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Die Bismarcks

Die Bismarcks

Titel: Die Bismarcks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Thies
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dass Leopold-Bill von Bredow, Jahrgang 1933, die Geschichte der Bismarcks von seinem Urgroßvater an bis zur Gegenwart spät, aber nicht zu spät, erzählt hat und damit entscheidende Hinweise für das bessere Verständnis seiner Vorfahren gab.

Die Jarchliner Bismarcks
    Klaus von Bismarck – Herkunft und Jugend
    Klaus von Bismarck kam am 6.   März 1912 auf dem pommerschen Gut Jarchlin zur Welt. Er war kein direkter Nachfahre des Reichsgründers Otto von Bismarck, entstammte also nicht der »Onkel-Otto-Familie«, sondern gehörte zu den Nachkommen von Ottos Bruder Bernhard, den Jarchlinern. Die Schönhausener männlichen Bismarcks waren also Neffen, er selbst der Urgroßneffe des Reichskanzlers. Vom Alter her passt er noch gerade in die Kohorte der Enkel.
    Sein Urgroßvater hatte zusammen mit dem späteren Reichsgründer den elterlichen Besitz nach dem Tod des Vaters zunächst gemeinsam verwaltet. 1841 ging Otto nach Schönhausen; Bernhard blieb in Pommern und bewirtschaftete Jarchlin und Külz. Ottos pommersches Gut Kniephof wurde 1868 an den Großvater von Klaus, Philipp von Bismarck, veräußert.
    Wesentlich früher als die Schönhausener Bismarcks öffnete sich dieser Teil der Familie für die nichtadlige Welt. Es gab, wenn man so will, mehrere »Menckens« in Klaus’ Familie. Den Anfang hatte bereits Bernhard gemacht, der eine Bürgerliche heiratete. Sie starb 1844 nach der Geburt ihres Sohnes Philipp. Bernhard heiratete bald darauf erneut und hatte mit seiner zweiten Frau, einer von Lettow-Vorbeck, zwölf Kinder. Aus der ersten Ehe ging Philipp von Bismarck hervor, der eine Elisabeth von der Osten heiratete. Auch diese verstarb bei der Geburt ihres Sohnes Gottfried, sodass der Vater eine Hedwig von Harnier heiratete, eine hessische Hugenottenabkommin. Aus dieser Verbindung ging Gottfried, der Vater von Klaus, hervor.
    Spöttisch-ironisch hat Klaus von Bismarck in seiner Autobiografie angemerkt: »Ich weiß nicht, ob es einigen direkten Nachkommen heute noch Vergnügen macht, im ›Geiste‹ stolz unter der gewaltigen Eiche des Otto von Bismarck zu lagern. Wir hatten dazu jedenfalls keinen angemessenen Grund.« 1
    Der Urgroßneffe kokettiert und unterschlägt an dieser Stelle, dass er zeitlebens sehr wohl an der Bismarck-Legende partizipiert hat. Während seiner Schulzeit, in der landwirtschaftlichen Lehre, beim Militär wurde Klaus von Bismarck mit dem Alten verglichen und an ihn erinnert: »Sie als Bismarck müssten doch eigentlich …« Und wie Klaus von Bismarck einräumen muss, konfrontierte man auch seine Kinder mit diesem Vergleich. Ohne den Namen Bismarck hätte er aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht die bemerkenswerte Karriere eines Außenseiters machen können, die er zurücklegte. Ein derartiger beruflicher Weg ist in der heutigen Bundesrepublik nicht mehr möglich. Dennoch behauptete Klaus von Bismarck trutzig: »… ich habe schon von klein auf wenig Neigung gehabt, auf einer Von-Bismarck-Sonderfahrkarte durch das Leben zu reisen.« 2
    Bei einer Grenzkontrolle in Helmstedt wurde Bismarck im Sommer 1951 von einem Soldaten der Volksarmee kontrolliert. Der Armeeangehörige mit breitem sächsischem Akzent studierte lange und genau den Reisepass. Bismarck? Freund der Russen wegen des Rückversicherungsvertrags oder am Ende doch der Sozialistenfresser? Der Kontrollierende konnte sich nicht entscheiden, zeigte schließlich mit der Hand schräg gen Himmel und fragte Klaus: »Sind Sie verwandt mit dem da?« Bismarck fixierte den Mann und antworte: »Ich bin es selbst.« 3 Der Volksarmist knallte die Hacken zusammen und salutierte.
    Wesentlich schlechter war es zu dieser Zeit bereits im Westen um die Geschichtskenntnisse des vom Krieg zerstörten Landes bestellt. Bei einer Veranstaltung der IG Bergbau, an der der pommersche Adelige teilnahm, fragte ein Funktionär seinen Nachbarn: »Woher hat der denn seinen Spitznamen Bismarck?« 4
    Der Vater von Klaus von Bismarck, Gottfried, war ein musisch orientierter Mann, ein Außenseiter unter den pommerschen Landjunkern. In einer poetischen Passage der Memoiren seines ältesten Sohnes heißt es: »Ich habe den Vater einmal mit einem Kranich verglichen, diesem scheuen aristokratischen Vogel, der in den unzugänglichen Sümpfen der pommerschen Heimat lebt. Wenn ich diese großen Vögel gelegentlich am Himmel ihrer Wege ziehen sehe, so denke ich an meinen Vater, diesen Outsider in Hinterpommern und innerhalb der Bismarck’schen Familie. Ich denke beim Ruf

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