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Die blaue Liste

Die blaue Liste

Titel: Die blaue Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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aber der schüttelte den Kopf. Dengler rannte zurück in den Salon.
    Das einzig Brauchbare schien ein Tisch zu sein. Er hob ihn an einem Ende hoch und zog ihn an den Platz in der Galerie, an
     dem vor ein paar Minuten noch der Sessel gestanden hatte. Der Tisch würde ihnen nicht viel helfen. Er würde einen zweiten
     Eindringling nicht töten, noch nicht einmal aufhalten.
    Er musste an die Pistole kommen.
    Aber wie?
    In diesem Augenblick explodierte etwas. Es dauerte eine Zehntelsekunde, bis Dengler begriff, dass die Panoramascheibe im Wohnzimmer
     geborsten war. Die Männer griffen von der anderen Seite an.
    Von der Seite, die nun völlig ungeschützt war.Das Splittern des Glases verebbte. Ein Mann, vielleicht aber auch beide Männer mussten nun im Wohnzimmer sein – nur wenige
     Meter von ihnen entfernt. Er gab Stein ein Zeichen. Beide duckten sich hinter den Tisch.
    Sie konnten sich nur noch verstecken. In der Platte des Tisches entdeckte Dengler einen kleinen Riss, durch den er schauen
     konnte.
    Die Tür zum Flur krachte auf. Dengler sah einen schwarz maskierten Mann mit einem Gewehr. Der Mann drehte sich um, und Dengler
     sah, wie der Mann den umgestürzten Tisch erblickte, sofort das Gewehr hob und schoss.
    Mit dem Plopp des Schalldämpfers hörte er gleichzeitig das Splittern des Holzes. Und einen gedämpften Schrei Steins. Der alte
     Mann blutete am Arm.
    Der Schütze hörte den Schrei und hob die Waffe erneut. Das ist das Ende.
    Plötzlich war Dengler ruhig. Schade, dass ich die Lösung dieses Falles nicht erfahren werde, schoss es ihm durch den Kopf.
     Er sah, wie der Maskierte den Lauf noch ein wenig höher hob und den Finger am Abzug krümmte.
    Als die leichenblasse Christiane hinter dem Maskierten auftauchte, glaubte er eine Schimäre zu sehen. Sie hielt einen langstieligen
     Topf über dem Kopf des Mannes und schüttete eine gelbe Flüssigkeit über ihn.
    Der Schuss bohrte sich weit über Steins Kopf in die Wand. Der Einschlag wurde von dem Gebrüll des Mannes übertönt. Er schrie
     wie ein sterbendes Tier. Hielt sich die Hände an den Kopf. Das Gewehr lag auf dem Boden. Dengler sprang von der Galerie. In
     der gleichen Sekunde, in der seine Füße den Boden berührten, riss er mit der rechten Hand die Waffe an sich und nutzte die
     Fliehkraft, um sich sofort in den Flur zu katapultieren. Er landete auf dem Bauch, hielt das Gewehr im Sturz hoch, damit es
     nicht beschädigt wurde, und legte den Sicherungshebel um. Christiane hockte an der Wand. Ihre Augen schienen leer.Der Mann im Flur schrie immer noch, unmenschlich laut. Dengler schob vorsichtig die Tür auf. Die Maske hatte er sich vom Gesicht
     gerissen, aber da war kein Gesicht mehr zu erkennen. Es waren nur rote und blaue Blasen in einem unzusammenhängenden Geflecht
     sich bewegender Muster zu erkennen – keine Augen mehr, keine Nase und keine Ohren.
    Die Tür flog auf. Der dritte Mann stand mit der Pistole im Anschlag im Rahmen und ließ sich sofort mit einer Rolle vorwärts
     auf den Boden fallen. Als er neben dem Sessel hochkam, prallte er mit seinem verbrühten Kumpanen zusammen, der ihn sofort
     umklammerte. Und immer noch schrie. Der dritte Mann bog dem Verbrühten einen Finger zurück und dann den nächsten. Er schrie
     auf ihn ein, doch der Mann ließ ihn nicht los. Die beiden wirkten, als führten sie schreiend einen bizarren Tanz auf. Der
     dritte Mann versuchte sich von dem Verbrühten loszureißen, und als das nicht gelang, hob er die Pistole und schoss in das
     Muster der farbigen Blasen mit dem dunklen Loch, das diese schrecklichen Töne ausstieß. Der Verbrühte fiel zu Boden.
    Der Mann suchte sich noch zu orientieren, als Dengler ihn erschoss.
    Dengler hob die Hand. Er blieb still stehen und lauschte. Erst als er nach unendlich langer Zeit keinen Laut mehr von draußen
     hörte, sagte er: Es ist vorbei.
    * * *
    Später wussten weder Christiane noch Georg, wie lange sie im Flur gestanden und sich zitternd umarmt hatten. Irgendwann erinnerten
     sie sich an Paul Stein und traten, sich immer noch an den Händen haltend, in den Flur und gingen die Treppe hinauf.
    Paul Stein lag hinter dem Tisch. Mit der rechten Hand hielter sich die Wunde am Arm, aus der immer noch ein dünnes Rinnsal Blut floss. Stein zitterte. In großen Wogen wurde er von Schüttelkrämpfen
     erfasst. Gleichzeitig klapperte er mit den Zähnen. Laut. Seine Lippen waren blau; die Augen weit geöffnet. Christiane beugte
     sich über ihn und nahm ihn in den

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