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Die blauen Tyrannen

Die blauen Tyrannen

Titel: Die blauen Tyrannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Spencer
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zurück und watschelte mit schweren Schritten die Treppe hinauf, von den Männern gefolgt. Sie ahnte natürlich nichts und klopfte an eine Tür, an der ein Schild mit den inhaltsschweren Worten angebracht war: Professor La Tinh, Geschäftsführender Direktor der wissenschaftlichen Ausbildungsstätten der Stadt Tana. Sprechzimmer für Dozenten.
    Die Frau trat, ohne länger zu zögern, ein.
    Und dann standen die Männer vor La Tinh, dem Träger ihrer verzweifelten Hoffnungen. Der Professor befand sich gerade im Gespräch mit einem anderen Blauen, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis zu unterhalten schien.
    Der andere Blaue ging bald. La Tinh blieb allein zurück.
    Die Männer, die jedes Wort verstanden hatten, weil sie ja die Einheitssprache der Blauen beherrschten, drückten sich eng in die Nischen des weiträumigen Zimmers, um nicht in Kollision mit dem Professor zu geraten.
    La Tinh mochte etwa fünfzig Jahre alt sein. Er war hochgewachsen, sein Antlitz durchgeistigt, und die Männer erkannten genau, daß sich in diesen intelligenten Augen große Entschlußkraft und eiserne Forschungsbesessenheit widerspiegelten. Doch vorerst hatten sie keine Gelegenheit, mit ihren Versuchen zu beginnen. Der Mann war zu intensiv mit anderen Dingen beschäftigt. Er mußte erst ein wenig zur Ruhe kommen. Ungeniert verließen sie das Arbeitszimmer, um sich das Haus anzusehen. Sie konnten ihr Gelächter nicht zurückhalten, als La Tinh plötzlich versteinerte; denn die Tür öffnete sich von unsichtbaren Händen gelenkt und schloß sich auch wieder. Der Professor hatte nichts weiter gesehen, gehört oder gefühlt.
    Die Besichtigung des Hauses dauerte eine Stunde; denn inzwischen hatten sich die ungeladenen Gäste an den eingelagerten Vorräten gütlich getan. Sie kannten nichts von dem, was sie aßen oder tranken. Aber alles mundete vortrefflich. Dann entschlossen sich die Freunde zu einer zwar im Grunde albernen, nichtsdestoweniger aber wirksame Methode, um La Tinh vollends in Harnisch zu bringen.
    Mike nahm einen Gehstock von der Wand und öffnete wieder die Tür zum Arbeitszimmer. Der Anblick des für die Augen des Professors frei in der Luft stehenden Stockes mußte überwältigend für ihn sein.
    Er konnte ja nicht sehen, daß ein Mensch den Stock hielt. Für seine Sinne waren die Freunde nicht vorhanden. La Tinh schluckte schwer und sah wieder auf einen Stoß papierähnliche, beschriftete Blätter, die vor ihm lagen. Wie unter Zwang hielt es ihn jedoch nicht länger bei seiner Arbeit. Er sah wieder zur Tür, und der Stock stand noch immer in der Luft.
    Eines mußten die Männer dem Blauen lassen, Furcht kannte er nicht. La Tinh folgte, als Mike mit dem Stock winkte, und griff an das freie Ende. Jetzt hatte Mike eine Verbindung geschaffen. Mike zog den Professor hinter sich her. Für den Blauen schienen sich die Türen von selbst zu öffnen. Er wurde immer aufgeregter. Er lachte plötzlich und griff nach vorn, schnappte Mikes Hand, der das genau spürte, und ließ die Hand ächzend wieder los, als er merkte, daß er nichts fühlte und doch sah, daß sich etwas zwischen seinen Fingern befunden haben mußte Mühsam stammelte er:
    „Bei den Göttern! Wer seid ihr? Ich hatte geglaubt, einen oder mehrere Menschen vor mir zu haben, die sich unsichtbar machen können. Weiß der Teufel, wie? Aber dann hätte ich euch wenigstens spüren müssen. Und doch muß sich etwas in meiner Hand befunden haben! Es gibt keine andere Erklärung. Wer seid ihr? Sagt es mir!“
    Mike hatte seinen Entschluß gefaßt.
    Er nahm den Stock wieder fester und führte den Professor in das Arbeitszimmer zurück. La Tinh faßte sich nur langsam. Er holte tief Atem.
    „Ihr könnt keine Geister sein; denn so etwas gibt es nicht. Aber Menschen wie ich seid ihr auch nicht. Und doch wollt ihr etwas von mir. Ihr müßt einen Körper besitzen, wenn ich ihn auch nicht fühle. Wenn ihr mich hört, so gebt mir ein Zeichen!“
    Auf einem Stück Papier und mit einem Stift der dortigen Welt schrieb Mike ihm hastig einige Zeilen auf und wies ihn an, sich geistig sehr stark zu konzentrieren, weil Glenn Hawkins gedanklich Kontakt mit ihm aufnehmen wollte. Dann ging er an die helle Wand zurück, gefolgt von La Tinh, der sich einen Stift gegriffen hatte und überall dort, wo seine Hände nicht weiterkamen, ohne daß er es körperlich spürte, mit dem Stift die Linien des Körpers einzeichnete. Diese Welt der Vergangenheit war den Männern unheimlich. Wie konnte es nur

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