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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ein Historiker sonst nur in Gedanken und nachvollziehend teilnehmen kann. Und als seine Bewerbung angenommen worden war, hatten nur wenige seiner Studienkollegen ihn beneidet. Die meisten hatten ihn für verrückt erklärt: Ein Raumflug, eine einzige Kette von langweiligen technischen Vorgängen – was würde man da schon erleben?
    Die bisherigen drei Monate des Fluges hatten den Skeptikern recht gegeben. Nun aber war etwas geschehen, etwas wirklich Bedeutendes, dessen Folgen und Zusammenhänge noch gar nicht absehbar waren, und die anderen, diese alten Hasen des Raumflugs, machten sich ungerührt daran, den Rückflug vorzubereiten!
    Aber nein, da hatte er wohl doch seine Gefährten falsch eingeschätzt oder die Pause des Schweigens mißverstanden, die eben eingetreten war. Raja jedenfalls schien nicht über Juris Rückstartankündigung nachgedacht zu haben, sondern über Hellens Frage, was man noch tun könne. Und was sie vorschlug, war so einleuchtend, daß Tondo sich fragte, warum er nicht selbst daraufgekommen sei.
    „Aus dem Roboter“, sagte sie, „hätten wir wahrscheinlich sowieso nicht mehr herausgeholt. Es sei denn, wir hätten beobachten können, wohin er geht. Er muß ja irgendwoher gekommen sein. Und da es auf diesem Planeten keine Industrie gibt, kann er eigentlich nur…“
    „Von einem anderen Raumschiff stammen!“ fiel Utta ihr ins Wort.
    „Ja, das wollte ich eben sagen“, setzte Raja ungerührt fort. „Und dieses Raumschiff kann nicht allzuweit entfernt sein. Der Roboter hat sich nur mäßig schnell bewegt. Vielleicht hat er auch eine schnellere Gangart zur Verfügung, aber ich denke, viel weiter als hundert bis hundertfünfzig Kilometer wird sein Aktionsradius nicht sein, auf größere Entfernungen eignen sich Fahrzeuge oder Flugkörper besser zur Erkundung. Ein Kreis mit dem Radius von hundertfünfzig Kilometern um das Raumschiff umfaßt einen Teil der Wüste, die große Flußbiegung mit dem Wald und dem Nordostteil des südlichen Gebirges einschließlich des jenseitigen Hangs. In diesem Kreis müssen wir suchen.“
    „Kann aber sein, es verhält sich ganz anders“, sagte Utta. „Wenn er sich mit seiner Kopffolie selbst auflädt, ist sein Aktionsradius praktisch unbegrenzt.“
    „Das ist möglich“, bestätigte Raja trocken.
    Tondo ärgerte sich eine halbe Sekunde lang über Uttas Widerspruchssucht, aber er wischte den Unmut beiseite und versuchte, Rajas Anregung zu Ende zu denken. Flüchtig blitzte auch der Gedanke in ihm auf, daß Hellen oder Ming oder beide wie so oft den Ausweg schon sahen, es nur den Jüngeren überließen, selbst daraufzukommen.
    Juri führte Rajas Gedanken zu Ende. „Die Parkbahnaufnahmen“, warf er hin. „Und das Fata-Morgana-Gerät.“ Er war froh, daß er diese praktischen Vorschläge machen konnte, denn natürlich war er sich klar darüber, daß sein Bestehen auf dem Starttermin den anderen nicht gefallen hatte, selbst wenn sie vielleicht die Notwendigkeit einsahen.
    Es war jetzt früher Nachmittag, und man hoffte, wenigstens eine der beiden Methoden würde Ergebnisse zeitigen. Die Parkbahnaufnahmen waren selbstverständlich schon einmal ausgewertet worden, aber da war das Suchprogramm des Computers auf große geometrische Muster ausgerichtet gewesen, wie sie Luftbilder von Industrieanlagen, Städten und Transportwegen aufweisen. Jetzt ging es um ein einzelnes Raumschiff, von dem man nicht einmal die Form kannte, und es war zu erwarten, daß der Computer Hunderte von Aufnahmen heraussuchte, denn eine einzelne geometrisch regelmäßige Form kommt auch in der Natur häufig vor. Wenigstens fünf von den sechs Besatzungsmitgliedern würden sich mit diesen Aufnahmen beschäftigen müssen.
    Die Schwäche des Fata-Morgana-Gerätes bestand darin, daß damit nicht jeder Punkt der Umgebung zu jeder beliebigen Zeit beobachtet werden konnte. Der Name drückte das Prinzip des Gerätes aus: Es nutzte die Möglichkeit optischer Spiegelung an atmosphärischen Grenzschichten und war damit abhängig vom Sonnenstand, von der Windrichtung und -stärke und anderen Bedingungen. Dafür lieferte es nicht Momentaufnahmen wie die Parkbahnfilme, sondern erlaubte es, Vorgänge zu verfolgen.
    Tondo bat sich das Fata-Morgana-Gerät aus; es entsprach seiner Ungeduld mehr, selbst etwas zu bedienen, als sich das Material vom Computer darbieten zu lassen. Die anderen spürten, wieviel ihm daran lag, und erfüllten ihm die Bitte, aber in den Gebieten, die er hereinspiegeln konnte, fand er

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