Die blonde Geisha
Fächer war der aufsteigende Mond.
Mein pochendes Blumenherz, das bereit war, seinen Jadestab zu empfangen.
Jede einzelne Bewegung war eine Andeutung, ein Versprechen, eine Verweigerung, wobei ein scharfes Lustgefühl durch mein Innerstes zuckte. Ich tanzte schneller und schneller, Schweiß lief mir über den Nacken, über mein Gesicht, über den Rücken, über die Schenkel, als ob Regen meinen süß duftenden Pfirsich benetzte.
Jeden einzelnen Schritt führte ich präzise aus, so, wie ich es in den letzten Jahren gelernt hatte. Der Tanz war verführerisch und hinreißend, Blicke und Bewegungen bedeuteten alles. Schließlich zog ich den Seidenschal unter meiner Schärpe hervor, die Wolke, die den Mond verschleierte.
“Tanz schneller”, rief der Baron.
Schneller? Ich kniff die Augen zusammen und nahm die Herausforderung an. Ich drehte mich, die langen Ärmel flatterten im Halbkreis um meinen Körper, bis ich ein einziger Wirbel aus Licht und Schatten zu sein schien.
Silberne Fäden schimmerten durch meinen transparenten Kimono, umschlangen meine schlanken Beine, meine Schenkel. Das dunkle Haar um meinen Samtmund funkelte unter den silbernen Blitzen, meine Brustwarzen brannten vor Lust, das Begehren stieg in meinen Hals und höher in mein blasses Gesicht. Mit glühenden Augen sah ich ihn an.
Mit glühenden,
grünen
Augen.
Mein Herz setzte einen Moment lang aus. Ich bekam keine Luft. Was hatte ich getan?
Sofort hörte ich auf zu tanzen, ließ mich auf die Matte fallen und drückte die Stirn auf den Boden. In meiner Ekstase hatte ich meine grünen Augen ganz und gar vergessen. In der Vergangenheit hatte ich immer den Blick gesenkt gehalten, wenn ich Fremde traf. Wieso hatte ich nun den Baron direkt angesehen, das Gesicht beleuchtet von der goldenen Flamme der Öllampe? Es war ein dummer, trotziger Blick gewesen.
Ich zitterte. Solange er glaubte, ich wäre eine Geisha namens Kimiko, hatte ich nur ein wenig Angst vor ihm gehabt. Doch nun fragte ich mich, welcher Tod mich erwartete, wenn er herausfand, dass ich Edward Mallorys Tochter war.
“Er weiß, wer ich bin, Mariko-san”, flüsterte ich hinter dem Wandschirm.
“Bist du sicher?”
“Ja, unser aller Leben ist in Gefahr.”
“Ich bin nicht in Gefahr. Du könntest fliehen, während der Baron …”
“Nein. Ich werde dich mit diesem Wahnsinnigen nicht allein lassen.”
“Du musst, Kathlene-san! Bitte, ich möchte das für dich tun.”
Wir standen in der Dunkelheit hinter dem Wandschirm, nicht allzu weit entfernt vom Baron, der sich nun selbst Saké nachschenkte. Ich fragte mich, welche Regel er als Nächstes brechen würde. Mariko klammerte sich an mich.
Am Ende des Tanzes hatte ich mich tief verneigt und den Baron gebeten, mich ein paar Minuten zu entschuldigen, damit ich den schweißnassen Kimono wechseln könne, bevor wir mit der Zeremonie begannen. Der Baron, der sich gerade den rohen Fisch mit Ingwer gönnte, rülpste laut und knurrte seine Zustimmung.
“Lass mich nicht allzu lange warten, Kimiko-san”, brummte er mit Fischstückchen zwischen den Zähnen. “Ich hungere nach dem Geschmack deines Erwachens, wenn ich meine Finger in dich einführe. Ich beabsichtige deinen kleinen Kieselstein so lange zu polieren, bis ich meine Finger in deinem heißen Saft baden kann.”
“Warum habe ich mich von dir nur überreden lassen, Mariko-san.”
“Ich weiß warum.”
“Warum?”
“Weil wir Geisha-Schwestern sind.”
Heiße Tränen schossen mir in die Augen. “Wir waren immer schon Schwestern, Mariko-san, vom ersten Tag an, als ich das Teehaus des Sehnsuchtsbaumes betrat.” Liebevoll drückte ich ihre Hand.
“Ja, so ist es”, wisperte Mariko.
Und dann, bevor ich es verhindern konnte, trat Mariko hinter dem Wandschirm vor.
Gekleidet in einen hautfarbenen, durchsichtigen Kimono, das Haar genauso frisiert und geschmückt wie meines, das Gesicht hinter einem Schleier verborgen, verneigte sie sich vor dem Baron. Dann legte sie sich auf den Futon unter das Moskitonetz und öffnete die Beine weit, bereit, meine Rolle bei der Zeremonie zu übernehmen.
Reed hoffte, sich unentdeckt in das Teehaus schleichen zu können. Vorsichtig lief er seitlich an der hohen Mauer entlang. Über den Kiesweg. Je näher er dem Eingang kam, desto bewusster wurde ihm, dass es zu einfach war, zu still, dass ihm irgendjemand auflauerte.
Seine Augen versuchten, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, als er hinter sich plötzlich das Knacken eines Zweiges hörte. Ihm
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