man zur Arbeit zurückkehren, eine Art Pausenregelung wird erbeten – nicht gerade eine unverschämte Bitte. Aber natürlich naiv. Der königliche Machtmensch kennt das alte Herrscher-Motto: Reichst du dem Volk den kleinen Finger, ergreift es gleich die ganze Hand.
    Und darum: Abgelehnt. Majestät zeigt sich beleidigt über solch ein Ansinnen und reagiert mit einer Verschärfung der Fron für Israel. Majestät weiß, wie man Anzeichen von Renitenz im Keim erstickt. Das Volk wird aufjaulen unter dem verschärften Druck und nicht den Pharao, sondern Mose dafür verantwortlich machen.
    Genauso kommt es. Das Volk überschüttet Mose mit Vorwürfen. Der gemeinsame Wille ist gebrochen, kaum dass er sich zeigte. Mose steht vor der Frage aller Revolutionäre: Wie nimmt man den Unterdrückten die Angst vor ihrem Unterdrücker? Und, falls dies gelingt, welches Ziel kann realistischerweise erreicht werden? Die Umkehr der Machtverhältnisse? Illusorisch. Zu blutig.Letztlich zu wenig revolutionär. Gott will ja nicht die bloße Umkehr des Bestehenden, sondern dessen Verwandlung zu etwas ganz Neuem.
    Mose erinnert sich, welche Lösung Gott bevorzugt: Raus aus dieser geschlossenen Anstalt namens Ägypten. Exodus. Das System wird an sich selbst zugrunde gehen, aber so lange kann Israel nicht warten. Darum raus und vorwärts in eine neue, unbekannte Zukunft. Wie Abraham.
    Aber wie? Auch die Flucht ist mit Lebensgefahr verbunden. Und wohin? In die Wüste? Wie soll ein ganzes Volk darin überleben und vor den Ägyptern sicher sein? Solche Fragen plagen Mose, aber vor allem die Frage: Ist nicht alles sinnlos? Auch ein Plan für die Zeit danach fehlt. Aber einfach immer so weiterleben? Ohne Würde? Ohne Freiheit?
    Da fasst sich Mose ein Herz und erkennt: Ohne Mut geht es nicht. Vielleicht hat er auch gesagt: Ohne Hilfe von oben geht gar nichts. Nur ein Gott kann uns noch retten. Seinem Volk sagt Mose: Der Gott unserer Väter ist mit uns. Und das Volk glaubt Mose. Es entschließt sich zum Widerstand. Es will raus in die Freiheit.
    Widerstand braucht Zeit. Ist sie da, muss die Machtprobe riskiert, die Angst ausgehalten werden bis zum ersten Erfolgserlebnis, das darin besteht, dass der Machthaber nicht sofort zurückschlägt, wenn er den geballten Widerstand der Masse spürt. Denn nun weiß er, was immer er tut, es wird ihn etwas kosten, Soldaten, Arbeitskräfte, Zeit und Geld. Er muss überlegen, wie er die größtmögliche Wirkung zu den geringsten Kosten erzielt. Er braucht Zeit.
    Dass überraschenderweise nichts passiert, die Soldaten in der

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