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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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erfahren wir, warum. Als ich jünger war, fand ich das schlimm, aber ich habe meinen Frieden damit gemacht. So ist die Welt eben.« Sie räusperte sich und stand auf. »Ich, äh, ich werde draußen auf dich warten.«
    »Verdammt, Sami, warum hast du mir das Briefchen nicht einfach aufs Bett gelegt?«
    »Die Geheimnisse haben mich innerlich zerfressen. Ich konnte so einfach nicht mehr leben, Karris.«
    Karris rieb sich die Schläfen, nachdem Samite gegangen war. Die Schwarze Garde konnte es sich nicht leisten, eine so besonnen handelnde Frau wie Samite zu verlieren, nicht einmal unter normalen Umständen, und jetzt erst recht nicht – nicht, nachdem sie in Garriston so viele Leute verloren hatten. Sie öffnete den Brief.
    In Lady Guiles schöner, geübter Handschrift war zu lesen: »Dazen liebt Euch, Karris. Er hat Euch immer geliebt. Wenn Ihr ihn bereits mit der Wahrheit konfrontiert habt, nehmt Euch bitte die Zeit, ihn zu fragen, was damals wirklich auf dem Anwesen Eurer Familie passiert ist. Ich weiß, dass Ihr es nicht gern hört, aber eine tröstliche Lüge hat Euer gesamtes Leben vergiftet, und diese Lüge lautet: Eure Brüder waren unschuldig an der Tragödie, die Eure Familie vernichtet hat. Das waren sie nicht.«
    Karris fühlte sich, als hätte sie einen Schlag in den Magen erhalten. Sie atmete schnell und flach, zwang sich, alles zu lesen. Lady Guile gab nicht nur zu, dass Gavin nicht Gavin war, sondern setzte auf dieser Grundlage dazu an, Karris Dinge zu berichten, von denen sie bisher nichts wusste. Und die sie vielleicht auch gar nicht wissen wollte.
    »Eure Zofe Galaea verriet Euren Brüdern, dass Ihr mit Dazen durchbrennen wolltet. Sie bereiteten im Herrenhaus Eurer Familie einen Hinterhalt vor und lockten Dazen hinein. Sie ließen alle Tore mit Ketten verschließen, und es gab überall nur rote Lichtquellen, da sie wussten, dass er kein Rotwandler war. Er war der Einzige, der lebend wieder herausgekommen ist, Karris. Vielleicht hat er die Feuer gelegt, aber er hat nicht die Ketten vor den Toren angebracht. Ich will nicht schlecht von den Toten reden, Karris, aber das Blut, das in jener Nacht vergossen wurde, klebt nicht an Dazens Händen.
    Natürlich gab es keine einfache Möglichkeit, Euch wissen zu lassen, was tatsächlich geschehen war. Ich habe über die Jahre hinweg andere gebeten, Euch auf indirektem Wege auf dieses Thema zu bringen und Euch so mit der Wahrheit vertraut zu machen. Ihr habt jedes Gespräch darüber schroff zurückgewiesen. Entschuldigt bitte meine unbeholfenen Versöhnungsversuche.
    Mein liebes Kind, Dazen glaubte damals, Ihr hättet Euch in Gavin verliebt und wärt deshalb die Verlobung mit ihm eingegangen. Er dachte, Ihr könntet ihm niemals vergeben, was Ihr glaubtet, dass er getan habe. Nach den Getrennten Felsen drängte ich ihn, Euch rasch zu heiraten, bevor Andross sich einmischen konnte. Er weigerte sich, Karris. Er sagte, er könne seinen eigenen Bruder töten und alle Welt belügen, aber er würde niemals mit einer Frau ins Bett gehen, die seinen Bruder liebe. Er könne Euch nicht anlügen. Törichter Narr, er hat sein Verlöbnis mit Euch gelöst, weil er Euch liebte.«
    Karris drehte sich alles vor den Augen. Am liebsten hätte sie sich übergeben. Sie konnte gar nicht anders, als weiterzulesen.
    »Und er liebt Euch noch immer, Karris. Glaubt mir, ich habe schließlich die Hoffnung aufgegeben und ihn gedrängt, andere Frauen zu heiraten, aber er hatte immer nur Euch im Herzen. Bitte vergebt ihm, mein Kind, und bitte vergebt auch mir. Indem ich diese Wahrheiten niederschreibe, lege ich das Schicksal meiner Familie in Eure Hände. Ihr könnt Dazen vernichten, wenn Ihr es wünscht, und dies hier wird der Beweis dafür sein. Ich würde keinem anderen eine solche Macht über meinen Sohn in die Hände geben, aber ich sehe keinen anderen Weg. Ich wünschte nur, ich hätte eine Gelegenheit gehabt, Euch dies alles selbst zu sagen, und dass es mir besser gelungen wäre, Versöhnung zwischen euch zu stiften, so dass ich vielleicht vor meinem Tod noch meine Enkelkinder hätte sehen können. Möge Orholams Licht über Euch leuchten, Karris. Eure ergebene Felia Guile.«
    Karris fühlte sich wie betäubt. Sie las den Brief ein zweites Mal und wunderte sich über sich selbst. Wie hatte sie solche absurden Lügen überhaupt je glauben können? In der Nacht, als sie zusammen weglaufen wollten, sollte Dazen um das Herrenhaus ihrer Familie herumgeschlichen sein, jedes Tor mit Ketten

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