Die Blitzhochzeit
hatte offenbar geplaudert. Eric stand mit ernster Miene am Eingang und sprach mit den Montagues. Er setzte zweifellos seinen ganzen Charme ein, um sich Zutritt zum Ball zu verschaffen. So wie Jonah seinen Bruder kannte, würde dieser mit Sicherheit Erfolg haben. Die Situation war ernster, als er geahnt hatte.
Viel ernster.
„Komm." Jonah legte den Arm um Nikkis Schultern und schob sie durch die erstbeste Tür.
Leichenblass und mit großen Augen sah sie ihn hilflos an. „Was soll ich jetzt tun?"
Er presste die Lippen zusammen. Es war ein Fehler gewesen, auch nur ein Glas Champagner zu trinken - zumal er seit anderthalb Tagen nicht geschlafen hatte. Im Moment hätte er für eine heiße Dusche und acht Stunden Schlaf einen Mord begehen können. Vor Übermüdung war er unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Eines stand jedenfalls fest: Es gab nicht viele Möglichkeiten. Genau genommen nur eine.
„Mir scheint, uns bleibt keine andere Wahl", erklärte er. „Du musst jemanden heiraten, den Eric nicht einschüchtern kann."
„Wir haben bereits jeden gefragt", entgegnete Nikki resigniert. „Es ist niemand mehr übrig."
„Doch. Ich."
Es dauerte einige Sekunden, bis sie den Sinn seiner Worte erfasst hatte. „Aber du hast doch gesagt..."
„Vergiss, was ich gesagt habe."
„Du willst mich heiraten?" Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Warum? Ich meine ... ich will natürlich nicht undankbar sein, aber ...." Allmählich wich ihre Verblüffung unverhohlenem Misstrauen. „Warum willst du mir auf einmal helfen, nachdem du es vorhin noch abgelehnt hast?"
„Ich habe heute Abend bereits eine andere junge Dame im Stich gelassen", erwiderte er selbstironisch. „Zweimal hintereinander kann selbst ich nicht so rücksichtslos sein."
„Das begreife ich nicht."
„Macht nichts." Lächelnd deutete er auf die Treppe am Endes des Korridors. „Wollen wir es hinter uns bringen? Wir brauchen eine Heiratserlaubnis. Ich habe vorhin gehört, wie jemand sagte, dass man die nötigen Papiere unten in der Bibliothek erhalten würde."
Nikki zögerte.
Beinahe hätte Jonah laut aufgelacht. Er war bereit, sich ihretwegen mit seiner ganzen Familie zu überwerfen, und sie schien noch immer nicht zufrieden zu sein. Hätte sie Eric von Anfang an zurückgewiesen, hätte sie jetzt nicht in dieser prekären Lage gesteckt. Nun, wenn er Erics Zukunft sichern, die Jobs von zwei leitenden Mitarbeitern von „International Investment" retten und zugleich deren hoffnungslos verstrickte Privatleben ordnen wollte, dann musste er schnellstens handeln.
„Ich weiß, ich bin nicht in der Position zu streiten", begann sie vorsichtig.
„Da hast du Verdammt recht", warf er ein.
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. „Trotzdem muss ich auf gewissen Bedingungen bestehen."
Er atmete tief durch. „Natürlich."
„Erstens: Du musst Eric überzeugen, dass wir ein glücklich verheiratetes Paar sind.
Schaffst du das?"
Die Frage bewies, wie wenig Vertrauen sie in seine Fähigkeiten hatte - und das kränkte ihn gewaltig. „Ich werde ihm klarmachen, dass er es bereuen wird, wenn er sich meiner Frau aus anderen als geschäftlichen Gründen nähern sollte. Oder denkst du, er würde mir nicht glauben, dass ich es ernst meine?" fügte er ironisch hinzu.
Nikki hielt seinem herausfordernden Blick fünf Sekunden stand, bevor sie errötend den Kopf senkte. „Er wird dir glauben", lenkte sie ein.
„Gut. Dann lass uns gehen."
„Warte, ich bin noch nicht fertig."
„Lady, ich werde dich Heiraten. Was willst du noch?"
„Ich will mich nur vergewissern, dass es keine Missverständnisse zwischen uns gibt."
Jonah stöhnte leise auf. „Glaub mir, ich verstehe dich besser, als du ahnst."
„Ich rede von grundlegenden Dingen, über die ich später keinen Streit mit dir möchte."
„Dann solltest du dich besser beeilen. Ich gebe dir genau dreißig Sekunden", sagte er kühl.
„Danach bist du allein."
Anscheinend nahm sie seine Warnung ernst. Ohne kostbare Zeit Zu vergeuden, zählte sie die Fragen an den Fingern, ab. „O kay, du wirst also Eric überzeugen, dass wir ein glückliches Paar sind. Zweitens: Du bist doch bereit, nach New York zu ziehen, oder? Und du wirst bei mir bleiben, bis die Sache mit Eric ein für allemal geklärt ist?"
„Ja."
„Drittens: Dir ist hoffentlich klar, dass deine Aktivitäten nicht mit meinem Beruf kollidieren dürfen."
„Ja." Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Was noch?"
Wäre nicht dieses;
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