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Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees

Titel: Die Bienenhüterin - The Secret Life of Bees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Monk Kidd
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sie zu dem Treffen der Töchter Mariens anhatte. Und seit ich hier bin, liebe ich auch Bienen und Honig.« Ich wollte hinzufügen: Und ich liebe dich , aber ich traute mich nicht.
    »Weißt du eigentlich, dass manche Eskimovölker zweiunddreißig Wörter für Liebe haben?«, sagte Augusta. »Und wir haben nur dieses eine einzige. Unsere Sprache ist so beschränkt, du musst das gleiche Wort benutzen, wenn du von deiner Liebe zu Rosaleen sprichst oder davon, dass du Cola mit Erdnüssen liebst. Es ist doch schade, dass wir das nicht auf ganz viele Arten und Weisen ausdrücken können!«
    Ich nickte und dachte, dass ihr Wissen wohl nahezu unbeschränkt sein musste. Vermutlich hatte eines der vielen Bücher, die sie in ihrem Monat vor dem Schlafengehen lesen durfte, von Eskimos gehandelt.
    »Ich finde, wir sollten einfach ein paar mehr Arten und Weisen erfinden, um von Liebe sprechen zu können«, sagte sie. Dann lächelte sie. »Wusstest du, dass auch ich Erdnüsse in Cola liebe? Und dass Blau auch meine Lieblingsfarbe ist?«
    Wie heißt doch das Sprichwort: »Gleich und gleich gesellt sich gern.« Das schien bei uns wirklich zu stimmen.
    Wir waren bei den Gläsern mit dem Eukalyptushonig, den Zach und ich auf Clayton Forrests Besitz gesammelt hatten, und bei den paar Gläsern violetten Honigs aus dem Stock, in dem die Bienen so viel Holunder getrunken hatten. Leider stand der Madonna auf dem Etikett Violett nicht besonders gut.
    »Warum klebst du eigentlich die Schwarze Madonna auf deinen Honig?«, wollte ich wissen. Das hatte ich mich vom allerersten Tag an gefragt. Den meisten fiel doch nichts Besseres ein, als einen Bären zu nehmen, der Honig klaut.
    Augusta wurde still, hielt ein Glas in der Hand und sah in die Ferne, als ob sie dort eine Antwort suchen würde. »Ich wünschte, du hättest die Töchter Mariens sehen können, als ich ihnen zum allerersten Mal dieses Etikett gezeigt habe. Und weißt du, warum? Als sie die Maria ansahen, ging ihnen zum allerersten Mal in ihrem Leben auf, dass auch dunkle Haut etwas Göttliches haben kann. Weißt du, Lily, wir alle brauchen einen Gott, der aussieht wie man selber.«
    Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, als die Töchter Mariens diese glorreiche Entdeckung gemacht hatten. Ich stellte mir vor, wie sie unter ihren prächtigen Hüten jubilierten. Und wie die Federn dazu rauschten.
    Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich so doll mit meinem Fuß rumwippte, dass ich dachte, er würde gleich abfallen - »Zappelphilipp« nannte mich Rosaleen dann immer - und als ich jetzt nach unten sah, wibbelte ich schon wieder wie verrückt mit dem Fuß. Normalerweise passierte mir das abends, wenn wir unsere Gebete vor der Lieben Frau der Ketten sprachen, so als ob mein Fuß aufstehen und mit den Anderen im Zimmer zu Ehren der Maria herumtanzen wollte.
    »Und woher hast du eigentlich die Statue der schwarzen Maria?«, fragte ich.
    »Nun, ich weiß nur, dass sie irgendwann in den Besitz meiner Familie gelangt ist. Du erinnerst dich doch an die Geschichte, wie Obadja die Statue mit ins Gebetshaus genommen hat, und wie die Sklaven glaubten, es sei Maria, die zu ihnen gekommen sei?«
    Ich nickte. Ich erinnerte mich an jede Einzelheit. Ich hatte es hundert Mal vor meinem geistigen Auge gesehen, seit ich die Geschichte damals zum ersten Mal gehört hatte. Obadja auf den Knien im Schlamm, über die Statue gebeugt, die ihm der Fluss geschickt hat. Die Statue, die nun im Gebetshaus aufragt, die Faust erhoben, und wie alle der Reihe nach zu Unserer Lieben Frau der Ketten treten, um ihr Herz zu berühren, in der Hoffnung, dass sie ihnen ein wenig Kraft gibt durchzuhalten.
    »Na ja«, sagte Augusta und fuhr mit dem Aufkleben der Etiketten fort, »weißt du, in Wirklichkeit ist sie natürlich nur die Galionsfigur eines alten Schiffs, aber die Leute brauchten Trost und Beistand, und als sie die Statue ansahen, sahen sie in ihr Maria, und der Geist Mariens schwebte fortan über ihnen. Glaub mir, Lily, ihr Geist ist überall, wirklich in allem. In den Felsen und den Bäumen und auch in den Menschen, aber manchmal konzentriert er sich an bestimmten Orten und strahlt von dort auf ganz besondere Weise auf uns aus.«
    So hatte ich noch nie darüber nachgedacht. Ich war geradezu fassungslos, ich schien ja überhaupt keine Ahnung zu haben, in was für einer Welt ich eigentlich lebte, aber vielleicht wussten es die Lehrer an meiner Schule ja auch nicht, denn sie sprachen doch immer nur davon, dass alles aus

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