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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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übrigen Soldaten an der Beute beteiligt, wenn geplündert wurde, könnten Rache üben und sich vielleicht genug Lohn sichern, um ein neues Leben zu beginnen. So könnten sie sich ein Stück Land erwerben, wenn sie Landwirtschaft betreiben wollten, oder auch eine finanzielle Zuwendung erhalten, wenn sie in eine der Städte zu ziehen wünschten. Zehn Tage, so der Prinz weiter, hätten sie Zeit, sich zu entscheiden, aber ihre Entscheidung müsse fallen, bevor er Idoss angreife. Wenn sie sich dafür entschieden, mit der Armee zu ziehen, dann würden sie sich auch entscheiden, nach den Regeln der Armee zu leben. Doch sei es ihre freie Wahl, und sie würden von diesem Tag an nie wieder Sklaven sein.
    Mit einer raschen Bewegung zog er einem alten Sklaven die Ketten von den Händen.
    Es war ein Spiel mit einem hohen Einsatz, und am nächsten Tag schien es, als sei es grandios gescheitert. Die Sklaven, die zur Arbeit in die Silberminen geschickt wurden, waren nicht die besten und maßvollsten Männer. Viele waren gefangene Piraten und gewalttätig, ungehorsam, faul oder rebellisch: Männer, die es verabscheuten, überhaupt Regeln unterworfen zu sein. Nur etwa ein zehntel tauchte am nächsten Morgen zum Exerzieren auf. Die Armee verbrachte den Tag mit militärischen Übungen und machte sich erst am Mittag des nächsten Tages auf den Weitermarsch.
    Am dritten Tag begriff Liv, worauf der Prinz gewartet hatte. Die freigelassenen Männer hatten zwar nun Kleider und waren ihrer Fesseln ledig, aber sie hatten nichts zu essen. Die Truppen des Farbprinzen hatten das Land seiner Ernte und seines Viehs beraubt. Niemand würde die befreiten Männer bezwingen können, aber es würde sie auch niemand nähren. Natürlich waren die meisten von ihnen große Entbehrungen gewohnt; Sklaven hungern zu lassen galt als die beste Methode, sie von Lüsternheit und Faulheit zu kurieren. Sie wussten der Qual eines leeren Magens zu trotzen. Zumindest eine Zeitlang.
    Außer den befreiten Sklaven war niemand auf den Straßen und Wegen unterwegs, also gab es beim besten Willen niemanden, den sie ausrauben konnten. Eine kleine Bande hatte das Heerlager angegriffen und sich mit Proviant, aber ohne Pferde aus dem Staub gemacht. Sie wurden aufgegriffen, gefesselt, mit rotem Luxin besprüht und bei lebendigem Leibe verbrannt. Als dann der vierte Tag gekommen war, begannen große Gruppen von Sklaven neben der langsam voranschreitenden Armee herzuziehen.
    Am fünften Tag kamen während des Abendessens Tausende ins Feldlager geströmt. Sie erhielten trockene Brotrinden, sonst nichts. Freie Männer müssen für ihr Essen arbeiten, wurde ihnen mitgeteilt. Am nächsten Morgen kamen Tausende weitere zum Exerzieren.
    Bis zum zehnten Tag war die Armee um zweiundzwanzigtausend Mann angewachsen.
    Natürlich bereitete es große Probleme, so viele schlecht ausgebildete und wenig disziplinierte Männer in eine bereits schlecht ausgebildete und wenig disziplinierte Armee einzugliedern. Liv musste zuhören, wenn sich die Berater spätabends hierüber in den Haaren lagen, bis sie sich schließlich auch beim Prinzen Gehör verschafften. Sollten die Sklaven in eigenen Trupps organisiert oder in bereits bestehende Verbände integriert werden? (Das Letztere.) Was sollte mit Sklaven geschehen, die im Heerlager Frauen oder andere Männer belästigten? (Sie waren zu opfern.) Die Sklaven waren allesamt Männer, und nur die Lageraufseher und deren Günstlinge – die alle geflohen waren – hatten die Huren von Thorikos aufsuchen dürfen. Konnte diesbezüglich irgendetwas für sie getan werden?
    Der Prinz nahm dieses Problem in Angriff, indem er Vertreter der Sklaven, seiner Generäle und der Prostituierten zusammenbrachte – Letztere waren bislang nicht in einer Art Zunft organisiert gewesen, holten das aber schnell nach, als ihnen gesagt wurde, dass sie hierdurch ein Vermögen verdienen könnten. Der Prinz ließ sich von der Obermutter der »Gefährtinnen« – wie die Prostituierten genannt zu werden wünschten – sagen, wie viele Freier ihre Damen an einem Tag bedienen konnten. Er ließ zwei Drittel so viele Wertmarken aus Bronze anfertigen, auf die jeweils ein anzüglicher weiblicher Akt aufgeprägt war. Dann ließ er eine viel kleinere Anzahl von silbernen Wertmarken prägen; dafür konnten die Dienste der besten Gefährtinnen in Anspruch genommen werden. Er überließ es der Obermutter, eine Methode zur Auswahl dieser Frauen zu bestimmen. Er verteilte ein Drittel der

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