Die Blendende Klinge
hinauswollte.
Wenn du jetzt das Falsche sagst, weiß er Bescheid.
Und so sagte er nichts, als hätte der Stoß gesessen. Was auch der Fall war, wenn auch aus den falschen Gründen.
Das Messer. Es hatte etwas mit dem Messer zu tun.
»Bist du neugierig, wer diese Frauen waren?«, fragte Andross.
»Bitte«, sagte Gavin leichthin. Er schluckte.
»Ana Jorvis, Naftalie Delara und Eva Golddorn. Ich hätte sogar noch Liv Danavis ergänzt, wenn es dir mit der Hilfe ihres Vaters gelungen wäre, Garriston zu retten. Natürlich hast du nun den Clan der Danavis auf eine andere Weise für immer an uns gebunden, und so hat sich die Sache erledigt. Aber egal«, fuhr Andross Guile fort, »nun hast du dir selbst diese Wahlmöglichkeit genommen. Eins muss ich dir lassen, Sohn, du stellst mich vor interessante Herausforderungen.«
Grinwoody brachte ihnen Tee. Gavin nahm seine Tasse. »Vater, wenn sich das also erledigt hat, lass dir auch gleich gesagt sein, dass das ganze Thema erledigt ist. Ich heirate nicht …«
»Tisis Malargos.«
Die Teetasse blieb vor Gavins Mund in der Schwebe. »Wie bitte?«
»Sie ist neunzehn. Nicht so jung, dass du sie nur anzuniesen brauchst, damit sie schwanger wird, aber jung genug, um bald zu gebären. Hübsch ist sie auch, zumindest sagt Grinwoody das. Eirene, ihre ältere Schwester, hat die Verwaltung der finanziellen Angelegenheiten der Familie übernommen, nachdem Dervani nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Eine brillante Kauffrau, diese Eirene. Sie hat das Vermögen der Familie gewaltig gemehrt, und die Mitgift, die sie für Tisis versprochen hat, verblasst, wiewohl riesig, im Vergleich zu dem Reichtum, den Tisis erben wird, wenn Eirene stirbt.«
»Was? Warum sollte Tisis ihre Schwester beerben?«
»Eirene ist eine Tribade – sie bevorzugt Frauen. Und sie mag Kinder nicht genug, um sich für irgendeinen Mann der Welt auf den Rücken zu legen. Trotzdem ist sie schlau genug, mit vielen Männern zu flirten, um dadurch bessere Geschäftsabschlüsse für sich an Land zu ziehen, und sie glaubt, uns bei der Stange halten zu können, wenn ihre Schwester dich heiratet. In diesem Punkt hat sie teilweise recht: Es wird keine Scheidung und auch keine unverhohlenen Affären geben, solange du mit Tisis verheiratet bist, Gavin.«
»Was?!« Gavin hatte den ersten Teil immer noch nicht verarbeitet. Sein Vater wollte, dass er Tisis heiratete? Die Frau, die Kips Prüfung sabotiert hatte. Die Frau, die Gavin gerade aus dem Spektrum geworfen hatte.
Orholam, erbarme dich. Gavins Mutter hatte ihm gebeichtet, dass sie den Mord an Dervani in Auftrag gegeben hatte – weil Dervani Dazens Geheimnis kannte. Und nun wollte Gavins Vater, dass er eine Frau heiratete, deren Vater Felia Guile hatte ermorden lassen.
»Du siehst die Schönheit dieses Plans? Eirene hat ihr Erbe, mit dem sie punkten kann, und wir haben Kip. Wenn sie unsere Familie alles erben lässt, werden wir Kip verleugnen. Es ist nicht die einzige Karte, die wir ausspielen müssen, aber es ist immer eine gute Idee, deinen Gegner dafür zahlen zu lassen, dass du eine Karte opferst, die du ohnehin nicht spielen wolltest.«
In rein taktischer Hinsicht sah Gavin den Reiz dieses Plans – nicht für seine Familie, aber für sich selbst. Tisis war eine wunderschöne Frau, die wohl immer noch zu seiner Freundin werden könnte, statt die Feindin zu bleiben, die er sich vermutlich soeben gemacht hatte. Und auf diese Weise könnte er seinen Vater davon abhalten, Kip zu vernichten. Zumindest würde er Kip Zeit verschaffen. Gavins eigene Zeit neigte sich ihrem Ende zu, und wenn er tot war, würde niemand mehr da sein, um Kip zu beschützen – und wenn Gavin vor Andross starb, würde Kip diesen Schutz brauchen. Aber …
»Vater, warum verwendest du deine Gedanken nicht wenigstens einmal darauf, mir zu helfen? Die einzige Frau, die zu heiraten ich einwilligen werde, ist Karris Weißeiche.«
Andross Guile lachte höhnisch. »Und was bringt sie in die Familie ein? Ein paar verödete Ländereien? Sie hat ihre Familienverbindungen verkümmern lassen und lieber die Schwarzgardistin gespielt. Mach dich nicht lächerlich.«
Gavin nahm einen kleinen Schluck Tee. Sobald sich seine Nerven wieder beruhigt hatten, sagte er sehr gefasst und gelassen: »Entweder sie oder keine.«
»Du warst immer mein Lieblingssohn, Gavin. Ich glaubte, mich selbst in dir zu erkennen. Glaubte, Willen in dir zu erkennen. Vielleicht sollte ich mich nicht allzu bitter darüber
Weitere Kostenlose Bücher