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Die Blendende Klinge

Die Blendende Klinge

Titel: Die Blendende Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sie anders sein?
    »Der Lichtbringer wird ein Genius der Magie sein«, bemerkte Teia plötzlich. Sie war bisher ungewöhnlich still gewesen. »Ein Krieger, der alle hinwegfegt, die vor ihm waren. Er wird von Jugend an groß sein. Er wird Dinge tun, die niemand je für möglich gehalten hat, und uns auf den rechten Pfad zurückführen. Lucidonius war nicht einmal ein guter Wandler. Er ist dahintergekommen, wie man farbige Brillengläser macht, aber das macht ihn wohl kaum zum Genius, oder? Der Lichtbringer wird uns beschützen. Er wird Götter und Könige erschlagen.«
    Ich habe einen König getötet.
    Ein Frösteln überlief Kip.
    »Es gibt keine Könige mehr«, mischte sich ein älterer Junge ein. »Lucidonius hat die letzten von ihnen getötet. Und die letzten Götter.«
    »Das waren Lucidonius’ Leute«, wandte Ben-hadad ein. »Nicht Lucidonius persönlich.«
    »Es ist das Gleiche«, sagte der Junge. »Wenn man sagt: ›Der Farbprinz hat Garriston genommen‹, meint man damit nicht, dass er es irgendwie mit den Händen genommen hat. Man meint nicht einmal, dass er unbedingt selbst bei der Einnahme der Stadt dabei war. Es heißt nur, dass es auf seinen Befehl geschehen ist. Das ist …«
    »Kinder!«, meldete sich angewidert ein Luxiat im schwarzen Talar zu Wort. Kip fragte sich, wie lange der Mann ihnen wohl schon zugehört hatte. »Was sind das für Reden! Irgendwelche verschwommenen Erinnerungen an die Torheiten eurer Eltern, gemischt mit dem Aberglauben der Umnachteten. Geht in euren Unterricht. Ich werde eure Blasphemien an diesem heiligen Ort nicht dulden. Und jetzt hinaus!«

34
    »Dieses Kleid bringt deine Schönheit nicht gebührend zur Geltung«, sagte ein junger Mann zu Liv, als sie aus dem Lagerhaus von Garriston trat, in dem sie sich zusammen mit einigen der heimatlosen Frauen und ihren Kindern einquartiert hatte. »Noch ist dies ein Quartier, das deinen Gaben gerecht würde.« Er lächelte das Lächeln eines Jünglings, der weiß, dass er hinreißend ist. »Ich bin Zymun. Dein Tutor.«
    Und er wäre in der Tat hinreißend gewesen, wäre nicht sein gesamtes Äußeres von dem Verband über seiner Nase sowie seinen beiden blaugeschwollenen Augen verschandelt gewesen. Zymun wirkte wie sechzehn oder siebzehn, Livs Alter, aber vielleicht war er auch älter, oder vielleicht gab er sich einfach so, als wäre er älter. Er hatte gelocktes schwarzes Wuschelhaar, eine Adlernase, die der Verband noch größer machte, einen breiten Mund und perfekte, strahlend weiße Zähne. Atashische Haut, dichte Brauen und hellblaue Augen mit einem Ring aus vielen Farben um den Halo. Er trug ein blütenweißes neues Hemd – wo bekam man nach einer so gewaltigen Schlacht neue Hemden her? –, und über seinen Ärmeln waren seine Unterarme mit vielfarbigen Armschienen bedeckt, die mit fünf dicken Farbbändern auf weißem Hintergrund versehen waren. Außerdem trug er einen blitzsauberen Umhang mit dem gleichen Muster: von einem verschwommen schwarzen Band für Infrarot über Rot, Orange und Gelb bis zu Grün. Ein Fünf-Farben-Polychromat. Fünf!
    In der ganzen Chromeria gab es nur etwa zwanzig Fünf-Farben-Polychromaten. Vielleicht waren noch ein paar weitere gerade in Ausbildung. Wenn sich dieser Junge eine Menge auf sich einbildete, dann hatte er auch allen Grund dazu.
    Unausstehlich.
    »Hast du etwa einen Kampf verloren?«, fragte Liv. Wie unhöflich!
    »Genau genommen war es ein fehlgeschlagener Mordversuch. Ich habe einen Boxhieb ins Gesicht kassiert. Und bin für mein Versagen geschlagen worden, als ich zurückkam. Nachdem ich durch ein Meer geschwommen war, in dem es von Haien nur so wimmelte.« Er lächelte.
    »Du machst Witze.«
    »Wenn dem so wäre, hätte ich einen merkwürdigen Sinn für Humor. Keine sehr komische Geschichte, oder?«
    »Es stimmt also?«
    »Beim nächsten Mal klappt’s besser, denke ich. Komm, wir müssen dich aus diesen Lumpen rausholen – diesen alten Kleidern – und dich in etwas Ansprechenderes stecken.«
    Er war ihr Tutor, den ihr Lord Omnichrom selbst zugewiesen hatte, daher ging Liv davon aus, dass sie ihm gehorchen musste. Sie zuckte die Achseln und folgte ihm durch die Stadt. Das Lagerhaus war nicht weit entfernt vom Travertin-Palast – Liv fühlte sich in der Nähe der dort untergebrachten Soldaten einfach sicherer. In Kriegszeiten als Frau allein zu sein bedeutete, dass man immer vorsichtig sein musste.
    Aber als Liv Zymun folgte, sah sie, dass seine Wandlerkleidung ihm bessere

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