Die Blitzhochzeit
nervöse Flackern in ihren Augen gewesen, hätte er vermutet, dass diese Diskussion sie völlig unberührt ließ. Bislang hatte sie die Fragen wie ein menschlicher Computer heruntergerasselt, doch der verwundbare Ausdruck in ihren Augen verriet sie.
Was immer jetzt kommen mochte, der nächste Punkt hätte der erste auf ihrer Liste sein sollen und nicht der letzte.
„Ich muss wissen, was du willst."
Verwundert zog er die Brauen hoch. Er hatte etwas Wichtige res erwartet. „Ich will dich heiraten, deine Karriere retten und dich dann deiner Wege gehen lassen." Gleichzeitig würde er „International Investment" vor weiteren geschäftlichen Fehlschlagen schützen und Eric Zeit geben, wieder zur Vernunft zukommen.
„Ist das alles?" Nikki befeuchtete ihre Lippen. „Mehr verlangst du nicht von mir?"
Allmählich dämmerte ihm, worauf sie hinauswollte. Diese Erkenntnis löste eine sonderbare Reaktion in ihm aus. Er fühlte sich wie ein Jäger, der endlich seine wehrlose Beute gestellt hatte. „Möchtest du wissen, ob ich mit dir schlafen will?"
„Ja."
„Ich glaube nicht, dass wir darüber diskutieren müssen." Amüsiert registrierte er, dass sie erleichtert aufatmete. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie bei geschäftlichen Verhandlungen wohl auch so begriffsstutzig war. Er würde später mit ihr darüber reden müssen. Schließlich wollte er nicht, dass die Firma wegen ihrer Fehleinschätzungen in Gefahr geriet,
„Haben wir nun endlich all deine Sorgen ausgeräumt?"
„Ja.“
„Dann sollten wir es hinter uns bringen, bevor dein Boss die Montagues beschwatzt und uns aufgespürt hat." Jonah warf ihr eine n prüfenden Blick zu. „Weiß er eigentlich, welchen Zweck dieser Ball verfolgt?"
„Ich glaube nicht. Ich habe ihm erzählt, ich würde hier meinen Ehemann treffen", gestand sie. „Ich habe keine Ahnung, warum er mir gefolgt ist. Vielleicht war er neugierig auf dich
... auf meinen Mann, meine ich natürlich", korrigierte sie sich rasch.
„Vielleicht hat er dir auch nicht abgenommen, dass du jemanden treffen willst. Hoffentlich erwähnen die Montagues nicht, weshalb sie diesen Ball veranstalten, sonst stecken wir in der Klemme." Er nahm ihren Arm. „Wir müssen die Bibliothek finden."
Lakaien in weiß-goldenen Uniformen wiesen ihnen den Weg, Kurz darauf standen sie vor einer Mitarbeiterin des örtlichen Friedensrichters. Sie trug ein Namensschild mit der Aufschrift „Dora Scott". Hinter ihr hing ein Plakat mit dem Hinweis: „Wenn's schneller gehen soll, füttern Sie mich mit Hummer und Kaviar!" Vor ihrem Tisch hatte sich eine kleine Schlange gebildet, doch als Nikki und Jonah endlich die notwendigen Papiere ausgefüllt hatten, waren sie mit der Frau allein.
„Wen haben wir denn da?" Dora streckte die Hand nach den Unterlagen aus.
Jonah erkannte in letzter Sekunde, welches Unheil ihm drohte. Hastig stellte er sich vor:
„Joe Alexander."
Er betete im stillen, dass Nikki die abgekür zte Form seines Namens nicht mit Erics Halbbruder in Verbindung bringen möge. Sein eigentlicher Vorname war schließlich so ungewöhnlich, dass seine wahre Identität offenkundig geworden wäre, falls Dora damit herausplatzte. Solange er nicht mit Nikki verheiratet war, hatte er nicht die Absicht, seine Verbindung mit Eric zu enthüllen.
Dora schaute ihn an und lächelte. „Gut, Joe." Dann studierte sie das zweite Formular. „Und Nicole."
„Nikki", korrigierte die künftige Braut sie prompt. Sie deutete auf das Poster. „Leider haben wir Ihnen nichts mitgebracht."
„Schon gut. Noch ein Käsebällchen, und ich platze. Okay, Leute, fangen wir an."
Innerhalb weniger Minuten hatte Dora den Papierkram erledigt und reichte ihnen einen dicken blauweißen Umschlag.
„Die Eheschließungen werden in den Salons hinter dem Ballsaal vorgenommen. Geben Sie das Kuvert dem zuständigen Beamten oder Geistlichen. Die hübsche Urkunde können Sie behalten. Es ist lediglich ein Souvenir und kein offizielles Dokument. Das schicken wir Ihnen später per Post." Sie sah sie an. „Haben Sie noch Fragen?"
„Keine", erwiderte Jonah.
Dora nickte. „In diesem Fall möchte ich Ihnen noch einen Rat geben: Passen Sie gut aufeinander auf."
„Auf Menschen aufzupassen ist meine Spezialität", versicherte Nikki.
„Komisch", meinte Jonah. „Das wollte ich auch gerade sagen."
'„Wundervoll, zwei mitfühlende Seelen", stellte Dora amüsiert fest. „Und nun hinaus mit Ihnen. Sie müssen heiraten, und ich habe zu
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