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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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gefallen.« Andross Guiles Gesicht war natürlich verdeckt, aber sein Tonfall wirkte fast verträumt. Er genoss das, begriff Gavin. Für den alten Mann blieb nun nichts mehr übrig, außer seine Meisterschaft unter Beweis zu stellen, und kein Spiel war damit vergleichbar, von Gavin herausgefordert zu werden.
    Andross war sich auch sicher, dass er gewinnen würde, was Gavin Angst einjagte.
    »Ich habe getan, was du mir beigebracht hast, Vater.«
    »Dich für irgendwelche herumirrenden armen Narren aus Tyrea starkzumachen?«
    »Gewonnen. Ich habe gewonnen.«
    Zur Antwort erfolgte ein längeres Schweigen.
    »Du bekommst jetzt also deinen eigenen Satrapen. Aber für sich allein ist das wertlos. Dieses neue Tyrea wird vielleicht nicht einmal Bestand haben. Du bekommst also eine Stimme im Spektrum, auf die du für ein paar Jahre zählen kannst. Aber raffiniert war das nicht. Wenn du die Farben in deiner Hand haben willst, gibt es bessere Methoden. Warum hast du mich herausgefordert?«
    »Lustig«, entgegnete Gavin. »Das ist genau die Frage, die ich dir stellen wollte. Warum stellst du dich gegen mich, Vater? Was kümmert dich, ob wir kämpfen oder nicht? Dich wird schon keiner auffordern, ins Feld zu ziehen. Was kümmert es dich, selbst wenn ich wieder zum Promachos werde? Was könnte für unsere Familie besser sein?«
    »Du vergisst, wer hier die Fragen stellt«, erwiderte Andross scharf.
    Gavin saß in einem der alten Lehnstühle. Einst königlich, jetzt abgetragen. »Du hast also mit Kip Neun Könige gespielt? Und? Wie gut ist er?« Es war ein kleines Zeichen der Auflehnung: nachdem sein Vater die Regeln vorgegeben hatte, einfach weiter neue, unangemessene Fragen zu stellen. Aber er glaubte, dass Andross nicht würde widerstehen können. Der Mann hatte inzwischen außer seinen Spielen nichts mehr.
    Andross lächelte, eine nach oben gerichtete Verzerrung der Gesichtsmuskeln. »Nach dem Krieg hast du deine klare Richtung verloren, Gavin. Du hättest so gut werden können wie ich. Nun läuft dir die Zeit davon, und du wirst mir nie ebenbürtig sein. Es tut mir leid, dass ich dich falsch eingeschätzt habe.«
    Falsch eingeschätzt? Eine Untertreibung. Du schlaffwangiges Ungeheuer. Mutter hat nach den Getrennten Felsen einen einzigen Blick auf mich geworfen und mich erkannt. Du hast seitdem tausend Mal mit mir gesprochen und weißt noch immer nicht, wer ich bin. Du wirst mich nie kennen, blinder alter Narr. »Du weißt ja gar nicht, wie schlimm es für mich ist, daran zu denken, dass ich nicht so sein könnte wie du«, sagte Gavin mit ausdrucksloser Stimme.
    »Es wird Zeit, dass du heiratest«, erwiderte Andross.
    Gavin hatte schon gehofft, der Alte hätte es vergessen. Er selbst hatte es fast getan. Es war ein Tritt in die Magengrube.
    »Ich werde nur eine einzige Frau heiraten«, sagte Gavin.
    »Ich will auch nur, dass du eine heiratest. Du hast noch fünf Jahre. Wenn du mir vier Söhne gibst, hat einer von ihnen vielleicht genug Rückgrat, dass ich mit ihm diese Familie neu aufbauen kann.«
    »Ich habe einen Sohn«, entgegnete Gavin. Kip, der tatsächlich der Sohn seines Bruders war. Was für ein entsetzliches Durcheinander.
    »Ein Bastard.« Andross machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er wird zur gegebenen Zeit beiseitegefegt werden. Bis deine wahren Erben volljährig sind, kann Kip auf andere Weise nützlich sein. Zum Beispiel als Zielscheibe für die Attentatsversuche anderer Familien dienen und so weiter. Aber Kip wird niemals den Namen dieser Familie in die Zukunft tragen.«
    Gavin legte die Fingerspitzen aneinander und schnitt eine Grimasse, was Andross natürlich nicht sehen konnte. »Was also ist dein großer Plan?«
    Andross Guiles Lippen wurden zu dünnen Strichen. »Ich hatte vor, dich eine Frau wählen zu lassen. Es gab drei starke Bewerberinnen von Familien, die hinreichend wohlhabend sind und nützliche Verbindungen haben, und die Mädchen waren jung genug, um dir bald Kinder zu schenken. Jung genug auch, um … formbar zu sein. Zuvorkommend.«
    »Du meinst, du könntest sie nach meinem Tod kontrollieren.«
    »Natürlich. Wenn du eine willensstarke Frau beschläfst, kann es sein, dass sie dir deine Zukunft stiehlt und verschwindet.« Andross grinste boshaft.
    Gavin erstarrte. Nach dem Tonfall und dem Lächeln zu schließen, war dieser Satz dazu gedacht, wie ein Messerstoß unter seinen Schutzpanzer zu dringen – unter Gavins Schutzpanzer –, und doch hatte er keine Ahnung, worauf sein Vater

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