Die Blackcollar-Elite
erwähnt«, rief ihm Lathe ins Gedächtnis.
»Ja. Wir werden uns wahrscheinlich damit begnügen müssen.« Tremayne sah Valentine an, aber der Blackcollar erhob keinen Einwand. »Also gut. Wir werden Sie über die Veteranen informieren, und Sie werden uns darüber informieren, wie Sie sie herausholen wollen.«
Lathe nickte. »Wie ich gesagt habe.«
Die Versammlung löste sich auf, und Caine ging geradewegs zur Tür. Er wollte allein sein und alles in Ruhe überdenken; doch noch bevor er den Ausgang erreichte, befanden sich Novak und Mordecai neben ihm. Er kümmerte sich nicht um sie und trat in den Korridor. Ein Klon. Eine Kopie. Und wenn es eine Kopie gab, warum dann nicht mehrere? Er hatte angenommen, dass seine besondere Erziehung im Widerstand ein normaler Bestandteil der Ausbildung eines Agenten war. Doch jetzt bezweifelte er es. Für besondere Werkzeuge brauchte man eine besondere Behandlung. Wie viele Allen Caines gab es noch auf der Erde, die genauso sorgfältig durch das Leben gesteuert wurden wie er?
Eine Marionette, das war er. Eine Klon-Marionette, deren zerrissene Fäden Lathe und die Radix in die Hand genommen hatten.
Ein Klon. Ich sollte etwas fühlen, sagte er sich teilnahmslos. Zorn, Groll. Er war sein Leben lang belogen worden; er war ein Stück biologischer Ware, dem man einredete, dass es ein menschliches Wesen war, während alle anderen über seine Naivität lachten. Ich sollte mich zumindest schämen, dachte er.
Doch er war wie betäubt, und das Einzige, was ihm blieb, war das Bewusstsein, dass er noch eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Seine Konditionierung war so gut, dass nicht einmal eine solche Enthüllung sie erschüttern konnte.
»Caine?«
Die Gestalt, die vor dem Raum der Blackcollars wartete, trat vor. Caine blieb stehen, unterbrach seine Grübeleien und sah sie an.
Es war Lianna Rhodes, die Radix-Führerin von Janus. »Was ist los?«, fragte er unwirsch.
»Ich möchte kurz mit Ihnen sprechen.«
Ein Gespräch mit einem Argentianer war das Letzte, was er im Augenblick wollte, und er öffnete schon den Mund, um es auszusprechen, als sich Mordecai einmischte. »Sie sollten es lieber nicht tun«, murmelte er.
Irgendwo in Caine schlug etwas ins Gegenteil um.
»Gern«, sagte er zu Lianna. »Kommen Sie herein!«
Dieses Mal würde die Marionette ihre Fäden selbst in der Hand halten.
Falls Mordecai sich über Caines Entscheidung ärgerte, zeigte er es nicht, und auch Novak machte keine Bemerkung, während er die Tür aufsperrte, als Erster hineinging und den Raum kurz checkte. Caine folgte ihm mit Lianna und führte sie zu zwei Stühlen in der Nähe des Fensters. Die beiden Blackcollars nahmen ihre üblichen Plätze in der Nähe der Tür ein.
»Was kann ich für Sie tun?« Caine zeigte auf einen der Stühle und ließ sich in den anderen sinken.
Wenn er an Lianna vorbeiblickte, sah er Mordecai und Novak; er begriff, dass er Lianna instinktiv mit dem Rücken zu ihnen gesetzt hatte, sodass die lippenlesenden Blackcollars sich davon überzeugen konnten, dass er keine Geheimnisse verriet; gleichzeitig befand sich Lianna im Fall eines Kampfes in einer äußerst ungünstigen Position. Er konnte seine Konditionierung nicht einmal dann abschütteln, wenn er in aufrührerischer Stimmung war.
Und die Marionette hatte geglaubt, dass sie die Fäden selbst in der Hand hielt.
»Caine...«
»Allen.«
»Wie Sie wollen. Wir sitzen jetzt seit einer Woche hier wie auf dünnschaligen Eiern fest und warten darauf, dass etwas geschieht. Meine Leute langweilen sich, und die Stimmung wird gereizt, und diese Kombination hasse ich. Wir haben von Ihrem verrückten Überfall gehört, und Gerüchte über einen massiven Angriff auf das Henslowe-Gefängnis sind im Umlauf. Ich muss wissen, ob das wahr ist.«
»Ich weiß es nicht, aber ich bezweifle es. Auf keinen Fall demnächst.«
»Was planen Sie also wirklich?«
Caine schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, aber unser Auftrag ist immer noch geheim.«
»Ich frage nicht nach Ihrem verdammten Auftrag«, fuhr sie ihn an. »Es ist mir vollkommen gleichgültig, was Sie und Ihre hohen Tiere vorhaben. Ich will nur wissen, wie weit meine Leute dazu gebraucht werden, denn ich werde sie nicht blindlings in etwas jagen, solange ich nicht weiß, ob sie eine Chance haben, mit dem Leben davonzukommen.«
Caine verstand sie plötzlich. Die leicht sarkastische Art, mit der sie der Welt gegenüberstand, war weder Ungeduld noch Selbstgefälligkeit. Es war Angst. Vielleicht Angst um sich selbst,
Weitere Kostenlose Bücher