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Die Biene Maja

Die Biene Maja

Titel: Die Biene Maja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Bonsels
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Knaben, die Grashalme zwischen ihre Finger nahmen und mit ihrem Mund Luft darauf bliesen, so daß ein surrender Ton entstand, der dem Zirpen einer Grille vielleicht verglichen werden könnte. Aber er blieb weit dahinter zurück. Jedenfalls tun sie, was sie können. Wollen Sie sonst noch etwas wissen? Ich weiß immerhin mancherlei.«
    Und er grinste die kleine Maja an, daß man es förmlich hörte.
    Aber als er nun das nächste Mal unversehens davonsprang, blieb er aus, und die Biene wartete eine Weile vergeblich auf ihn. Sie suchte ringsumher im Gras und in den Blumen, aber es war unmöglich, ihn wiederzufinden.

Sechstes Kapitel
Puck

    Die Mittagshitze dieses schönen Sommertags machte die kleine Maja recht müde, sie flog gemächlich an grell beschienenen Gartenbüschen vorüber, bis die großen Blätter eines riesigen Kastanienbaums ihr Schutz und Kühle boten. Es standen Tische und Bänke unter der Kastanie auf dem zertretenen Rasen; offenbar war es eine Sommerwirtschaft, die unter der Baumkrone aufgeschlagen war. In der Nähe schimmerte das rote Ziegeldach eines Bauernhauses, aus dessen Schornsteinen ein bläulicher Rauch in den Sonnenschein emporzog.
    Nun schien es der kleinen Maja ganz unvermeidlich, daß sie endlich einem Menschen begegnen müßte, war sie nicht bis unmittelbar in sein Machtbereich vorgedrungen? Sicherlich war dieser Baum sein Eigentum, und die seltsamen Holzgeräte im Schatten drunten gehörten zu seinem Stock.
    Da summte es neben ihr, und eine Fliege ließ sich auf ihrem Blatt nieder. Sie lief eine Weile auf dem grünen Geäder herum, immer in kleinen Stößen, so daß man die Bewegungen ihrer Beine nicht sah und fast glauben konnte, sie rutschte rasch und aufgeregt hin und her. Dann flog sie von einem Teil des großen gefingerten Blattes zum andern, aber so schnell und unversehens, daß jeder geglaubt hätte, sie wäre gesprungen statt geflogen. Aber es sah nur so aus. Offenbar war ihr daran gelegen, herauszubekommen, auf welchem Teil des Blattes es am angenehmsten war. Zuweilen schwang sie sich für ein ganz kleines Stückchen urplötzlich in die Luft, brummte dabei geradezu leidenschaftlich, als sei etwas Unerhörtes geschehen, oder als bewegte sie das größte Vorhaben der Welt, ließ sich aber dann wieder nieder und machte wieder ihre sprunghaften Laufstrecken, als sei nichts geschehn, dann wieder saß sie ganz still, als ob sie plötzlich erstarrt wäre.
    Maja sah zu, was die Fliege da in der Sonne tat. Endlich näherte sie sich ihr und sagte höflich:
    »Ich wünsche guten Tag und heiße Sie auf meinem Blatt willkommen; soviel ich weiß, sind Sie eine Fliege.«
    »Was denn sonst?« fragte die Kleine, »ich heiße Puck, ich bin sehr beschäftigt. Wollen Sie mich vertreiben?«
    »O nein. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, entgegnete Maja.
    »Das glaub' ich«, sagte Puck nur, und versuchte sich den Kopf abzureißen.
    »Um Gottes willen,« rief Maja, »schonen Sie sich!«
    »Das muß sein, davon verstehn Sie nichts«, entgegnete Puck gelassen, und fuhr sich mit den Beinen über die Flügel, so daß sie sich hinten tief um den Leib bogen. »Ich bin übrigens eine Stubenfliege,« fügte sie nicht ohne Stolz hinzu, »ich weile hier nur in der Sommerfrische.«
    »Wie interessant,« rief die kleine Maja glücklich, »da kennen Sie sicherlich den Menschen?«
    »Den kenne ich wie meine Hosentasche,« warf Puck geringschätzig ein, »ich sitze täglich darauf. Ja, aber wissen Sie denn das nicht? Ihr Bienen seid doch sonst so gescheit, ihr glaubt es wenigstens zu sein.«
    »Ich heiße Maja«, antwortete die kleine Biene etwas schüchtern. Sie begriff nicht recht, wo die andern Insekten ihr Selbstbewußtsein, ihre Sicherheit und oft sogar ihre Frechheit hernahmen.
    »Es ist schon gut,« wehrte Puck ab, »heißen Sie, wie Sie wollen, dumm sind Sie jedenfalls.«
    Puck saß da, wie eine Kanone, die grade abgefeuert werden soll, der Kopf und die Brust ragten empor, und die unterste Spitze ihres Leibes berührte das Blatt. Dann plötzlich duckte sie sich zusammen, so daß es aussah, als habe sie keine Beine.
    »Vorsichtig muß man sein,« sagte sie, »darauf kommt es an.«
    Aber in der kleinen Maja wallte es nach der Kränkung, die Puck ausgesprochen hatte, zornig empor. Ohne daß sie recht wußte, was sie eigentlich trieb, schwang sie sich blitzschnell auf Puck zu, ergriff sie beim Kragen und hielt sie fest.
    »Ich werde Sie lehren, gegen eine Biene höflich zu sein«, rief sie.
    Puck fing

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