Die Blitzhochzeit
arbeiten."
„Wir müssen uns beeilen", erklärte Jonah, als sie in den Ballsaal zurückkehrten. „Ich möchte Eric nicht über den Weg laufen.'"
Nikki blieb vor dem ersteh Salon stehen. „Wie es scheint, können wir unter allen möglichen Zeremonien wählen. Was bevorzugst du?"
„Die schnellste."
Er öffnete eine Tür und spähte in den Raum. Nikki schaute ihm über die Schulter und seufzte enttäuscht auf. Jonah konnte es ihr nicht verübeln. Das Zimmer war nett eingerichtet, aber sehr unpersönlich. Er zögerte, als der Friedensrichter sie heranwinkte. Aus unerklärlichen Gründen fand Jonah den eisblauen Brokat, die Nussbaummöbel und die künstlichen Blumen abstoßend. Diese Umgebung passte nicht zu Nikki.
Er trat einen Schritt zurück und schloss die Tür wieder. „Nein."
„Was stimmt denn nicht?"
„Es sind zu viele Paare vor uns", log er in der Gewissheit, dass sie nicht genug von dem Zimmer gesehen hatte, um Zu widersprechen. „Versuchen wir es woanders."
Der zweite Salon war schon eher nach seinem Geschmack. Perfekt. Klein und behaglich, wirkte er mit seiner altmodischen Einrichtung ungemein einladend. Eine verspielte Laura-Ashley-Tapete schmückte die Wände, das weiche Sofa und die bequemen Ohrensessel waren mit tiefrotem, Samt bezogen und hatten Schondeckchen aus elfenbeinfarbener Spitze.
Auf einer kunstvoll geschnitzten Anrichte stand ein prachtvolles silbernes Teeservice. Die Stirnseite des Raums wurde von einer Feuerstelle beherrscht, über der ein antiker goldgerahmter Spiegel hing. Der Duft frischer Blumen in kostbaren Kristallvasen mischte sieh mit dem aromatischen Geruch des Hickoryholzes, das im Kamin brannte."
Dies war die ideale Kulisse für Nikki.
Sie war ihm gefolgt und stieß einen leisen Schrei des Entzückens aus. „O Joe, das ist wundervoll!"
„Nicht schlecht", erwiderte Jonah. Er wusste selbst nicht, weshalb ihm die Wahl des richtigen Salons plötzlich so wichtig war. Offenbar war er erschöpfter, als er gedacht hatte.
Ein Geistlicher erhob sich aus dem Stuhl neben dem Feuer. „Willkommen", begrüßte er sie lächelnd. „Sie möchten heiraten?"
„Ja, bitte", antwortete sie. „Und zwar schnell, wenn es Ihnen nichts ausmacht."
„Gern, meine Liebe. Doch bevor ich beginne, muss ich Sie bitten, sich diesen Schritt noch einmal gründlich zu überlegen."
Jonah hätte beinah laut aufgestöhnt. Er durfte über seine Entscheidung nicht nachdenken, sonst würde er vermutlich die Flucht ergreifen. Nein, je schneller sie es hinter sich brachten, desto besser. „Hören Sie, wir haben es uns überlegt, wir haben uns entschieden, und wir haben es eilig." Er reichte dem Geistlichen den Umschlag mit den Unterlagen. „Können wir jetzt anfangen?"
Der Priester rückte umständlich seine Brille zurecht. „Leider nein. Eine Ehe ist eine ernste Bindung, die man nicht leichtfertig eingehen darf. Deshalb möchte ich, dass Sie sich einander zuwenden und sich anschauen. Vergewissern Sie sich, dass Ihre Wahl richtig ist."
Jonah unterdrückte einen Fluch und drehte sich zu Nikki um. Was er sah, gefiel ihm. Sie war groß und wohlproportioniert -eine hinreißende Frau. Ihre veilchenblauen Augen hielten seinem Blick ruhig stand. Das hatte er auf Anhieb bei ihr gemocht. Natürlich besaß sie auch noch andere Qualitäten, die ihm zusagten.
Ihr Mund lud zum Küssen ein, und ihre Haut war so weich, wie er es noch nie bei einer Frau erlebt hatte. Das dichte kastanienbraune Haar betonte ihre Schönheit. Lächelnd betrachtete er ihre elegante Hochfrisur. Im Lauf des Abends hatten sich daraus einige widerspenstige Locken gelöst und umschmeichelten nun ihre Schläfen.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Frisur Nikkis Charakter widerspiegelte. Sie bemühte sich, den Anschein vo n kühler Überlegenheit zu wahren, doch ganz gelang ihr das nicht.
Gleichzeitig war sie zwischen ihrem Temperament und dem Wunsch nach eiserner Selbstbeherrschung hin-und hergerissen. Rein äußerlich wirkte sie völlig gefasst, aber tief in ihr brannte ein Feuer, das sie wahrscheinlich selbst erschreckte, weil es die ruhige, geordnete Existenz bedrohte, die sie sich aufgebaut hatte. Ein letzter Blick in ihre Augen bestätigte seine Theorie: Sie verrieten ihre Unsicherheit, ihre Verzweiflung, ihre Leidenschaft - und auch ihre innere Kraft und unerschütterliche Entschlossenheit.
Er begehrte diese Frau.
Er wollte den Funken, der in ihr glomm, zu einem lodernden Feuer entfachen. Es tat ihr nicht gut, all diese
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