Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
Schüler wirkten tatsächlich hochinteressiert, und Kip verzweifelte. Werde ich auch mal so wie die?
    Natürlich hatte er gedacht, dass die Chromeria ein Ort der Bildung war – aber doch ein Ort der praktischen Bildung. Kip begann, die Buntglasmosaiken in Augenschein zu nehmen, die sämtliche Fenster des Obergadens säumten. Da war Lucidonius selbst, mit sanfter Miene und in einem weißen Gewand, umringt von seinen parianischen Kriegern, aber mit einer Haut, die um einiges heller war als die ihre. Das war interessant. Kip hatte stets gehört, er sei ein parianischer Außenseiter gewesen.
    Oh, vielleicht war er selbst unter den Parianern ein Außenseiter gewesen.
    Kip stellte sich plötzlich wütende Auseinandersetzungen darüber vor, welche Farbe die Haut des Lucidonius wohl exakt gehabt hatte, als das Buntglas eingebaut worden war. Er wusste, dass die Parianer ihn für sich beanspruchten, vor allem ihren Rivalen, den hellhäutigen Ruthgari, gegenüber, die ihnen an Reichtum und Macht überlegen waren.
    Je dunkler Lucidonius, desto stärker würden die Ruthgari daran Anstoß nehmen.
    Und jetzt betrachteten Menschen diese Fenster und glaubten, dass sie, bloß weil sie alt waren, der Wahrheit entsprechen müssten – obwohl das Buntglas doch erst Hunderte von Jahren nach Lucidonius’ Tod eingebaut worden war.
    Faszinierend. Kip wünschte, er hätte die Wahrheit gekannt.
    Oh, verdammt. Das ist genau das, was der alte Phrasendrescher dort oben tut, nicht wahr? Er versuchte, die Welt über die Interpretation eines Wortes zu verändern, so wie Kip sich gerade vorgestellt hatte, dass sich alle Welt um die jeweilige Tönung von ein paar Farbpigmenten in einem Fenster drehte.
    Der Blaue hatte die Stimme wieder gesenkt, und Kip musste sich vorbeugen, um ihn zu verstehen. Aber er hatte ein Wort gesagt, das Kips Aufmerksamkeit erregt hatte: Lichtbringer. »… was auch der Grund dafür ist, warum man den Lichtbringer am besten als eine Metapher für jeden von uns versteht. Jeder von uns bringt Licht in die dunklen Winkel der Welt. Nicht durch missionarischen Eifer. Wenn den Barbaren, die jenseits der Ewigdunklen Pforten leben, ihre jeweilige Religion gute Dienste leistet, wer sind wir, uns anzumaßen, ihr Wesen verändern zu wollen? Sind sie nicht auch Kinder Orholams? Wir sollen Licht in die dunklen Winkel unseres eigenen Lebens bringen, indem wir freundlich und großzügig sind, indem wir kein schlechtes Zeugnis über andere ablegen, indem wir verschwenderisch lieben. Der Lichtbringer kommt nicht. Höret, oh Kinder von Am, der Lichtbringer ist nicht der eine. Wir alle sind Lichtbringer.«
    Den Luxiaten schienen schier die Augen aus den Höhlen zu springen, und alle machten sie den Eindruck, als würden sie gleich schreiend aus dem Raum rennen, um sich in Milch zu baden.
    Bei der Vorstellung wäre Kip beinahe in Gelächter ausgebrochen.
    Heiliger Strohsack, Kip. Du brauchst mehr Schlaf.
    Der Hohe Luxiat trat ans Podium. Er würdigte Klytos Blau keines Blickes. »Chor der Infraroten«, sagte er, »wäre es vielleicht möglich, unsere Zusammenkunft mit ›Vater des Lichts, vergib uns‹ zu beschließen?« Es war offensichtlich nicht das ursprünglich vorgesehene Lied.
    Oh, nett.
    Doch die Männer stimmten das Lied an, und sie sangen wunderschön.
    Nach dem Lied schlurften alle hinaus, und Kip fragte Ben-hadad: »Also, was war das jetzt?«
    »Eine Lüge aus den Tiefen der Hölle«, antwortete Ben-hadad. Zwei Mädchen in der Reihe vor ihnen drehten sich um und sahen Ben-hadad an, aber er beachtete sie nicht. »Es hat immer Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten um den Lichtbringer gegeben. Wer er ist oder sein wird oder ob er vielleicht bereits gekommen ist. Die Chromeria behauptet, er sei schon gekommen und dass Lucidonius der Lichtbringer war. Sein Name bedeutet schließlich ›Lichtgeber‹.«
    »Aber du kaufst ihr das nicht ab?«, hakte Kip nach.
    »Ich kenne nicht alle Gründe, die dafür oder dagegen sprechen, aber meine Eltern glauben es jedenfalls nicht.«
    Kip musterte ihn eindringlich. Was Ben-hadad da gerade gesagt hatte, gehörte mit zum Dümmsten, was Kip je gehört hatte, und der verdrießliche Blick, der sich plötzlich auf Ben-hadads Gesicht breitmachte, verriet ihm, dass auch er sich durchaus darüber im Klaren war.
    »Ich will nicht in einer Zeit leben, in der die ganze Geschichte schon entschieden ist«, erklärte Ben-hadad.
    Was immer noch dumm war: Es gefällt mir nicht, wie die Welt ist, also muss

Weitere Kostenlose Bücher