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Die blonde Geisha

Die blonde Geisha

Titel: Die blonde Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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Puppe aussah. Sie streckte beide Hände aus und legte ihren geneigten Kopf darauf. Der strenge Geruch ihrer lackierten Perücke ließ ihn zusammenzucken, genauso wie die Tatsache, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Der Raum war nur schlecht beleuchtet, und nachdem sie sich so unterwürfig verneigte, befürchtete er, niemals herauszufinden, ob es sich um das gesuchte Mädchen handelte.
    Er bat sie, die Perücke abzunehmen. Sie zögerte, tat es aber schließlich. Schweiß rann über sein Gesicht. Sein Herz hämmerte. War er nun am Ende seiner Reise angekommen?
    Nein. Das Haar unter der Perücke war schwarz.
    “Ist das das Mädchen?”
    Reed hatte sich so auf das Haar konzentriert, dass er gar nicht hörte, wie die Mama-san hinter ihn trat. Er ging zu der jungen Frau, beugte sich herab und hob ihr Kinn an, obwohl er die Antwort im selben Moment bereits kannte. Sie war es nicht.
    Ohne ein Wort verließ Reed das Teehaus und streifte allein durch die Straßen von Kioto. Er lief und lief. Der Geruch von Gewürzen hing in der feuchten Luft und kitzelte seine Nase. Obwohl er sich weigerte, aufzugeben, begann er langsam an dem Erfolg seiner Mission zu zweifeln. Wie war er nur in diese Lage geraten? Reed Cantrell war ein Abenteurer, er hatte grauenvolle Stürme auf den Ozeanen überlebt, sogar einmal Schiffbruch erlitten. Und jetzt war er nach Japan zurückgekehrt, weil er einem sterbenden Mann ein Versprechen gegeben hatte, doch er brach seine Versprechen nie. Er
musste
dieses Mädchen finden.
    Aus diesem Grund faszinierte ihn diese junge Geisha mit dem wunderschönen Gesicht unter der schwarzen Kapuze so sehr. Wie sie ging, wie sie sich hielt. Sie neigte nicht einfach nur den Kopf und lächelte wie die anderen Geishas, die er kannte. Verdammt, es war mehr als das. Etwas Teuflisches blitzte in ihren Augen, das Versprechen, dass einen Mann tief in der Seele berühren konnte. Reed stellte sich vor, wie er ihr Gesicht berührte, wie sie ihn mit ihrer sanften Stimme locken, seine Hand nehmen und zu ihren Brüsten führen würde.
    Nackte Brüste. Weiß. Rosabraune Brustwarzen. Seine Zunge umspielte ihre Knospen. Er lag neben ihr auf einem seidigen Futon, streichelte ihre festen Hüften, ihre Schenkel, schmeckte sie, berührte sie, erkundete endlose Nächte lang ihren zarten Körper. Sie würde ihn anflehen, hart und schnell in sie zu stoßen, würde sich ihm entgegenbäumen, heiß und nass. Er träumte davon, den Rhythmus zu variieren, sich zurückzuhalten, erst zu kommen, wenn sie selbst explodierte und den höchsten Gipfel erreichte.
    Schwer atmend lief Reed weiter die Stufen des Kiomidzu-Tempels hinauf, lief mit langen Schritten durch das verhüllte Tor und wartete, bis sie mit ihren laut klappernden Holzschuhen die Treppe empor kletterte.
    Hier oben war die Luft klar und frisch. Er atmete ein paar Mal tief durch, füllte seine Lungen mit kühler, feuchter Luft. Dann sah er, wie sie sich mit sinnlich schwingenden Hüften von ihm entfernte. Am liebsten hätte Reed ihr hinterher gerufen, hätte sie angefleht, ihm die Wahrheit zu sagen, ihn wissen zu lassen, ob seine Reise ein Ende gefunden hatte.
    War dieses Mädchen Kathlene Mallory?
    “Hör mich an, großer Meister Buddha”, flüsterte ich so schnell, dass nur die lang gezogenen Silben vernehmbar waren. Ich presste die Handflächen aneinander und schlang die blaue Perlenschnur um die Hände. Es war der Rosenkranz meiner Mutter, ein Schatz, den ich seit meiner Kindheit bewahrte. Als ich das buddhistische Gebet murmelte, hatte ich nicht das Gefühl, die Götter zu betrügen. Meine Gedanken beim Beten waren absolut rein.
    Zugleich sah ich mich aus den Augenwinkeln um. Wo war der gut aussehende Gaijin?
    Ein wenig gereizt seufzte ich. Der Gaijin mit dem hübschen Gesicht und den breiten Schultern war weg, obwohl ich ihn kurz davor, als ich durch das Tor ging, noch gesehen hatte. Er hatte sich abseits gehalten, hinter den Bettelmönchen mit ihren langen roten Gewändern, den bis zu den Schultern reichenden Strohhüten und den nach Almosen ausgestreckten Schalen. Jetzt war der Fremde verschwunden.
    In der Hoffnung, ihn doch noch zu Gesicht zu bekommen, blieb ich vor einer Steinlaterne neben einem kleinen Heiligenschrein stehen, hob einen winzigen Kieselstein auf, sprach ein Gebet und warf ihn gegen die Laterne. Es hieß, wenn der Stein in die Laterne fiel, dann würden meine Gebete erhört. Ich blickte zu den Bergen, die in rosa und lila Licht getaucht waren, ein feiner

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