Die Bismarcks
auf das damalige Victoria-Gymnasium, das spätere Helmholtz-Gymnasium. Er verließ es im Jahr 1944. Nach dem Abitur in der Schweiz studierte er Jura und bewegte sich in den 1950er-Jahren auf den Spuren seiner Onkel in Italien. 1952 war er auf Capri und verlebte interessante Tage und Stunden mit dem Jet-Set dieser Jahre. Er begegnete Cecil Beaton, dem berühmten Fotografen und Freund von Mona. Mit ihr diskutierte er über Politik: Mona erwies sich als Expertin für amerikanische Innenpolitik. Er traf den Herzog von Windsor und seine Frau, er kam mit dem griechischen Reeder Niarchos zusammen und erinnert sich besonders an die Gespräche mit dem amerikanischen Komponisten Samuel Barber und dem Multimillionär Arturo Lopez.
Bredow verbrachte dann ein halbes Jahr bei einer Anwaltsfirma in den USA , legte das erste und zweite juristische Staatsexamen ab und bestand das Auswahlverfahren für eine Karriere als Diplomat. Im Alter von 28 Jahren trat er 1961 in den Auswärtigen Dienst ein und war auf Posten in Bamako, Dacca, Madrid, Rom, Tel Aviv und New York. Als Botschafter vertrat er die Bundesrepublik in Griechenland und in Rumänien. Er erlebte als vom Auswärtigen Amt ausgeliehener stellvertretender Protokollchef den beschwingten Auftakt der Olympischen Spiele 1972 in München und den Bruch im Gefolge des Dramas im Quartier der israelischen Sportler.
Die Bundesrepublik, die geglaubt hatte, erstmals den Schatten des Dritten Reichs hinter sich gelassen zu haben, wurde über Nacht auf traurige Art und Weise mit der Vergangenheit konfrontiert. Israelische Sportler, deren Familien im Holocaust umgekommen waren, hatten zu Deutschland Vertrauen gefasst. Sie waren zu den Spielen gekommen, und das Gastland hatte sie nicht schützen können. Hinzu kamen die geradezu katastrophalen Fehler bei dem Versuch, die Geiseln bei einer Kommandoaktion in Fürstenfeldbruck zu retten.
In den 1980er-Jahren wurde Bredow, der in Bonn als stellvertretender Chef des Protokolls für Staatsbesuche zuständig war, von Richard von Weizsäcker als Protokollchef des Berliner Senats in die noch geteilte Stadt geholt. Hier erwarb er sich rasch einen besonderen Ruf. Er ist wohl der souveränste Vertreter gewesen, den man sich auf diesem Posten vorstellen kann. Er hat mehr gesehen und beobachtet, als die Staats- und Ehrengäste glauben, die er betreut hat. Auch sein Urteil über deutsche Spitzenpolitiker ist genau und präzise in der Beobachtung. Als US -Präsident Ronald Reagan am 12. Juni 1987 am Brandenburger Tor den Satz formulierte: »Mr. Gorbachev, tear down this wall«, war Bredow dabei.
Nach der Pensionierung – sein letzter Auslandsposten als Botschafter war Rumänien gewesen – kehrte der Urenkel des deutschen Reichskanzlers noch einmal als Protokollchef des Berliner Senats ins wiedervereinigte Berlin zurück. Im Range eines Staatssekretärs des Landes Berlin, tatsächlich aber nur mit einem bescheidenen Zuschlag zur Pension ausgestattet, durfte er den Regierenden Bürgermeister im Notfall vertreten. Seine Mannschaft zählte knapp 50 Mitarbeiter. Sie kümmerten sich um die Details bei Staatsbesuchen, Ordensverleihungen und festlichen Banketts im Roten Rathaus und in den Schlössern Charlottenburg und Niederschönhausen. Bredow ist übrigens neben verschiedenen anderen Gründen aus ganz praktischen Erwägungen für den Wiederaufbau des Stadtschlosses. »Wir brauchen große Säle, würdige Säle«, meint er.
»Bei Staatsbesuchen passieren die furchtbarsten Dinge«, weiß Bredow zu berichten. Aber eine Panne, die der Gast nicht bemerkt, fügt er hinzu, ist keine Panne. Einmal kam der Sultan von Brunei zu einem Staatsbesuch nach Berlin. Der von ihm gesteuerte Jumbo stoppte auf dem Vorfeld an der falschen Stelle. Aber der für ihn ausgelegte rote Teppich war fest angeklebt und konnte nicht verschoben werden. Es ist nicht bekannt, ob der Sultan die Panne bemerkt hat. Im Jahr 2000 beendete Bredow seine Tätigkeit, bei der vor allem Fingerspitzengefühl, Übersicht, ein resistenter Magen und gute Nerven gefragt sind. Seine Frau hatte ihn in diesen Jahren Tag für Tag bei seiner Arbeit unterstützt und begleitet. Aber irgendwann einmal sagte auch sie: »Jetzt ist Schluss.«
Leopold-Bill von Bredow ist mit Marie-Eleonora Prinzessin zu Schwarzenberg verheiratet, mit der er drei Kinder hat. Der Bruder seiner Frau ist der amtierende tschechische Außenminister. Die jüngste Bredow-Tochter lebt in London und arbeitet für ein bekanntes,
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