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Die blonde Geisha

Die blonde Geisha

Titel: Die blonde Geisha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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nicht zulassen, dass die Frau, die mein Vater liebte, vernichtet wurde, weil ich nicht gehorchte. Zu meiner eigenen Überraschung überkam mich ein Pflichtgefühl, das ich noch nie zuvor verspürt hatte. Ich zitterte.
    Wer war diese Maiko in mir mit diesem neuen Pflichtbewusstsein?
Was
war sie?
    Vor ungefähr drei Jahren, als ich das Teehaus zum ersten Mal betrat, wollte ich nur eines: Geisha werden. Dieser Zeitpunkt, den ich als wichtigsten meines Lebens betrachtet hatte, war nun gekommen.
    “Bist du bereit, mit mir zu kommen, Kathlene?” fragte Reed.
    Entschlossen schüttelte ich den Kopf. “Lass mich runter, Reed-san, bitte.”
    “Aber, Kathlene …”
    “
Bitte
…”
    Zögernd setzte Reed mich ab. “Die Männer des Barons sind Mörder, Kathlene. Bitte, nimm doch Vernunft an …”
    “Ich kann nicht mit dir gehen, Reed-san.”
    “Wie bitte?”
    “Versteh mich doch. Mein Vater würde nicht wollen, dass Okâsan etwas geschieht …”
    Reed packte mich und sah mir tief in die Augen. “Ich verstehe nicht, welche Macht dieser Baron über dich hat, Kathlene. Ich weiß nur, warum ich hier bin, was ich versprochen habe, und dieser Verrückte soll verflucht sein, du kommst mit mir!”
    “Lebt mein Vater noch, Reed-san?” fragte ich ihn mit funkelnden Augen. “Lebt er noch?”
    Reed schluckte schwer.
    “Ich werde nie und nimmer zulassen, dass der Baron Okâsan und dem Teehaus des Sehnsuchtsbaumes schadet, Reed-san.”
    “Aber, Kathlene …” protestierte er.
    Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. “Ich tue, was ich tun muss, und danach kannst du mir von meinem Vater erzählen.”
    “Du bist nicht nur schön, meine blonde Geisha, sondern auch sehr mutig.”
    Erfreut lächelte ich. Dann riss ich mich von ihm los und bedeutete Reed und Mariko, mir zum Haupteingang zu folgen.
    Im Tempel war es still.
    Und dunkel. In der Ferne sah ich zwei Lichter, die auf uns zukamen. Die Männer des Barons.
    “Ich bin bereit, zurück zum Teehaus zu gehen, Mariko-san”, sagte ich atemlos. “Ich werde die Lust von Baron Tonda-sama stillen.” Warum sagte ich das? Wollte ich den Gaijin eifersüchtig machen?
    Schnell richtete ich meine schwarze Perücke, schob das blonde Haar darunter und zog den Umhang über, den Mariko mir hinhielt.
    “Hisa-don wartet auf uns”, sagte meine junge Freundin und schnappte meine Hand.
    Ich nickte. “Wir müssen gehen.”
    “Ich bleibe in der Nähe, für den Fall, dass diese Trottel etwas anstellen”, zischte Reed.
    “Versteck dich, Reed-san, bevor sie dich sehen.”
    Hastig eilte ich aus dem Tempel, Mariko dicht auf meinen Fersen. Die beiden Männer stellten uns, knurrend, die Schwerter gezogen und mit grimmigen Gesichtern. Ich sprach mit ihnen, besänftigte sie, versicherte, dass ich wisse, was ich dem Baron schuldete. Sie wagten es nicht, mich anzufassen. Sie hatten Befehl vom Baron, seiner Jungfrau nichts zu tun.
    Hoch erhoben hielt ich den Kopf, all die Jahre der Ausbildung machten sich jetzt bezahlt. Barfuß lief ich die Treppe hinunter zu der Rikscha, vor der Hisa auf uns wartete, sein schlanker, muskulöser Körper glänzte im Regen. Er verneigte sich tief als er uns sah. Wir stiegen ein.
    In der Rikscha war es warm und trocken, doch ich konnte mich nicht entspannen, denn Mariko sagte etwas, was mich sehr überraschte.
    “Ich fühle tief im Herzen, Kathlene-san, dass die Götter böse auf mich sind”, sagte sie mit leiser Stimme.
    “Was meinst du damit, Mariko-san?”
    “Es war falsch, diese schrecklichen Dinge zu dir zu sagen.” Mariko biss sich fest auf die Lippen, wie meistens, wenn sie ihre Gefühle unterdrücken wollte.
    “Auch mir tut leid, was ich gesagt habe”, gestand ich. “Aber wenn du es genauso wünschst wie ich, dann können wir doch unser törichtes Benehmen vergessen und zusammen endlich das Ritual der Schwesternschaft feiern.”
    Mariko strahlte. “Auch ich wünsche, dass wir Schwestern werden, Kathlene-san. Okâsan sagte, das Ritual könne in der Nacht vor deiner Entjungferung stattfinden, die Nacht, in der du Geisha wirst, den Kragen wendest und deinen neuen Geisha-Namen wählst.” Sie hielt inne. “Hast du dich schon für einen Namen entschieden?”
    “Ja. Statt eines traditionellen Namens möchte ich Kimiko genannt werden, das war der Geisha-Name von Lady Jiôyoshi.”
    “Kimiko”, sagte Mariko. “Das gefällt mir.”
    “Ich dachte, Geisha zu werden wäre für mich das Wichtigste auf der Welt, Mariko-san. Jetzt bin

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