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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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dauerte lange, bis Luca auftauchte. Er kam mir langsam entgegen und musterte
mich freundlich, und einen Moment glaubte ich, alles würde gut werden. Doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck plötzlich. Er fragte mich schroff, was ich im Geschäft verloren hätte, sagte, ich hätte kein Recht zu kommen und sollte mich nie wieder blicken lassen.«
    Katherina rutschte unruhig hin und her. Was Jon über den Mann sagte, in dem sie so viele Jahre ihren Ersatzvater gesehen hatte, wich so massiv von ihren eigenen Erfahrungen ab, als handelte es sich um zwei verschiedene Personen.
    »Das verstehe ich nicht«, staunte sie und schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht. Auch damals nicht. Deshalb blieb ich stehen und wollte den Grund wissen. Er könne doch nicht leugnen, mein Vater zu sein, wenn Marianne meine Mutter war. Ich sagte bestimmt noch ein paar andere Dummheiten und warf ihm Anschuldigungen an den Kopf, aber er blieb ganz ruhig und ließ mich toben, um dann seine Trumpfkarte auszuspielen.«
    Sie hatten den Laden erreicht, Jon parkte und schaltete den Motor aus. Er blieb sitzen und betrachtete das Antiquariat. »Was denn?«, fragte Katherina.
    Jon schnitt eine Grimasse.
    »Er hat gesagt, er könne meinen Anblick nicht ertragen. Ich würde ihn zu sehr an meine Mutter erinnern. Jedes Mal, wenn er mich sehe, müsse er daran denken, wie sie gestorben sei und dass er ihren Tod nicht hatte verhindern können.«
    Katherina hatte durch Iversen von Mariannes Selbstmord erfahren, wohingegen Luca selbst nie auch nur ein Wort darüber verloren hatte.
    »Oje«, sagte sie. »Was sagt man dazu?«
    »Als 18-Jähriger gar nichts«, erwiderte Jon und holte tief Luft. »Ich bin wie ein geprügelter Hund aus dem Laden geschlichen - und aus seinem Leben.«
    Sie saßen einen Augenblick still da und lauschten Paws
Schnarchen. Wie auf ein Stichwort wurde es unregelmäßiger, bis er schließlich mit einem Grunzen aufwachte, gefolgt von einem lauten Gähnen.
    »Oh, sind wir schon da?«, fragte er und streckte sich, soweit das auf der Rückbank möglich war.
    »Ja«, bestätigte Jon.
    Paw beugte sich zwischen den Sitzen vor und sah von Katherina zu Jon.
    »Sollten wir dann nicht aussteigen?«
    Katherina öffnete die Tür und stieg aus, gefolgt von Paw.
    »Ich komme morgen vorbei«, versprach Jon, bevor er sich verabschiedete und die Tür zuknallte.
    Paw schauderte in der Kälte, während Katherina dem wegfahrenden Wagen nachblickte.
    »Kommst du irgendwohin mit?«, erkundigte sich Paw auf dem Weg zu seinem Fahrrad.
    »Nein, ich bleibe heute Nacht hier.«
    »Hältst du das für klug?«, fragte er. »Die könnten wiederkommen.«
    »Ebendeshalb«, antwortete sie.
    Paw schüttelte den Kopf.
    »Spiel du ruhig die Heldin, wenn du willst. Ich brauche einfach ein bisschen Schlaf«, sagte er mit entschuldigendem Tonfall. »Schaffst du das allein?«
    Katherina nickte nur.
     
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war es stockfinster um sie herum. Sie brauchte ein paar Minuten, um sich bewusst zu werden, wo sie war. Die Holzplatten vor den Fenstern des Libri di Luca schirmten das Morgenlicht ab. Die Liege unter ihr knackte bei der kleinsten Bewegung, was sie aber nicht am Schlafen gehindert hatte. Sie erinnerte sich, beim Aufbauen mit der Liege gekämpft zu haben, nicht aber daran, dass sie sich hingelegt oder die Schuhe ausgezogen hatte.

    Die Geräusche des Verkehrs drangen durch das Dunkel, und sie blieb noch eine Weile lauschend liegen, bevor sie die Decke zur Seite schlug und sich aufrichtete. Nachdem sie sich die Schuhe angezogen und sich den Wollpullover übergestreift hatte, schaltete sie das Licht ein.
    Das Antiquariat bot einen traurigen Anblick. Das Loch im Teppichboden sah aus wie eine offene Wunde, und die verbarrikadierten Fenster und das Feldbett ließen den Laden eher wie ein improvisiertes Kriegsversteck für Antiquitäten als wie eine Buchhandlung wirken.
    Sie schloss die Tür auf und trat ins Freie. Der Himmel war wolkenlos, aber der Laden lag noch im Schatten der anderen Gebäude. Es war beißend kalt. Zum ersten Mal seit Frühlingsanfang stand ihr der Atem in einer weißen Wolke vor dem Mund. Sie lief ein wenig auf und ab, um warm zu werden. Es war schon nach elf, und das Libri di Luca hätte schon seit Stunden aufhaben müssen, aber der jämmerliche Zustand der Fassade hatte vermutlich alle potenziellen Kunden abgeschreckt.
    Katherina ließ die Tür offen und begann im Laden aufzuräumen. Die Bücher, die normalerweise auf den

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