Die blauen Tyrannen
Blauen meiner Welt sind mir widerlich bis auf wenige Ausnahmen, und Angehörige besitze ich nicht, genau wie« Kandra. Und doch ist es unfaßbar für mich zu wissen, daß diese Welt durch mich erlöschen wird oder eigentlich schon erloschen ist, weil ich für eure Vergangenheit von hier verschwunden bin und meine schreckliche Erfindung zum Verderben aller zurückließ.
Wenn ich hierbliebe …? Aber nein! Ich kann es nicht mehr ändern. Es wäre ein Frevel wider die Götter, die Vergangenheit ändern zu wollen. Es ginge nicht.
Ich muß also diese Welt zerstören, weil ich mich nicht gegen die Vergangenheit auflehnen darf. Doch ich kann meine Schuld, die für mich noch nicht Wirklichkeit ist, sühnen, indem ich versuche, euch Rettung zu bringen.
Ich könnte bei euch leben; denn ich bin ein Mensch und hänge wie alle an meiner Existenz. Ich werde mich überwinden müssen, wenn die Zukunft erhalten bleiben soll. Wenn ich mich vergewissert habe, daß ich völlig normal bin, folge ich euch. Doch zuvor muß ich alles bis ins letzte durchdenken. Das wird einige Tage dauern. Ihr könnt bei mir wohnen. Verrat habt ihr nicht zu befürchten. Ich spüre euch zwar nicht, aber ich kann gedanklich mit euch in Verbindung treten.
Kandra besitzt einen Verstärker. Wir werden ihn noch benötigen. Ein Expeditionsschiff mit Robotmannschaft und wissenschaftlichen Assistenten bekomme ich ohne Frage. Sie werden ihre Arbeit tun und von nichts etwas erfahren. Dann können sie mit dem Schiff nach hier zurückkehren, während ich mit euch komme.
Ich ziehe mich jetzt zurück, denn ich brauche Zeit zum Überlegen. Schreibt mir alle Einzelheiten auf, damit ich etwas Greifbares besitze.
Kommt jetzt, ihr Geister der Zukunft!“
Er lächelte matt.
„Ich zeige euch eure Gästezimmer. Meine Haushälterin werde ich augenblicklich fortschicken. Alles steht hier zu eurer Verfügung.“
7. Kapitel
Während der nächsten zwei Tage setzte sich La Tinh nicht mit den Männern in Verbindung. Oft ging er ruhelos in seinem Arbeitsraum auf und ab, die Stirn zerfurcht. Dann wieder stürzte er sich an den Tisch, um seitenlange Berechnungen mittels eines kleinen Elektrogehirns durchzuführen, das er zu seiner persönlichen Verfügung besaß. Unterdessen sahen sich die Freunde die fremde Stadt mit dem Namen Tana an und wurden immer ungeduldiger; denn die Zeit drängte. Wie mochte jetzt die Lage auf der Erde sein?
Mit einem innigen Gefühl dachte Mike an das Mädchen seiner Liebe, Eila. Er durfte nicht zu spät zurückkommen.
An dritten Tag kam der Gelehrte nach mehreren Stunden Abwesenheit mit einem anderen Blauen zurück, den die Männer schon einmal im Gespräch mit La Tinh gesehen hatten. Der etwas gedrungene Blaue sah aufmerksam und zweifelnd zugleich umher, als könne er nicht glauben, was er hier erleben sollte. La Tinh reichte ihm die Aufzeichnung der Freunde herüber, und der Blaue stürzte sich über die Blätter. Er sprach kein Wort. Nur sein Gesicht wurde immer blasser.
„Ich werde euch jetzt alles berichten, während mein Freund liest“, begann der Professor. „Gebt mir ein Zeichen, daß ihr hier seid!“
Mike tat ihm den Gefallen, indem er einen Stuhl durch den Raum trug.
„Es ist gut“, fuhr der Wissenschaftler fort, während sein Freund mit weit aufgerissenen Augen verfolgte, wie sich der Stuhl anscheinend von selbst durch die Luft bewegte.
„Hört mich nun an! Dieser Mann ist Kandra, mein Freund. Er ist Arzt für seelische Tiefenbehandlung. Vielleicht gibt es so etwas auch bei euch. Ihr werdet verstehen, daß mich euer Erscheinen in eine große seelische Erregung versetzt hat. Ich wußte, daß ich normal bin. Aber ich mußte mir von einem Unparteiischen diese Wahrheit bestätigen lassen. Ich habe beschlossen, euch zu folgen, weil ich Vergangenes nicht ändern darf, aber meine Schuld sühnen muß. Kandra gab mir den Beweis meiner vollen Zurechnungsfähigkeit. Deshalb darf ich absolut sicher sein, daß ich mit eurem Vorhandensein keiner Halluzination zum Opfer gefallen bin. Doch wenn ich euch nach Terra folge, möchte ich wenigstens einen Menschen meiner Zeit um mich haben. Kandra weiß, daß ich es nie ernster gemeint habe. Alles habe ich mit ihm, aber nur mit ihm durchgesprochen. Er denkt wie ich. Würdet ihr uns beiden eine Chance in eurer Welt bieten?“
Mike nickte, und Glenn Hawkins gab La Tinh sofort gedanklich zu verstehen, daß er und seine Freunde einen so geringen Preis für die Hilfe gern gewähren würden.
Der
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