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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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verliebt, natürlich war ich das. Jeder sollte sich einmal im Leben so richtig verlieben.«
    »Aber hast du ihn denn nicht so sehr geliebt, dass du heiraten wolltest?«
    Sie lächelte mich an. »Ich habe ihn sogar sehr geliebt«, sagte sie. »Aber meine Freiheit habe ich eben noch mehr geliebt.«
    Wir klebten Etiketten, bis keine Gläser mehr übrig waren. Und dann, nur so zum Spaß, machte ich noch eins auf der Rückseite nass und klebte es mir auf mein T-Shirt, genau auf meine Brust.
    Augusta sah auf die Uhr und verkündete, wir seien so fix gewesen, dass es noch eine ganze Stunde bis zum Abendessen sei.
    »Los«, sagte sie. »Lass uns die Bienenrunde machen.«
     
    Ich sah jetzt regelmäßig mit Zach nach den Bienen, mit Augusta war ich seit unserem ersten Besuch nicht mehr bei den Stöcken gewesen. Ich zog die langen Baumwollhosen an, die einmal June oder Augusta gehört hatten und bei denen man die Beine ungefähr zehn Mal umschlagen musste. Dann setzte ich mir den Dschungelhelm auf den Kopf und ließ den Schleier vor mein Gesicht fallen.
    Wir gingen zu dem kleinen Wald neben dem rosa Haus, noch umweht von dem wohligen Zauber ihrer Geschichten. Ich meinte, mich geradezu in sie einhüllen zu können, um mein Herz an ihnen zu wärmen.
    »Eins versteh ich nicht«, sagte ich.
    »Und zwar?«
    »Wenn Blau deine Lieblingsfarbe ist, warum hast du das Haus dann rosa angestrichen?«
    Sie lachte. »Daran ist May schuld. Sie ist an dem Tag, als ich zum Farbengeschäft ging, um eine Farbe auszusuchen, mit mir mitgekommen. Ich hatte mir einen sanften Braunton vorgestellt, aber May verlor ihr Herz an ein Farbmuster, das Karibisch Rosa hieß. Sie sagte, davon bekäme sie Lust, Flamenco zu tanzen. Und ich dachte bei mir: ›Tja, das ist zwar die kitschigste Farbe, die ich jemals gesehen habe, und die halbe Stadt wird sich darüber das Maul zerreißen, aber wenn es May so fröhlich stimmt, dann muss sie wohl darin leben.‹«
    »Und ich habe immer gedacht, du würdest Rosa lieben«, sagte ich.
    Sie lachte wieder. »Weißt du, manche Dinge sind einfach nicht so wichtig. Wie die Farbe eines Hauses. Wie wichtig ist das wirklich, gemessen an allem Anderen im Leben? Aber jemandem Freude zu bereiten - das, das ist wichtig. Das Problem mit den meisten Menschen ist nur...«
    »Sie wissen nicht, was wichtig ist und was nicht«, beendete ich ihren Satz und war darüber sehr stolz.
    »Ich wollte eigentlich sagen, das Problem ist, dass sie zwar wissen, was wichtig ist, aber sie entscheiden sich nicht, es auch zu tun . Weißt du, wie schwierig das ist, Lily? Ich liebe May, aber es fiel mir trotzdem unheimlich schwer, mich zu Karibisch Rosa durchzuringen. Das Schwierigste auf der Welt ist, das, was wichtig ist, auch zu tun.«
    Ich konnte nirgendwo eine einzige verirrte Biene sehen. Die Stöcke sahen aus wie eine verlassene Wohngegend, die Luft war schwer vor Hitze. Vielleicht waren die Bienen ja im Innern und machten Siesta, oder aber die Müdigkeit hatte sie nach all dieser unglaublich harten Arbeit doch endlich eingeholt.
    »Wo sind sie denn?«, fragte ich.
    Augusta legte den Finger auf die Lippen. Sie nahm ihren Helm ab und legte ihr Gesicht flach auf den Deckel des Bienenstocks. »Komm, hör mal«, flüsterte sie.
    Ich zog den Helm ab, klemmte ihn unter meinen Arm und legte mein Gesicht neben ihres, so dass wir praktisch Nase an Nase waren.
    »Hörst du das?«, sagte sie.
    Ein gleichklingendes Summen, hoch und volltönend, als wenn jemand einen Teekessel aufgesetzt hätte und zum Kochen bringen würde.
    »Sie kühlen die Stöcke«, sagte sie, und ihr Atem wehte den Geruch von Pfefferminz über mein Gesicht. »Das ist der Klang von hunderttausend Bienenflügeln, die Luft fächeln.«
    Sie schloss die Augen und gab sich dem Klang hin, so wie vornehme Leute bei einem Konzert klassische Musik in sich aufnehmen. Ich fragte mich, ob ich bisher hinterm Mond gelebt hatte, denn auf meinem Plattenspieler zu Hause hatte ich noch nie etwas gehört, das so gut klang. Es war unglaublich, wie perfekt sie den Ton hielten, wie harmonisch es war, und wie gleichmäßig die Lautstärke an- und abschwoll. Wir hielten unsere Ohren an eine riesige Musicbox.
    Dann auf einmal begann mein Gesicht zu beben, als ob die Musik in meine Poren gerauscht wäre. Als wir uns wieder aufrichteten, prickelte und juckte meine Wange.
    »Du hast gerade die Bienen-Klimaanlage gehört«, sagte Augusta. »Die meisten Menschen haben ja überhaupt keine Vorstellung davon, wie

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