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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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brauchen Sie für die Aufgabe, die ich Ihnen antragen möchte.«
    »Was für eine Aufgabe?«, fragte Jon unsicher. Vor seinem inneren Auge sah er sich schon Molotowcocktails gegen Schaufenster werfen. Erstaunlicherweise fand er die Vorstellung weniger abwegig als erwartet, als hätten die Umstände um Lucas Tod etwas in ihm wachgerufen.
    »An was für eine Aufgabe denken Sie?«
    »Die Empfänger streiten, wie gesagt, alles ab, haben aber einer Untersuchung zugestimmt. Ebenso wie wir können sie nicht mit Sicherheit sagen, dass es keinen Verräter in ihren eigenen Reihen gibt. Daher sind beide Seiten an einer unparteiischen Untersuchung interessiert, die von einem Außenstehenden durchgeführt wird - einer Person, die nicht durch das Milieu beeinflusst ist sozusagen. Und diese Person sind Sie, Jon.«
    Jon sah den Mann im Rollstuhl verdutzt an.
    »Wie sollte ich…«, setzte er an, ohne den Satz zu Ende zu bringen.
    »Sie sind die perfekte Wahl, Jon. Das Wohlwollen, das Ihr Vater auf beiden Seiten genoss, wird Ihnen auf beiden Seiten zugutekommen. Sie sind noch nicht weit genug in die Gesellschaft involviert, um Partei zu ergreifen, und als Anwalt dürften Sie bis zu einem gewissen Grad mit der Arbeit eines Detektivs vertraut sein.«
    »Aber was Lucas Tod angeht, bin ich doch wohl befangen«, bemerkte Jon.
    »Schon, aber es dürfte doch wohl auch eine gewisse Motivation für Sie sein, den Mörder Ihres Vaters zu finden. Den wirklichen Mörder.«
    Jon fielen keine Gegenargumente mehr ein. Spontan hätte
er am liebsten alles stehen und liegen lassen, um nichts mehr mit der Angelegenheit zu tun zu haben. Er sollte so schnell wie möglich das Geschäft verkaufen und danach alles vergessen, was in irgendeiner Form mit Lettori zu tun hatte, um endlich wieder sein gewohntes Leben aufzunehmen. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich auch so schon genügend Aufgaben. Endlich bot sich ihm mit dem Remer-Fall eine reelle Karrieremöglichkeit, aber die forderte jede Minute seiner Zeit. Sein Arbeitsspeicher war schlicht und ergreifend ausgelastet.
    Andererseits ahnte er, dass dies die letzte Chance war, sich Gewissheit zu verschaffen. Vielleicht würde die Untersuchung um Lucas Tod endlich erklären, was er seit Jahren wissen wollte: Warum hatte sein Vater nach dem Tod der Mutter nichts mehr von ihm wissen wollen? Das alles hing irgendwie zusammen - Lucas Tod, er selbst und alles, was er in den vergangenen 20 Jahren erlebt hatte, waren Steine eines Puzzles, für das er bis jetzt zu jung gewesen war. »Ich wüsste überhaupt nicht, wo ich anfangen sollte«, wendete Jon ein, nachdem alle eine ganze Weile geschwiegen hatten.
    »Als Erstes werden Sie den Rest der Bibliophilen Gesellschaft kennen lernen«, sagte Kortmann. »Sender und Empfänger. Möglicherweise könnte die Empfängerin, die mit euch gekommen ist, dabei von Nutzen sein. Offensichtlich genoss sie Lucas Vertrauen, also setzen Sie sie ein, wenn Sie können. Vielleicht kann sie ein Treffen mit den Empfängern arrangieren. Sollten die Sie akzeptieren, könnten Sie von dort aus eine Strategie entwickeln.«
    »Er braucht doch bestimmt einen Bodyguard«, meinte Paw und zeigte mit dem Daumen auf sich. »Ich stelle mich gern zur Verfügung.«
    »Wie ich bereits gesagt habe«, erklärte Kortmann mit unverhohlener Gereiztheit in der Stimme, »ist es wichtig, dass beide Seiten der oder den Personen vertrauen, die die Untersuchung durchführen. Sie müssen so unparteiisch wie möglich
sein, was man von dir wohl nicht unbedingt behaupten kann.«
    »Okay, okay«, sagte Paw eingeschnappt. »Ich wollte ja nur helfen.«
    »Außerdem besitzt Jon noch eine klare Qualifikation, die du nicht hast: Er ist kein aktiver Lettore.«
    Paw zog die Schultern hoch.
    »Ich zweifle nicht daran, dass Sie das Potenzial dafür haben«, wandte sich Kortmann an Jon. »Aber momentan sind Ihre Fähigkeiten nur latent. Es wäre von Vorteil, das auch so zu belassen, bis die Untersuchung abgeschlossen ist. Die Personen, mit denen Sie in Kontakt kommen werden, wollen sicher sein, dass Sie nicht versuchen, sie zu manipulieren. Der Nachteil ist natürlich, dass Sie selbst nicht merken, ob jemand Sie zu manipulieren versucht.«
    »Da geht es mir doch gleich viel besser«, murmelte Jon.
    »So schlimm ist das alles gar nicht«, behauptete Kortmann. »Schließlich wissen Sie, wen Sie vor sich haben. Wenn Sie sich an ein paar ganz simple Verhaltensregeln halten, dürften Sie keine Probleme bekommen.«
    »Und die

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