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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Ortschaften, die sich einmal dort oben befunden hatten, stieg Rauch auf, und Kip sah eine einzelne Blide, die die Stadt von hoch oben unter Beschuss nahm.
    Es musste schwierig gewesen sein, die Wurfmaschine auf das Kliff zu schaffen oder dort oben die Materialien zu ihrem Bau zu finden, aber sobald sie einmal da oben stand, gab es keine Möglichkeit mehr, sich gegen sie zu verteidigen. Und wenn die Blutröcke eine Blide hinaufgebracht hatten, dann würden sicherlich noch mehr folgen.
    Die Blide wurde erneut ausgelöst. Kip erschien es, als feuere sie beinahe wahllos in die Stadt. Die Entfernung war so groß, dass sie womöglich Tage benötigen würden, um eine Bresche in die Stadtmauer zu schlagen – aber Tage des in die Stadt regnenden Todes waren für deren Bewohner Tage des blanken Entsetzens.
    Die Stadtmauer wirkte unversehrt, doch das gesamte Hafengebiet der Stadt stand in Flammen, und überall im flachen Wasser waren die Rümpfe ausgebrannter Schiffe zu sehen. Offensichtlich hatten die vom Farbprinzen angeheuerten Piraten ganze Arbeit geleistet.
    Aber Gavin kümmerte sich im Moment eindeutig nicht um die Stadt. Sie passierten sie in einem großen Bogen und sahen, dass die Armee die Stadt völlig umstellt und alle umliegenden Ortschaften eingenommen hatte.
    »Grüne, fühlt irgendeiner von euch jetzt etwas Besonderes?«, fragte Gavin. Die Sonne hatte sich inzwischen vollständig über den Horizont erhoben. Vom Ufer aus wurden sie mit Musketen beschossen, aber die Schüsse erreichten sie nicht.
    »Fast scheint es mir hier eher schwächer als da draußen, wo …«, begann einer der Männer.
    »Mist!«, fluchte Gavin und ließ den Mann gar nicht erst zu Ende reden. »Natürlich! ›Die meiste Zeit‹, hat sie gesagt. Die meiste Zeit.« Er machte mit dem Gleiter eine scharfe Kehrtwende und steuerte wieder aufs Meer hinaus. Karris gab den anderen Gleitern Handsignale.
    »Was ist los? Was gibt’s?«, fragte Kip, und er wusste, dass er auch im Namen von einigen der anderen sprach.
    »Der Gottesbann ist riesig. Er ist in der Nähe, aber wenn er nicht hier ist, wo ist er dann?«, fragte Karris.
    Kip verstand noch immer nicht. Über ihnen sah er, dass die Kanonen der Festung auf dem Kopf von Ru das Feuer eröffneten. Bei jedem Schuss erhoben sich schwarze Rauchsäulen. Dort oben mussten größere Kanonen stehen, als Kip sie je gesehen hatte. Unten in der Meerenge hatte die Flotte der Chromeria einen unentschiedenen Kurs eingeschlagen. Weder hielten sie sich dicht an die Nordküste nahe der Festung, noch steuerten sie direkt die Mitte der Meerenge an.
    Nun, als die Kanonen das Feuer eröffneten und die Einschläge das Wasser um die Flotte herum aufspritzen ließen, reagierten die Schiffe der Chromeria rasch und wandten sich zur Mitte hin. Aber statt dass der Farbprinz die Mitte verstärkte, damit die Schiffe der Chromeria in Reichweite seiner Kanonen blieben, zogen sich seine Schiffe von dort zurück. Ein Schiff der Chromeria stand in Flammen und hatte seinen Großmast verloren, der Rest jedoch hatte die Flucht ergriffen.
    Überzeugt, sich dadurch in Sicherheit zu bringen, steuerten die Schiffe der Chromeria direkt die so entstandene freie Gasse an, erstaunt über die gelungene Flucht.
    Die großen Kanonen der Festung setzten eine Reihe der kleineren Schiffe in Brand. Menschen schrien, und Kip sah schemenhafte Gestalten, die sich schneller, als es eigentlich möglich sein sollte, durch das Wasser bewegten, heraussprangen und Luxin schleuderten. Vögel – ohne Zweifel Eisenschnäbel – bevölkerten die Luft.
    Aber als Kip den Blick von den individuellen Tragödien abwandte, die sich vor seinen Augen entfalteten – den sterbenden Menschen, den auflodernden Feuern, dem zu erstaunlichen Formen gebogenen Luxin –, sah er, dass der Farbprinz nicht die geringsten Anstalten machte, das Zentrum zu halten. Keine Schiffe eilten herbei, um die Verteidigungslinien dort zu verstärken.
    Und Kip packte dieses wilde, ungezügelte Gefühl. Was zum Teufel ging hier vor?
    Es wurde schwieriger, strategisch zu denken. Kip wollte töten, er wollte losrennen, sich bewegen – und obwohl er mit einer Geschwindigkeit dahinschoss, die höher war als alles, was die meisten Menschen in ihrem gesamten Leben kennenlernten, war es ihm nicht genug. Er wollte sich bewegen, als wäre er sein eigener Herr und könnte über alles selbst bestimmen.
    Was hatte Karris gesagt? »Wenn er nicht hier ist«?
    Aber er war hier.
    »Ein Gottesbann schwimmt

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