Die blonde Geisha
meine Finger zu bewegen, dann die Zehen. Ich musste es schaffen, bevor die beiden Mädchen zurückkamen. Ich wackelte mit den Hüften, der Kimono öffnete sich. Mein ganzer Körper bebte, als ob eine forschende Hand mich berührte. Ich drückte die Handfläche zwischen meine Beine, um mich zu bedecken, spürte die zarte Haut unter meinen Fingern, dann …
Ich schnappte nach Luft. Ich hatte kein Höschen an, war völlig nackt unter dem Kimono!
Wo waren meine Kleider? Jetzt fiel es mir ein. Simouyé hatte ihr Dienstmädchen Ai gerufen, um mir die nassen Kleider auszuziehen. Ai sprach nicht viel, sie ließ nur meine Kleider verschwinden. Es war mir furchtbar peinlich, nackt in diesem kalten Raum zu stehen.
Ich wickelte mich in eine Decke, rannte in den Korridor und prallte direkt gegen das alte Dienstmädchen. Sie grummelte “stinkige Ausländer”, reichte mir eine weiße Seidenrobe und eine Tasse Tee, der seltsam schmeckte und meine Lippen verbrannte. Sie beobachtete mich, wie ich den Tee – in dem ich glaubte, einen Schuss Reiswein zu schmecken – leer trank und dann in tiefen Schlaf fiel. Ich erwachte erst, als ich das Schnippen der Schere hörte.
Verwirrt versuchte ich, mich aufzusetzen, aber meine Muskeln waren steif. Ich verfluchte die Götter, die mich mit unsichtbaren Fesseln auf dem Futon festhielten. Es musste der Tee gewesen sein. Dann hörte ich Stimmen. Mädchenstimmen.
Sie kamen zurück.
“Sie hat uns nichts getan, Youki-san. Warum willst du, dass sie ihr Gesicht verliert?”
“Dein Hirn ist so weich wie Entenfedern, Mariko-san”, schimpfte Youki. “Weißt du denn nicht, was der Kaiser erlassen hat?”
Mariko entgegnete mit kleiner Stimme: “Nein.”
“Er hat großen Respekt vor den Abendländern und drückte seinen Wunsch aus, dass unsere Männer weiße Frauen heiraten.”
Ich hörte, wie Youki fortfuhr, dass alles sich wegen dieser Abendländer ändern würde, diese Englisch sprechenden Menschen, die bei Festen nur über Politik redeten und die Kunstfertigkeiten der Geishas völlig ignorierten. Gerne hätte ich ihr gesagt, was ich davon hielt, aber der Reiswein hatte mich zu träge gemacht.
“Was können wir schon tun, wenn der Kaiser diese Ehen befürwortet?” fragte Mariko. “Wir sind nur kleine Bedienstete.”
“Ich werde bald eine Maiko sein. Und falls die Götter in dein ehrliches Gesicht lächeln, Mariko-san, dann du vielleicht auch.”
“Ich möchte aus ganzem Herzen Maiko werden.”
“Also, wieso soll dann dieses Mädchen alle Aufmerksamkeit bekommen, Mariko-san? Was wird dann aus uns?”
“Keine Sorge, Youki-san. So lange Männer sexuelle Wünsche haben, wird es Geishas geben.” Ihre Stimme klang jung und sanft. Ich entdeckte eine Sehnsucht nach Erfüllung in diesem jungen Mädchen, die meiner Sehnsucht gleichkam. Und so presste ich die Augen zu und betete, dass dieses Mädchen mir helfen würde.
“ Okâsan, Mama-san, sagt, dass dieses Mädchen auch Maiko werden wird. Das bedeutet, sie wird irgendwann eine Geisha sein.” Youkis Worte klangen zornerfüllt.
“Bist du sicher, dass das stimmt, Youki-san?”
“Warte nur ab, Mariko-san. Sie wird die Herzen aller Männer, die ins Teehaus kommen, erobern, und uns beiden wird nichts bleiben.”
“Nichts?” fragte Mariko ungläubig. Ich verlor die Hoffnung, dass dieses Mädchen mir helfen würde.
“Nichts. Kein Wohltäter, der uns unser eigenes Teehaus kauft, wenn wir alt sind. Wir werden arm bleiben und nicht mehr wert sein, als ein Sack voller Knochen, der den Hunden zum Fraß vorgeworfen wird. Ist es das, was du willst, Mariko-san?”
Mariko schwieg einen langen Augenblick, dann sagte sie: “Diese blonde Gaijin wird uns das nicht antun, Youki-san. Das fühle ich einfach.”
“Ich warne dich, Mariko-san. Wir müssen dieses Mädchen loswerden, oder wir alle werden den Göttern, die unser Glück bestimmen, einen hohen Preis bezahlen müssen.”
“Nein, Youki-san, ich werde nicht zulassen, dass du ihr so etwas Schreckliches antust.”
“Du kannst mich nicht daran hindern.”
“Doch, das werde ich!”
Darauf folgte lautes Gepolter, es klang, als würde das ganze Teehaus von wilden Tieren auseinander genommen. Mit größter Anstrengung zwang ich mich, die Augen zu öffnen.
Es stimmte.
Zwei Mädchen.
Die miteinander kämpften.
Trotz meiner Benommenheit konnte ich ihre Umrisse sehen, wie sie miteinander rangen, ihr langes Haar löste sich und floss über ihren Rücken. Der blassgelbe Kimono der einen
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