Die blonde Geisha
zerstört, der die magischen Fäden bewegte, damit mein Märchen lebendig wurde. Ich fühlte mich wie an jenem ersten Tag im Teehaus. Ganz allein. Damals wie heute war meine Seele leer.
Ich lief weiter. Nicht alles im Leben einer Geisha war märchenhaft. Ich dachte daran, wie Mariko mir erzählt hatte, dass ein Mädchen auf dem Weg zur Geisha das Lager mit dem Mann teilen musste, der für sie ausgesucht worden war.
Mizuage. Dieses Ritual, bei dem die innerste Blume der Frau geöffnet wurde, Blatt für Blatt, wurde von diesem Mann nach einer genauen Zeremonie durchgeführt. Sieben Nächte lang drang er mit den Fingern in ihr Feige ein, jedes Mal ein wenig tiefer, bis sie bereit war, seinen hochgeschätzten Jadestab zu empfangen. Mein Herz setzte einen Moment aus, als ich daran dachte und schlug dann umso schneller.
Mein
Leben würde völlig anders verlaufen als das der anderen Maikos.
Mein Entschluss stand fest. Meinen ersten Liebhaber würde ich selbst aussuchen. Wieso auch nicht? War ich nicht bestens ausgebildet in der Kunst, einen Mann mit Worten zu verführen oder mit der langsamen, wiegenden Bewegung meines festen Körpers? Um dann seinem Jadestab einen sehnsüchtigen Blick zu schenken, die Augenbrauen geformt wie der Neumond. Ich würde ihn mit seidigen Liebkosungen nahe an den Höhepunkt bringen und ihn dann in meinem tiefen Tal willkommen heißen.
Außerdem hatte ich gelernt, wie man Higo Zuiki anwandte, lange Fäden aus getrockneten Pflanzenfasern, die man in Wasser tauchte, damit sie weich und glitschig wurden. Ich wusste, wie man sie um den Dolch eines Mannes schlang, ihn wieder und wieder umwickelte, damit er noch länger und noch härter wurde. Dann überredete man ihn, sich auf den Rücken zu legen, schob ihm ein Seidenkissen unter den Hintern, um seinen hoch geschätzten Jadestab zu erhöhen, und stellte seine Knie auf. In dieser Position könnte ich ihm größtes Vergnügen schenken, weil meine Lotusblüte weit geöffnet und das Blumenherz, der Muttermund, sich durch die Schwerkraft senkte. Dadurch wurde die Eichel des Mannes auf angenehmste Weise stimuliert.
Bei dem Gedanken wurde ich rot wie eine Kirschblüte unter der heißen Sommersonne und von einem seltsamen Sehnen erfüllt. Aber Mariko glaubte ja nicht, dass ich jemals eine Geisha sein könnte.
Ich seufzte. Natürlich hatte ich nicht so kleine Brüste und Hände wie die anderen Maikos, auch waren meine Augen nicht mandelförmig. Ich hatte dunkle, schwere Wimpern, meine Augen waren rund und groß, der Blick darin immer neugierig, wenn nicht sogar kokett.
Beim Weitergehen hob ich den Kimono mit der rechten Hand, wie es Tradition war. Schuldgefühle nagten an mir, als ob Mariko hinter mir liefe und auf meinen Saum träte, damit ich langsamer ginge. Sie würde mich mal wieder darauf aufmerksam machen, dass der Kimono so eng getragen wurde, damit die Geishas sich voller Anmut bewegten und die Augen und die Seelen der anderen erfreuten. Am Ende der Shijo Straße überquerte ich die Hauptstraße von Gojo-dori und wanderte die Higashiojidori Avenue hinauf. Dann rechts auf die Gojozaka.
Doch Mariko war nicht bei mir, um mich auszuschimpfen, deswegen lief ich noch schneller, es ging nicht anders. Viele Pilger schlurften neben mir her. Missionare aus der Doishisha-Schule, englische Geistliche, französische Priester. Gebetsgongs und frommes Händeklatschen schallten in meinen Ohren, während wir alle denselben gewundenen Pfad entlangliefen.
Erst als ich bereits die riesige Veranda sehen konnte, die auf den Felsen des Kiomidzu-Temples gebaut war, bemerkte ich, dass mir außer den beiden Männern noch jemand folgte. Mir stockte der Atem, erschrocken darüber, dass ein weiterer Mann mich anstarrte. Er war kein Japaner.
Er war ein Gaijin.
Und groß, sehr groß.
Neugierig musterte ich ihn. Er hatte mittelbraunes Haar und sah sehr gut aus. Der Wind blies ihm die Haarsträhnen aus der Stirn und offenbarte Augen, die mich erröten ließen. Sein Blick schien mir den schwarzen Umhang, den ich trug, einfach auszuziehen, genauso wie den Kimono, er wanderte langsam über meinen ganzen Körper, meine Brustwarzen richteten sich auf, mein Samtmund wurde feucht vor Verlangen. Seine stechend blauen Augen sagten mir deutlich, was er wollte. Seidige Liebkosungen. Zarte Lippen. Sinnliches Flüstern.
Sein Mut ließ mich selbst mutig werden. Ich starrte zurück, und jetzt fiel mir seine seltsame Kleidung auf. Er trug enge, braune Lederhosen und ein weißes Hemd,
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