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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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ruiniert sei. Er weinte und keuchte, doch schien es nicht, als hätte er die Kraft, noch irgendwelche Schwierigkeiten zu machen. Kip fand seinen Dolch und stand damit auf, vom Rauch umhüllt, als er einen lauten Schrei hörte.
    Er fuhr zusammen, duckte sich und konnte gerade noch sehen, wie sich Vox – der aus irgendeinem Grund seinen Umhang und sein Hemd ausgezogen hatte – den eigenen Hals aufschlitzte. Blut spritzte hervor, und für einen kleinen Moment starrte der Meuchelmörder Kip an, seine braunen Augen voller Hass, dann sank er zurück.
    Warum, zum Teufel?
    Kip rannte zu Janus. »Die Umhänge, Kip.«
    »Wir können Euch einen Umhang besorgen, sobald wir von hier weg sind«, erwiderte Kip.
    »Du dummer, großartiger Junge. Ihre Umhänge.« Ihre Stimme war schwach.
    Kip gehorchte. Sein Gehirn schien nicht richtig zu funktionieren, und so war er froh, die Richtung zu wissen – auch wenn die Richtung in einem Haus, das sich rasch mit Rauch füllte, keine Bedeutung mehr zu haben schien. Der Mann hatte seinen Umhang abgeworfen, also konnte Kip ihn einfach aufheben, aber die Frau trug ihren Umhang noch. Kip schaute weg, als er sie herumrollte, aber der Umhang löste sich noch immer nicht, und dann sah er, dass er an einem engen Goldhalsband um ihren Hals befestigt war.
    Mit größter Konzentration öffnete Kip das Halsband und konnte endlich den Umhang wegziehen.
    Er füllte seine Lunge mit Luft, die unten am Boden nicht so verraucht war, und eilte zu Janus Borig zurück. Er nahm sie auf die Arme. Dann sah er wieder die Karten, und es traf ihn wie ein Schlag.
    Die kostbaren Karten, die die Wände bedeckten, standen in Flammen, und jede verwandelte sich in eine kleine Fackel, als das Luxin in ihr aufloderte.
    »Kümmere dich nicht um sie. Geh jetzt«, sagte Janus.
    »Aber sie sind alles! Sie sind von unschätzbarem …«
    »Geh jetzt, Kip.« Ihre Stimme wurde schwächer.
    Kip stolperte die Treppen hinab, die alte Frau in den Armen, während sein Kopf dem offenen Feuer gefährlich nahe kam. Die Hitze war wie eine Wand.
    Die Flammen züngelten seitlich die Treppen hinab, und Kip sah überall schwelenden Abfall, als er das Erdgeschoss erreichte.
    Orholam, steh mir bei, dieser Raum war nicht nur voller Abfall. Er war auch voller Schwarzpulver .
    Kip eilte auf die Tür zu, wobei er sich sorgfältig seinen Weg um den Müll herum bahnen musste.
    »Einen Moment noch«, flüsterte Janus Kip ins Ohr, bevor er sie durch die Tür hinaustragen konnte. Ihre Stimme war nur noch ein leises Raunen. »Da drüben …« Er drehte sich mit ihr um, und sie griff nach ihrer Tabakkiste.
    »Wollt Ihr mich auf den Arm nehmen?«, entfuhr es Kip. »Ihr wollt rauchen? Jetzt?«
    Sie kramte einen Moment in ihrer Kiste, und dann zog sie unter dem Tabak ein kleines Schächtelchen aus Olivenholz und Elfenbein heraus, gerade groß genug für ein einzelnes Deck Karten.
    »Ha! Sie haben sie nicht bekommen.« Sie lächelte schwach. »Worauf wartest du noch? Das Haus steht in Flammen.«
    Kip trug sie in die Nacht hinaus. Es stürmte, und grelle Blitze zuckten durch die Nacht. Der Donner ließ die Häuser erzittern, und der Regen setzte die Straßen unter Wasser. Niemand hatte bisher bemerkt, dass das kleine Haus brannte. Kip trug Janus die Straße hinunter und war gerade in ein Gässchen abgebogen, als er vom Haus her eine Explosion vernahm. Gleich darauf erfolgte eine zweite, viel größere. Kip strauchelte und stürzte, kaum in der Lage, den Fall der alten Frau ein wenig abzufedern.
    Er stützte sie ab und richtete sie in der nassen, schmutzigen Straße so gut es ging auf. Plötzlich war er sehr erschöpft.
    »Meine Pinsel hast du wohl nicht mitgebracht?«, fragte sie und hob die Augenbrauen. Der Regen hatte das Blut von ihrem Gesicht gewischt, aber sie wirkte seltsam blass, irgendwie leuchtend. »Es ist nämlich so …« Sie lächelte, in ihren Augen ein unnatürliches Strahlen. »Ich weiß jetzt nämlich, wer der Lichtbringer ist.«
    Und dann starb sie.

62
    Die Armee des Farbprinzen hatte sich mit nur wenigen Verlusten über den Pass nach Atash vorgekämpft. Liv hatte keine Kampfhandlungen miterlebt, und bis sie den Pass erreichte, waren alle Spuren bereits beseitigt.
    Alle hatten angenommen, dass sie danach direkt auf Idoss marschieren würden, die größte Stadt im östlichen Atash. Doch während kleinere Trupps in die ländlichen Bereiche Atashs ausschwärmten, um die Nahrungsversorgung der Armee sicherzustellen, hatte der Prinz den

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