Die blonde Geisha
musste dich sehen, Kathlene.”
“Es gibt nichts mehr zu sagen.”
“Warum kommst du nicht mit mir?”
“Ich muss meine Frühlingsgabe an Baron Tonda-sama verkaufen, das uralte Ritual Mizu-age …”
“Was ist das?” fragte er ungeduldig.
“Die Entjungferungszeremonie. Sieben Nächte lang bereitet der Baron meinen Körper darauf vor, zu …”
Brach ihre Stimme? Versuchte sie krampfhaft, ein Aufschluchzen zu unterdrücken?
“Du darfst diesen Wahnsinn nicht mitmachen, dieser Baron kann deine Jungfräulichkeit nicht kaufen wie eine Ware. Das ist unzivilisiert.”
“Du gehörst zu denen, die sie ‘Barbaren’ nennen, Reed-san.”
“Hör mir zu, Kathlene, das ganze verdammte Teehaus beobachtet uns, und deswegen sage ich es laut und deutlich: Du wirst mit diesem Baron weder heute noch in einer anderen Nacht schlafen. Das werde ich auf gar keinen Fall zulassen.”
“Du verstehst das Leben einer Geisha nicht, Reed-san. Es ist Tradition, dass eine Maiko ihre Jungfernschaft verkauft. Eine sehr alte Tradition, so alt wie der Sehnsuchtsbaum.”
“Sehnsuchtsbaum? Was ist das für eine verrückte Geschichte?”
“Wenn die Geisha ihren Liebhaber am Tor verabschiedet, läuft sie zurück zum Weidenbaum und dreht sich um, um ihm noch einen Blick voller Sehnsucht zuzuwerfen.”
“Verstehe.” Er nickte. “Und wirst du mit Sehnsucht auf den Baron zurückblicken, nachdem er es mit dir getrieben hat? Oder würdest du dann lieber jemand anderen sehen?”
Sie blickte ihn fest an. “Du weißt, dass ich dir darauf nicht antworten kann.”
“Gibt es da jemanden, Kathlene? Gib mir die Antwort, die ich in deinen Augen erkenne. Sag es mir!”
“Ich kann nicht … ich kann nicht. Du verstehst das nicht. Ich habe keine Wahl …”
“Auf der Veranda, da warst du erregt, deine Brüste vor Lust geschwollen, die Brustwarzen prall. Wenn ich nicht geschworen hätte, dich als Jungfrau zurückzubringen, Kathlene, wenn ich der Barbar wäre, als den du mich bezeichnest, dann hätte ich dich auf der Stelle dort genommen, und du hättest mich nicht davon abgehalten. Nicht wegen einer völlig veralteten Tradition. Du wolltest mich genauso sehr wie ich dich.”
Kathlene starrte ihn an. Sie war nicht länger das junge, hilflose Mädchen, er konnte sehen, dass sie eine Stärke gewonnen hatte, die er nicht begreifen konnte.
Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Reed folgte ihrem Blick und sah, wie eine junge Geisha hinter der nicht ganz geschlossenen Schiebetür hervorschaute. Sie spionierte sie aus und unternahm nicht den geringsten Versuch, sich zu verstecken, so als sei dieses Verhalten völlig normal.
“Bitte, Reed-san, du musst gehen!” flüsterte Kathlene. “Sofort! Nichts was du sagen könntest, würde meine Meinung ändern.”
“Ich glaube dir nicht. Ich muss mit dir sprechen.”
“Nein. Ich … ich muss mich jetzt auf heute Nacht vorbereiten.”
“Damit dieser verdammte Baron dich in die Arme nehmen kann?” Er umfasste ihre Brüste, strich über die Spitzen, hielt sie fest, genoss die Sinnlichkeit ihres Körpers und das tiefe Seufzen.
“Nein, Reed-san, nicht, nicht hier, nicht jetzt, überhaupt nie!”
“Warum quälst du dich selbst so, Kathlene? Warum gibst du dich einem keuchenden Samurai hin?” Er legte eine Hand auf ihre Hüfte. “Dein Vater würde nicht wollen, dass du …”
“Mein Vater würde das verstehen, Reed-san”, wisperte sie. “Er hat mich gelehrt, stark zu sein und Mut zu zeigen in Zeiten der Gefahr. Das ist mein Schicksal.”
“Schicksal? Sag mir, was für ein Leben wirst du führen, nachdem der Baron mit dir geschlafen hat? Jede Nacht ein anderer Mann? Ist es das, was du willst?”
“Du verstehst nicht, wie wir leben!”
“Ich weiß nur so viel: Dein Vater würde keinesfalls wollen, dass du wie die Frauen endest, die ich in Shimabara gesehen habe, die nur ein Stück Seide tragen, das nicht mehr verdeckt als ihr versteinertes Herz. Die Männer ansprechen und sie mit hochgereckten Armen anflehen, sie für eine Nacht zu bezahlen.”
Kathlene überlegte einen Moment. “Es ist wahr, dass mein Vater mich nicht in ein Geisha-Haus gehen lassen wollte. Ich erinnere mich gut an den Abend, an dem er mich hierher brachte, sehe den Schmerz auf seinem Gesicht bei der Vorstellung, mich in dem Blumenquartier zurücklassen zu müssen. Aber er wusste, dass Simouyé sich meiner wie einer Tochter annehmen und nicht zulassen würde, dass mir etwas Schlimmes geschieht.” Ihre Stimme wurde
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