Die blonde Geisha
Kopf hin und her werfen, mich winden? Was, wenn ich mich nicht beherrschen konnte, ihn mit den Beinen umklammerte, weil ich mehr wollte, weil ich mehr
brauchte
…
Nein. Darüber wollte ich nicht nachdenken.
Ich nahm einen kleinen Fächer, wedelte mir Luft zu und setzte einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf. “Ich vermute,
du
findest großen Gefallen an diesem sexuellen Ritual.”
Youki lächelte. “Ich wünschte, ich wäre so glücklich, von Baron Tonda-sama ausgewählt worden zu sein.”
“Und weshalb?”
“Wie man hört, kann der Baron eine Frau viele Tage und Nächte lang durch den Garten der Lust führen, sie mit seinem Samen füllen und ihr verborgenes Elixier aus dem tiefsten Kern der Weiblichkeit hervorlocken.”
“Was auch immer du gerne glauben magst, Youki-san”, entgegnete ich mit einer Festigkeit in der Stimme, die mich selbst überraschte, dann klatschte ich mit dem Fächer auf den Boden. “Ich tue das einzig und allein für Okâsan.”
Höhnisch lächelnd entgegnete Youki: “Du wirst deine Meinung schon noch ändern, wenn der Baron dafür sorgt, dass du vor Lust aufschreist. Ich werde deinen unterdrückten Schreien lauschen, dann werde ich wissen, wann er den tiefsten Punkt deiner Mondgrotte erreicht hat.”
“Ich habe keine Zeit für deine wilden Geschichten, Youki-san.” Abwehrend wedelte ich mit dem Fächer, stand auf und ließ den Kimono fallen. “Ich muss mich nun für heute Nacht vorbereiten und würde gern allein sein.”
Youki kam mit der zu erwartenden Anmut einer Geisha auf die Füße und reckte das Kinn. “Falls der Baron mich bittet, euch später Gesellschaft zu leisten, dann glaube bloß nicht, dass ich es deinetwegen tue.”
“Aha?”
“Es wäre mir eine Ehre, ihm
alles
zu geben, was er wünscht.” Youki kniff die Augen zusammen. “Aber falls ich dann meine Zähne zu fest in deine Brustwarzen vergrabe, vergiss nicht, dass der Baron glauben wird, ich tue das für sein Vergnügen.”
Sollte das eine Warnung sein? Eine Drohung? “Was auch immer heute geschieht, Youki-san, vergiss niemals, dass der Baron
dich
nicht gewählt hat.”
Youki grinste durchtrieben. “Hat Mariko-san dir denn nicht erzählt, dass ich seinen hochgeschätzten Jadestab bereits letzte Nacht genießen durfte?”
“Nein”, versetzte ich. “Sicherlich hat er dich nur genommen, weil er mich nicht haben konnte.”
“Tatsächlich? Du bist nur eifersüchtig, dass ich ihn zuerst hatte.”
“Eine gefallene Blüte kann nicht wieder an den Ast zurück, Youki-san. Der Baron wird schnell gelangweilt sein von dir. Ich denke, er bevorzugt frische und unschuldige Frauen.”
Youki warf den Kopf zurück und lachte. “Dann sei nicht überrascht, wenn der Baron sich als nächstes Ziel diese langweilige kleine Mariko-san wählt.”
Wie von einer Tarantel gestochen jagte ich hinter ihr her, wirbelte meinen Kimono durch die Luft. “Wenn der Baron es wagt, Mariko-san auch nur zu berühren, werde ich ihn töten!”
“So gierig wie sie auf den Rikscha-Jungen ist, wird es höchste Zeit, dass sie endlich den Jadestab eines Mannes kennen lernt.”
Überrascht hob ich die Augenbrauen, als wollte ich fragen: Hisa-don? Und Mariko? Das glaube ich nicht.
Oder stimmte es vielleicht doch? Hatte meine künftige Schwester deshalb so ungehörig reagiert, als Hisa-don versuchte, mich im Garten zu verführen?
Was für eine Närrin war ich gewesen! Und doch verspürte ich keinen Ärger, keine Eifersucht. Nur Belustigung. Ich dachte über Mariko nach. Sie war viel zu besessen vom Pflichtgefühl, um ihre leidenschaftlichen Gefühle für den Jungen jemals auszuleben.
Unsanft schob ich Youki zur Tür. Ohne ein weiteres Wort zog sie die Papiertür auf und hinter sich wieder zu, geräuschlos, wie es alle Geishas es tun.
Um meine Hüfte wickelte ich ein dünnes Tuch, dann schlüpfte ich in den Unterkimono. Ich drapierte den gelben Kimono fest um meinen Körper, befestigte ihn mit zwölf Schnüren und legte eine blaugoldene Schärpe an. Als Nächstes steckte ich ein kleines blaues Seidentuch in die Schärpe, zog saubere weiße Strümpfe an und blickte mich suchend nach meiner schwarzen Perücke um.
Schließlich fiel mir auf, dass ich vergessen hatte, das schmale rote Band mit den Gold- und Silberfäden unter den Kragen zu stecken. In diesem Moment plagten mich keine Ängste, jagten mich keine Dämonen, machte mir die Vergangenheit nicht zu schaffen. Ich verspürte nur eine ungeheure Heiterkeit. Am Ende dieser Woche
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