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Die blaue Sonne der Paksi

Die blaue Sonne der Paksi

Titel: Die blaue Sonne der Paksi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Omikron wurde von Tondo gesteuert. Er wiederholte zunächst diejenigen Laut-Geste-Folgen des fremden Roboters, die Tondo als Sätze identifiziert hatte.
    Der fremde Roboter stutzte einen Augenblick und redete dann fast zwei Minuten lang ununterbrochen und schnell mit Lauten und Gesten auf den Omikron ein. Noch einmal ließ Tondo den Omikron die beiden Sätze wiederholen. Jetzt schwieg der fremde Roboter.
    „Nullverhalten“, kommentierte Raja. „Er ist für diese Situation offenbar nicht programmiert.“
    Sie saßen zu dritt vor dem Stereobild und konnten alles genau verfolgen. Zum drittenmal ließ Tondo den Omikron die beiden Sätze wiederholen.
    Und nun geschah etwas Merkwürdiges. Der fremde Roboter beugte sich vor und malte mit dem Haken Striche und Zeichen in den Sand. Langsam und betont in Laut und Geste sprach er dazu, etwa so wie ein Lehrer zu einem Kind, das noch nicht richtig sprechen kann. Die Situation schien so eindeutig zu sein, daß auch der Sinn der Zeichnung klar wurde. Das war, in Strichen und fremdartigen Zeichen ausgedrückt, die einfachste Gleichung: 1 + 1 = 2.
    Tondo ließ den Omikron wiederholen, der fremde Roboter korrigierte etwas, und dann ging der Mathematikunterricht weiter.
    Der Kontakt war hergestellt. Die drei sahen sich an und schwiegen beeindruckt. „Stellt euch mal vor“, sagte Tondo schließlich, „ich hätte vergessen, die Aufzeichnung einzuschalten.“
    Sie lachten heftig.
    „Nun wollen wir mal kundtun“, meinte Tondo dann, „daß wir auch nicht aus Dummsdorf sind!“
    Der fremde Roboter war in seinem Unterricht bei 7 + 1=8 angelangt. Tondo ließ nun den Omikron in irdischer Schrift und Sprache die nächste Gleichung hinschreiben und aussprechen, aber der fremde Roboter wischte die Zeichen einfach weg und wiederholte dasselbe mehrmals in seiner Sprache, so lange, bis Tondo den Omikron die Gleichung in der fremden Robotersprache interpretieren ließ.
    War das nun ein Kontakt oder nicht? Der Roboter strebte offenbar keinen Austausch an, sondern bestand auf Übernahme seiner Sprache!
    Tondo ließ den Omikron auf sich zeigen und seinen Namen Omikron aussprechen.
    Der fremde Roboter sagte „Opikot“. „Omikron“, wiederholte Tondo. „Opikot“, beharrte der fremde Roboter. Er gab sich erst zufrieden, nachdem der Omikron seinen Namen in der verstümmelten Fassung der fremden Robotersprache wiederholt hatte. Wirklich, eine merkwürdige Art, Kontakt aufzunehmen!
    „Wie nun weiter?“ fragte Tondo ratlos.
    „Ein sehr anmaßender Kollege!“ meinte Utta.
    „Ja, er hat einige Verhaltensweisen, die uns sonderbar vorkommen“, bestätigt Raja, zugleich bemüht, Uttas allzu menschlichen Vergleich aufzuheben. „Aber was verlangt ihr eigentlich – soll er sich wie ein Mensch benehmen? Wir wissen nichts über seine Konstruktion, über sein Grundprogramm, seinen Lernumfang und -inhalt. Da wundere ich mich eher, daß nicht mehr unverständliche Reaktionen auftreten. Mach nur weiter mit den Bildungselementen, Tondo. Mal ihm doch mal den Pythagoras auf und dann vielleicht das Atommodell! Utta und ich, wir bereiten jetzt einen anderen Versuch vor.“ Sie schlug den Weg zur Schleuse ein.
    „Was hast du vor?“ fragte Utta neugierig. „Willst du ihn verprügeln?“
    „Dieses Herumexperimentieren beantwortet keine einzige Frage, sondern wirft immer nur neue auf. Wir müssen eine Frage stellen, bei der man wenigstens hoffen kann, daß es nach dem Versuch ein klares Ja oder Nein gibt!“
    „Und das wäre?“
    „Was mich von Anfang an am meisten interessiert hat: Wir Menschen sind doch rein äußerlich dem Roboter viel ähnlicher als der Omikron. Woran unterscheidet er uns? Ich frage noch gar nicht nach dem Warum, sondern erst mal nur nach dem Wie.“
    „Und du hast eine Theorie?“
    „Theorie ist zu hochtrabend, einfach eine Annahme. Er differenziert nach der Zahl der Freiheitsgrade in den Bewegungen. Entsinnst du dich – als erstes haben wir ihm unsere Bewegungen vorgeführt. Und Roboter haben immer eine bedeutend niedrigere Zahl von Freiheitsgraden als biologische Wesen gehabt, wenigstens auf der Erde war und ist das so. Auch für den hier trifft es zu.“
    „Und das willst du überprüfen?“
    „Ja – ich werde mich ihm noch einmal nähern, aber mit dem Arbeitsgerüst!“
    Utta begriff jetzt, was Raja vorhatte. Das Arbeitsgerüst war eine Vorrichtung für Tätigkeiten auf gravitationsschwachen Himmelskörpern. Es haftete am Boden, hemmte die Bewegungen, so daß zu ihrer

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