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Die blaue Liste

Die blaue Liste

Titel: Die blaue Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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der Gruppe und schlich vorsichtig
     links an der Scheune vorbei, die Olivenbäume als Deckung suchend, zu der Hinterseite des Wohnhauses, dort wo die große Panoramascheibe
     war. Die beiden anderen suchten sich den Weg zur Vorderseite des Hauses.
    Dengler stürzte in die Eingangstür. Er fluchte, weil kein Schlüssel im Schloss steckte. Er hastete durch den Flur und riss
     die Tür zum Wohnzimmer auf.
    Stein und seine Tochter saßen noch an den gleichen Plätzen.Christiane hielt die Hand ihres Vaters und weinte still. Beide sahen ihn erschrocken an.
    Als er ins Zimmer stürzte, sah er durch das Fenster die Silhouette des Mannes hinter einem Baum hervortreten. An der Art,
     wie er den Kopf seitwärts hielt, erkannte Georg, dass der Mann zielte. Georg sprang.
    Eine instinktive Reaktion: Christiane schützen. Er würde zwei Meter durch die Luft fliegen, waagerecht, und dann über Christiane
     landen, sie vom Stuhl reißen und ihren Körper mit dem seinen schützen. Noch mitten in diesem Flug erinnerte er sich an Stein,
     und mit einer unvermuteten Reaktion seines Fußes gab er ihm einen Tritt, der ihn samt Stuhl auf den Boden fegte.
    In dem Moment, als er Christiane schon berührte, sah er, wie sich der Kopf des Schattens an dem Baum ruckförmig aufrichtete
     – der Rückschlag des Gewehrs. Mehr konnte er nicht mehr tun.
    Den nächsten klaren Gedanken fasste er in dem Durcheinander von splitterndem Holz und dem überraschten Schrei von Paul Stein.
     Wo waren die anderen Männer? Christiane regte sich energisch unter ihm. Sie schien wütend. Dengler zeigte auf die Panoramascheibe,
     welche auf Kopfhöhe ihrer eben noch innegehabten Sitzposition ein kleines Loch aufwies, umrahmt von einem Spinnennetz an Sprüngen.
     Dengler spürte, wie sich ihr Körper verkrampfte, und nahm sie in den Arm.
    Stein, der nur einen Meter entfernt von ihnen zu Boden gegangen war, murmelte Undeutliches und wollte sich wieder hochrappeln.
    »Liegen bleiben, wir werden beschossen«, zischte ihm Dengler zu. Stein lag sofort still.
    Dengler sah sich um. Der einzige Schutz war das Halbmeter hohe Sims, auf dem die Panoramascheibe des Fensters ruhte. Niemand
     durfte sich über dieses Sims erheben. Er sagte es den beiden.Er zog sein Handy aus der Innentasche des Jacketts. Keine Verbindung. Stein schüttelte den Kopf, und Dengler erinnerte sich,
     dass sie hier in einem Funkloch saßen.
    Er wusste nicht, ob der Schütze seinen Sprung gesehen hatte. Vielleicht war er nicht sicher, ob er getroffen hatte. Einerseits
     war Stein sofort nach dem Schuss nicht mehr zu sehen, was der Mörder als Erfolg zählen musste, andererseits wird er sich nicht
     erklären können, dass Christiane genauso schnell verschwunden war. Der Schütze würde noch lauern. Doch wo versteckt sich sein
     Helfer? Vor der Eingangstür, vermutete er. Dort könnte der nächste Angriff erfolgen. Er musste in den Flur.
    »Bleib hier hinter dem Sims liegen«, flüsterte er zu Christiane. Stein gab er ein Zeichen. Dann robbten die beide Männer,
     sich nahe am Boden haltend, auf den Flur zu. Dort konnten sie aufstehen.
    »Wo steht das Telefon?«
    Stein deutete auf eine kleine Kommode, auf der ein altmodisches grünes Telefon stand, noch mit Wählscheibe. Stein hob den
     Hörer ans Ohr und gab ihn dann an Dengler weiter. Tot. Leitung gekappt.
    »Haben Sie im oberen Stock irgendeinen schweren Gegenstand?«, fragte er Stein, aber der stand noch unter Schock und schien
     die Frage nicht zu verstehen.
    Dengler stieg vorsichtig, sich an die Wand drückend, die Treppe hoch und erreichte die Galerie im ersten Stock. Er öffnete
     die nächste Tür und befand sich in einer Art Salon. Sein Blick fiel auf einen schweren Ledersessel. Er schien für seinen Plan
     geeignet.
    In diesem Zimmer gab es kein Panoramafenster, sondern die üblichen kleineren toskanischen Holzfenster. Trotzdem achtete Dengler
     darauf, dass er von außen nicht beschossen werden konnte, als er den Sessel nach draußen in den Flur wuchtete. Nun schob er
     das schwere Möbelstück auf der umlaufenden Galerie so weit, bis es oberhalb derEingangstür stand. Er untersuchte das Geländer. Es schien nicht sehr stabil. Drei feste Tritte – und eine ausreichend große
     Lücke war offen.
    Er schob den Sessel an den Rand der Galerie. Unten sah er Paul Stein stehen. Der alte Mann zitterte. Vorsichtig umrundete
     Dengler die Galerie und ließ sich bäuchlings die Treppen hinuntergleiten.
    »Ich brauche ein Werkzeug, mit dem ich die Tür

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