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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hatten Bögen bei sich, doch keiner war bespannt, als erwarteten sie, rechtzeitig vorgewarnt zu werden.
    Sie sind tot und wissen es noch nicht einmal.
    Der Steg war kaum fünfzehn Schritt lang. Zwei kleine Ruderboote waren daran vertäut. Sie hüpften auf den Wellen hin und her und rieben sich knarzend am Holz des Anlegers.
    Sie sandte einen Strahl Paryl-Licht aus und konnte sehen, dass alle drei eine vollständige Kettenrüstung und Helme trugen. Sie würde hier keine große Hilfe sein. »Alle tragen eine vollständige …«
    Eine Bogensehne surrte über ihr. Sie fuhr herum und sah, wie Priven gewandt einen neuen Pfeil aus seinem Köcher zog. Er hatte weiter nach rechts geblickt. Teia hatte sich so sehr auf den Kai konzentriert, dass sie nicht gesehen hatte, dass es eine kleine Hütte für die Wachen gab. Und dort lagen zwei Männer zu Boden gestreckt – in voller Sicht der Männer am Steg.
    Priven wandte sich ihnen bereits zu.
    »Drei«, sagte Halbstiefel, und einen Moment später sah Teia drei Pfeile durch die Luft zischen.
    Dem Wächter ganz links fuhr ein Pfeil durch den Hals. Er musste seine Wirbelsäule gespalten haben, denn der Mann fiel auf der Stelle schlaff ins Wasser. Ein zweiter Wächter griff sich seitlich an den Hals, aus dem wie aus einem Springbrunnen Blut spritzte. Ein unterdrückter Jammerlaut ertönte, als sich der dritte Mann umdrehte und sein Helm den für seinen Hals gedachten Pfeil abfing. Er drehte ihm den Helm vor die Augen, und der Mann rückte ihn mit einem Schlag wieder zurecht, während er sich in Bewegung setzte. Die drei Bogenschützen mussten eine weitere Salve abfeuern. Teia konnte nicht erkennen, ob sie den Mann getroffen hatten oder nicht, aber als er ins Wasser tauchte, schien es, als sei er mit Absicht gesprungen.
    »Los!«, zischte Halbstiefel. Die drei Bogenschützen rannten den Pfad hinab und legten dabei neue Pfeile an die Sehnen ihrer Bögen.
    Teia zog ihr Messer und folgte ihnen, da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte. Sie wandte ihren Paryl-Strahl der kleinen Hütte zu. Das Paryl durchschnitt die Lederklappen vor den Fenstern, als seien sie überhaupt nicht vorhanden. Sie sah, wie sich ein Mann im Kettenhemd auf die Tür zubewegte.
    »In der Hütte!«, flüsterte sie. »An der vorderen Tür!«
    Priven war bereits auf dem Weg zur Hütte, und als sich die Vordertür öffnete, sah Teia, wie er aus fünf Schritt Entfernung einen Pfeil in die Finsternis dahinter abschoss. In ihrer Paryl-Sicht sah sie den Mann zu Boden fallen.
    Halbstiefel und Zwieback waren auf den Steg geeilt und ließen ihre Blicke suchend über das Wasser gleiten. Es war noch immer so dunkel, dass sie auf jede Hilfe des Sonnenlichts verzichten mussten. Teia rannte zu ihnen hinaus. Die Bogenschützen liefen auf dem Steg vor und zurück und spähten, so gut es ging, in die Tiefen des Wassers hinab.
    Teias Paryl-Strahl strich durch das Wasser, das dessen Licht streute, dennoch erlaubte er ihr eine bessere Sicht als das Licht des sichtbaren Spektrums.
    »Da!« Teia streckte deutend die Hand aus. »Er taucht!« Der Mann schwamm – unter Wasser – in zwanzig Schritt Entfernung Richtung Norden auf das Ufer zu.
    »Kaum zu glauben«, sagte Zwieback. »Schwimmt in voller Rüstung. Hätte nicht gedacht, dass er das schafft.« Er zog einen Pfeil. »Ich schnappe ihn mir.« Von ihrem Standort direkt neben Zwieback aus glaubte Teia, um die Befiederung seines Pfeils herum einen leichten silbrigen Schimmer wahrzunehmen.
    Der schwimmende Soldat erreichte das Ufer siebzig Schritt weiter und tauchte langsam und geräuschlos an die Oberfläche. Zwiebacks Pfeil traf seinen unbedeckten Kopf, und er sank ins Wasser zurück. Teia hätte schwören können, dass der Pfeil in der Luft einen leichten Bogen beschrieben hatte. Wie zum Teufel machte er das?
    »Gute Leistung«, sagte Zwieback. »Und verdammt stark, der Knabe.« Er fluchte anerkennend.
    »Versichert euch, dass er auch wirklich tot ist«, sagte Hauptmann Eisenfaust.
    Zwieback sah, dass Teia ihn anstarrte, und ihre Frage war offensichtlich an ihren Augen abzulesen. Er legte einen Finger an die Lippen. Jetzt nichts sagen. Und so schwieg sie. Es gab wichtigere Dinge.
    Priven gab von der Hütte her ein Zeichen, das Teia als Entwarnung interpretierte, und Halbstiefel kam zurückgetrabt.
    »Du kannst durch Wände und durchs Wasser sehen?«, fragte er Teia. Halbstiefel war schon recht alt für einen Schwarzgardisten, einer jener schwarzhäutigen und blauäugigen

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