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Die Bibliothek der Schatten Roman

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Titel: Die Bibliothek der Schatten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikkel Birkegaard
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möglich hinausgezögert werden. Jon fuhr hindurch, kaum dass es genügend Platz für seinen Wagen freigab, und folgte der kurzen, asphaltierten Auffahrt bis zu dem geräumigen, aber leeren Platz vorm Haus. Der Eingangsbereich wurde von einer Reihe Säulen flankiert, zwischen denen eine breite, beleuchtete Steintreppe zu einer dunk len Holztür mit gusseisernen Beschlägen und einem kleinen vergitterten Fenster in Augenhöhe führte.
    Sie stiegen aus dem Wagen.
    »Ich glaube, wir müssen da lang«, meinte Paw und zeigte zu einem gepflasterten Gartenweg, der seitwärts um das Haus herumführte. Er setzte sich in Bewegung, gefolgt von Jon und Katherina.
    »Warst du schon mal hier?«, fragte Jon.
    »Nein«, antwortete Katherina.
    »Ich auch nicht«, gab Paw zu. »Aber von den anderen wahrscheinlich auch nicht gerade viele.«
    Der Pfad endete vor dem rostigen Turm. Über einer breiten Tür leuchtete eine einzelne Lampe. Der Abstand vom Turm zum Haus betrug vielleicht zwei Meter, aber sowohl im Parterre als auch im obersten Stockwerk waren Haus und Turm
durch einen nicht minder verrosteten Verbindungsgang verbunden.
    »Die Empfängerin bleibt unten«, ertönte es über ihnen.
    Paw zeigte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Am Türrahmen hing ein Lautsprecher. Jon zog die Brauen hoch und wollte protestieren, aber Katherina legte ihm eine Hand auf seine Schulter und nickte.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte sie. »Damit habe ich gerechnet. Ich warte im Auto auf euch.«
    »Bist du sicher?«, fragte Jon.
    »Ganz sicher«, antwortete sie. »Geht ohne mich rauf.«
    Paw hatte bereits die Tür geöffnet.
    »Kommst du?«
    Katherina drehte sich um und ging zurück zum Auto. Jon schloss sich Paw an. Hinter der Tür befand sich ein Fahrstuhl, in dem gerade genug Platz für sie beide war. Auf der linken Seite führte eine Tür ins Haus. Jon wollte gerade nach der Klinke greifen, als der Aufzug sich gemächlich und wie von Geisterhand gezogen in Bewegung setzte. Große Zahnräder hoben den Lift in gleichmäßigem Tempo an. Das Schnurren der Mechanik gab Jon das Gefühl, in einer großen Standuhr eingesperrt zu sein.
    Paw tappte ungeduldig mit der Fußspitze auf den Metallboden und schaute an die Decke.
    Es kam Jon wie eine Ewigkeit vor, bis sie das oberste Stockwerk erreichten. Paw machte die Tür zu dem Gang auf, der ins Haus führte. Am Ende der Passage öffnete sich eine Tür, hinter der sie Kortmann in seinem Rollstuhl erblickten. Es sah fast so aus, als hätte er sie erwartet. Er trug schwarze, frisch gebügelte Kleider und schwarze, glänzende Schuhe und thronte auf seinem Messingrollstuhl, einer Spezialanfertigung, die wesentlich höher war als normale Rollstühle, was den Augenkontakt erleichterte, ihn aber gleichzeitig aussehen ließ wie einen großen Jungen auf einem Kinderstuhl.

    Mit einem gemessenen Nicken hieß Kortmann sie willkommen.
    »Treten Sie näher«, fügte er in neutralem Tonfall hinzu, aber trotzdem klang es ein bisschen wie ein Befehl. Er setzte den Rollstuhl ein Stück zurück, damit sie an ihm vorbeikamen, und dirigierte sie in einen Flur mit gedämpfter Beleuchtung und goldgerahmten Gemälden an den Wänden. Der Korridor mündete in einen großen Raum voller Buchregale, die vom Boden bis unter die Decke reichten. In der Mitte des Raumes stand ein niedriger, runder Tisch mit sechs Sesseln unter einem gigantischen Kristallleuchter.
    »Setzen Sie sich«, sagte Kortmann und zeigte auf die Sessel.
    Sie folgten seiner Aufforderung und sahen sich beeindruckt um. Paw pfiff leise.
    »Nicht übel, wie Sie wohnen«, stellte er fest. »Das geht bestimmt ins Geld.«
    Kortmann ignorierte ihn. Mit einem seitlichen Handgriff senkte er die Sitzhöhe seines Stuhls so weit ab, bis sie wieder etwa in Augenhöhe waren.
    »Was ist passiert?«, wollte er wissen und sah Jon eindringlich an.
    Jon erzählte erst von dem Angriff auf den Laden und berichtete dann, wie es Iversen ging. Kortmann ließ ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen, auch nicht, als Paw einmal vorlaut dazwischenredete. In seinem Blick lag kein Misstrauen, sondern Ernst, Sorge und Anteilnahme. Als Jon mit seinem Bericht am Ende war, hatte Kortmann seine Hände im Schoß gefaltet.
    »Wisst ihr, wer es war?«, fragte er schließlich.
    Jon schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »War die Empfängerin auch da?«
    »Katherina? Ja, sie war die ganze Zeit dabei. Genau genommen
haben wir es ihr zu verdanken, dass das Feuer rechtzeitig gelöscht werden

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