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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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auf dem Wasser«, sagte Gavin. »Jedenfalls die meiste Zeit!«
    In dem Moment, als Kip begriff, was das bedeutete, stellte er fest, dass alle anderen es bereits herausgefunden hatten. Gavin hatte den Gleiter zur Mitte der Meerenge gelenkt. Dort befanden sich, außerhalb der Reichweite des Kanonenfeuers, ein Dutzend Ruderboote – gefüllt mit den Wandlern und Wichten des Farbprinzen.
    »Löst euch vom Gleiter!«, befahl Gavin. »Tötet sie, bevor sie damit fertig werden!«
    Womit fertig werden?
    Der Gleiter löste sich in seine Bestandteile auf – sechs Streitgleiter und der Rest des Muttergleiters, so dass Kip mit Gavin und Karris zurückblieb, die je eine der Röhren bedienten. Kip nahm mit einer Hand seine Infrarotbrille ab und verstaute sie in ihrem Etui, aber durch die schnelle Fahrt wurde der Gleiter derart durchgerüttelt, dass er sich mit beiden Händen an der Reling festhalten musste und so keine andere Brille aufsetzen konnte, um sich für den Kampf bereitzumachen.
    Das Knallen von Musketenfeuer hallte in Kips Ohren wider, und eine wahre Lawine aus Luxin jeder erdenklichen Farbe ergoss sich zwischen den Streitgleitern und den Ruderbooten. Die Hälfte der Wandler in den Booten schien allein dazu da, die anderen zu verteidigen, und Kip sah plötzlich mächtige Schilde aus grünem Luxin um jeden von ihnen herum auftauchen, gewaltiger, als die Wandler sie eigentlich anzufertigen in der Lage sein sollten. Feuer, Luxin und selbst Musketenkugeln wurden von ihnen mit Leichtigkeit abgefangen. Die anderen Männer auf den Booten zogen mit aller Kraft an großen grünen Ketten, die in den Tiefen unter ihnen verschwanden, und während Kip noch zusah, schien sich etwas zu tun. Erst fiel eine Bootsbesatzung plötzlich nach hinten zurück, und die eben noch so gespannten Ketten wurden auf einmal schlaff. Dann wiederholte sich das Gleiche mit einer Bootsbesatzung nach der anderen.
    Die Streitgleiter und der Muttergleiter hatten die Boote erreicht.
    Etwas Gewaltiges bewegte sich unter den Wogen, und Kip sah eine verknäulte und zusammengerollte Masse mit unglaublicher Geschwindigkeit an die Wasseroberfläche schießen.
    Und dann explodierte das ganze Meer.

108
    Teias Gleiter schoss in der Dunkelheit über das Wasser. Während das Boot mit Riesengeschwindigkeit von Welle zu Welle sprang, umklammerte sie mit der rechten Hand die Reling, als ginge es um ihr Leben. Für einige Minuten kam es ihr so vor, als sei sie blind; sie war zu angespannt, um ihre Augen in den Bereich von Infrarot und Paryl zu entspannen. Blankes Entsetzen reichte aus, um die Pupillen zu erweitern, aber lähmende Angst allein war offenbar nicht genug. Sie ließ ihren Blick schweifen und sah, dass andere vom verkrampfen Festhalten an der Reling ebenfalls weiße Knöchel hatten, aber auf so manchen der verkniffenen Schwarzgardistengesichter lag auch ein gespanntes Grinsen, das teils ihrer unglaublichen Geschwindigkeit und dem Wind galt, der ihnen um die Ohren pfiff, teils zweifellos der Aussicht, ihre Ausbildung nun am Ernstfall erproben zu können. Die meisten der Schwarzgardistenzwerge waren zurückgelassen worden, genau wie es Ausbilder Fisk angekündigt hatte, aber im letzten Moment hatte Hauptmann Eisenfaust entschieden, dass ihnen Teias Fähigkeiten eventuell nützlich sein könnten.
    Jetzt musste sie sich beweisen, und sie war noch nicht bereit dafür. Sie wusste, dass sie noch nicht bereit war.
    Allmählich entspannte sie sich ein wenig. Sie bemerkte, dass sie mit ihrer anderen Hand den Kragen ihres Waffenrocks und die Phiole umklammerte, die sie darunter um den Hals trug. Sie war sie bisher noch nicht losgeworden. Nicht, bevor die Papiere unterzeichnet und eingereicht waren und sie die Geldstöcke in ihren Händen hielt. Irgendwie kam es ihr noch immer so vor, als könne ihr all das noch weggeschnappt werden. Sie konnte heute etwas tun, was Schande über sie brachte, und die Schwarze Garde würde sich umentscheiden und sie aus ihren Reihen verstoßen. Sie öffnete ihre Faust und ließ die Phiole los.
    Es war nicht viel zu sehen, außer dem Nebel über den Wellen und den immer höher vor ihnen emporragenden Felsen. Hier würden heute Menschen sterben, und Teia drängte sich unwillkürlich die Vorahnung auf, dass auch sie zu diesen Menschen gehören würde.
    Sie näherten sich dem Kopf von Ru auf direktem Weg. Der Kopf war fast zweihundert Meter hoch, und auf dieser Seite führten nur ein paar schmale Ziegenpfade den blanken Fels hinauf. Sie waren

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